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Sport Osterwieck: Warum Fußballer beim Triathlon mitmachen

Einen Triathlon im Osterwiecker Sommerbad schon im Juli, das gab es bisher selten. Und auch das sportliche Ergebnis offenbarte eine Seltenheit.

Von Mario Heinicke Aktualisiert: 28.07.2021, 10:51
Start frei zum Schwimmen im 50-Meter-Becken des Osterwiecker Sommerbades.  Sechs Bahnen lagen vor den  Teilnehmern des Osterwiecker Triathlons.
Start frei zum Schwimmen im 50-Meter-Becken des Osterwiecker Sommerbades. Sechs Bahnen lagen vor den Teilnehmern des Osterwiecker Triathlons. Foto: Mario Heinicke

Osterwieck - 15 Männer und Frauen, dazu sechs Kinder – Schwimmmeister Ronald Bönisch war sehr zufrieden mit der Teilnehmerresonanz dieser 29. Auflage des Osterwiecker Triathlons am Sonntagabend. Denn es hatten sich im Vorfeld doch einige der Stammgäste in den Urlaub abgemeldet. Die in diesem Jahr späten Schulferien, die bis in den September und damit ans Ende der Badesaison reichen, haben ihre Aktie daran.

Ronald Bönisch stellte aber aufs Neue erfreut fest, dass dieser Ausdauerdreikampf aus Schwimmen, Radfahren und Laufen eine treue Anhängerschaft besitzt, zu der auch immer mal wieder Neulinge stoßen – und dann bestenfalls ebenfalls Feuer gefangen haben.

Dabei hat dieser kleine, familiäre Wettbewerb durchaus einen Werbeeffekt für das bereits 130 Jahre alte, aber 2006 sanierte Sommerbad. Mehrere Teilnehmer kommen bis aus Quedlinburg, bringen ihre Familien als Zaungäste mit. Und der Schwimmmeister ist gewissermaßen auch ein Förderer der ambitionierten Triathleten. Denn in Abstimmung mit der Stadt ermöglicht er spezielle Trainingszeiten. Mit sichtbarem Erfolg, wie er aus zwei Blickwinkeln feststellt. Auch zu den Trainingsstunden kommen Gäste aus anderen Orten, und die Sportler können Fortschritte in ihrer Schwimmtechnik und damit ihren Schwimmzeiten aufweisen.

Seriensieger findet seinen Meister

Sichtbar zum Beispiel bei Christoph Tantius, der diesen 29. Triathlon für sich entschied. Auch wenn der Osterwieck quasi Titelverteidiger war und schon zum dritten Mal gewann, so ist dieser Erfolg doch etwas Besonderes. Denn er schaffte es, den aus Wasserleben stammenden und heute in Quedlinburg wohnenden Seriensieger Daniel Ragoß (bisher 13 Siege) auf den zweiten Platz zu verweisen. Was in der Vergangenheit lediglich 2014 einem Danny Götze aus Veckenstedt gelang.

Was aber zugleich deutlich macht, dass auch ein Seriensieger nur dann erfolgreich ist, wenn er entsprechend trainiert. Und da fehlt es nicht wenigen ambitionierten Athleten seit vorigem Jahr an Motivation. Seit Beginn der Corona-Pandemie gab und gibt es nur sehr wenige Wettkämpfe im Ausdauersport, weil niemand weiß, ob ein langfristig geplanter Wettkampf, wenn der Termin heran ist, überhaupt stattfinden darf. Ob sich also das monatelange, mitunter harte Training überhaupt lohnt.

Daniel Ragoß berichtete, dass er seit Beginn der Pandemie lediglich im September 2020 an der „Hölle von Q“ teilnehmen konnte. Christoph Tantius dagegen steht im vollen Training, hat Ende Juni schon einen „halben“ Ironman bestritten und einen Startplatz auf gleicher Streckenlänge für das kommende Wochenende an der Müritz ergattert.

Gegen Distanzen wie an der Müritz über insgesamt mehr als hundert Kilometer fühlt sich der Osterwiecker Triathlon wie ein kurzes Aufwärmen an. 300 Meter Schwimmen, rund zehn Kilometer auf dem Rad, drei Kilometer Laufen. Doch die Strecken sind bewusst so kurz gelegt, damit sie viele Athleten ansprechen. Auch Wenig- oder Untrainierte. Oder Athleten aus anderen Sportarten.

Vom Fußball zum Beispiel. Mario Schwarze, Trainer der Lüttgenröder Kreisligakicker, hatte seine Spieler zur Trainingseinheit beim Osterwiecker Triathlon eingeladen. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran. Und er nahm es gelassen, dass letztendlich mit Nick Schünemann doch nur einer seinem Vorbild gefolgt war. Doch dafür schlug sich der 20-jährige Stürmer prächtig. Beim Schwimmen sah er für sich noch Trainingsbedarf, doch spätestens auf den zwei Laufrunden unterstrich er sein Ausdauertalent, stürmte mit der zweitbesten Laufzeit aller Teilnehmer vom siebten auf den vierten Platz vor.

Den Dritten, Christian Boldt, erreichte er aber nicht mehr. Der Halberstädter Stammgast freute sich um so mehr über diesen Treppchenplatz, zumal bei dieser starken Konkurrenz erzielt.

Aufs Neue am8. August

Nick Schünemann ist übrigens kein Neu-, sondern ein Wiedereinsteiger. Als Kind hatte er schon am Triathlon im Sommerbad teilgenommen. Ebenfalls der Osterwiecker Thomas Killian ist kein Neuling, sondern irgendwann in den Jahren vor der Badsanierung schon mal am Start gewesen. Also vor 2006. In der Coronazeit hat er, wie nicht wenige andere Menschen auch, mangels Freizeitangeboten des Öfteren die Laufschuhe geschnürt und fühlte sich nun fit für den Triathlon. Den er im guten Mittelfeld absolvierte.

Am Sonntag, 8. August, wird es noch einen zweiten Triathlon geben, es ist dann zugleich der 30. seit seiner Premiere im Jahr 1998. Einige der Starter vom Sonntag werden dann im Urlaub, wieder andere aus den Ferien zurück sein. Der Start um 17 Uhr wird anders erfolgen. Kein gemeinsamer Sprung ins Wasser, sondern als sogenannter Verfolger mit Einzelstarts. Das Nass im 50-Meter-Becken wird dann nach dem Start nicht so aufgewühlt sein.

Anmeldungen sind bei Ronald Bönisch unter Telefon 01 74/167 11 34 möglich oder vor Ort bis kurz vor dem Start. Natürlich auch wieder für die Kinder, die auf kürzeren Strecken schon ab 16 Uhr unterwegs sind.

Das Umziehen ist  die vierte Disziplin beim Triathlon. Man kann viel Zeit lassen, aber auch herausholen. Vorn Marco Lipke.
Das Umziehen ist die vierte Disziplin beim Triathlon. Man kann viel Zeit lassen, aber auch herausholen. Vorn Marco Lipke.
Foto: Heinicke
Beim Radfahren war es noch ein Duell zwischen Daniel Ragoß (links) und Christoph Tantius, beim Laufen zog der Verfolger aber davon.
Beim Radfahren war es noch ein Duell zwischen Daniel Ragoß (links) und Christoph Tantius, beim Laufen zog der Verfolger aber davon.
Foto: Heinicke
Fußballer Nick Schünemann holte beim Laufen viel auf.
Fußballer Nick Schünemann holte beim Laufen viel auf.
Foto: Heinicke
Im Harzkreis ist Ruth Heise eine Lauflegende. Auch mit 71 Jahren kommt die Halberstädterin gern  nach Osterwieck zum Triathlon. Sie brachte sogar das Zahlenkunststück fertig, mit Startnummer 58 genau 58:58 Minuten unterwegs zu sein.
Im Harzkreis ist Ruth Heise eine Lauflegende. Auch mit 71 Jahren kommt die Halberstädterin gern nach Osterwieck zum Triathlon. Sie brachte sogar das Zahlenkunststück fertig, mit Startnummer 58 genau 58:58 Minuten unterwegs zu sein.
Foto: Heinicke