Bei "Drei dumme Nüsse für Aschenbrödel" sind die Lachmuskeln der Zuschauer im Dauerstress Premiere der Aller-Laien: Das ostdeutsche Aschenputtel wohnt hinter Socken-Wellen
Die Theatergruppe Aller-Laien hat mit ihren neuen Theaterstück "Drei
dumme Nüsse für Aschenbrödel" Premiere gefeiert. Warum hinter den Nüssen
liebenswerte Dummheit steht, da hatte sich Regisseurin Katrin Kaiser
wieder etwas Originelles einfallen lassen.
Ostingersleben l Selbst wer noch träumen kann und Phantasie entwickelt, wurde von "Drei dumme Nüsse für Aschenbrödel" überrascht. Das neueste Stück der Aller-Laien bietet eine imposante Mischung aus schrulligen Märchenwald-Figuren, edlen und weniger majestätischen Damen und Herren, kauzigen Ostdeutschen mit einem gar fremdartigen Dialekt aus plattdeutsch und sächsisch, hochwasserbehosten Abgesandten der dänischen Krone und natürlich den Bewohnern des Gehöftes gleich hinter Socken-Wellen.
Regisseurin und Autorin Katrin Kaiser stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Auch wenn "ich das Buch von 24 auf 21 Seiten gekürzt habe, war es eine Mammutarbeit für die Schauspieler", gab sie unumwunden zu. Die Szenensprünge hatten es in sich, der erste Texthänger war nur eine Frage der Zeit, doch Märchenoma Helga Frank fungierte auch gekonnt als Souffleuse. Das Publikum honorierte den Lapsus mit Applaus, hatte sichtlich und hörbar seinen Spaß.
Doch zurück nach Socken-Wellen im schönen Bördelande gleich neben dem Märchenwald. Man ahnt es, dort nämlich wohnt in einem Gehöft Aschenbrödel (Patrizia Frank) mit ihrer garstigen Stiefmutter (Steffi Homann) und deren zwei leiblichen Töchtern Tusnelda (Dörthe Krause) und Klarabella (Kerstin Otto). Trotz schmuddeligem grauen Kleid erobert Aschenbrödel das Herz des vagabundierenden Prinzen (Stephanie Intrau), der mit seinem Vertrauten Ferdinand (Sabrina Bergmann) im Wald herumstreunt. Leider hat es umgekehrt auch sie ganz schön erwischt. Zum Glück, das Hofknecht Jaroslaw (Regina Krause) von einer Shoppingtour in die Stadt drei Haselnüsse mitbringt. Er und Magd Rita (Manuela Basilius) verhelfen Aschenbrödel über verschlungene Umwege und allerlei Abenteuer zu ihrem Glück.
Die prachtvollen Requisiten und Kostüme fallen auf. Die Hobby-Schauspieler und ihre Crew haben sich mächtig ins Zeug gelegt.
Doreen Träger und Manuela Baethge zeichneten für Kostüme und Requisiten auf der Bühne verantwortlich. Auch Ingrid Gaßmann kümmerte sich um Kostüme aus dem Fundus des Beendorfer Faschingclubs. Marina Kalberlah sorgte für Stoffe und Utensilien für Maske und Garderobe. Kerstin Adler leistete ganze Arbeit bei der Fertigung von Requisiten. Insbesondere der prachtvolle Hut der Stiefmutter beim Ball - man erinnere sich an das tschechische TV-Märchen "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" - geht auf ihr Konto.
Karin Adler hat schon seit Jahren die Erstellung der Aushänge in ihren Händen, und sorgte auch in diesem Jahr dafür. Ruth Baumgart hielt die Kamera in ihren Händen, um die Aufführung aufzuzeichnen.
Ein besonderes Dankeschön schickte Katrin Kaiser an Eveline Höft für die Möglichkeit der Saalnutzung, die einen langen Anfahrtsweg in Kauf nahm, um bei der Premiere dabeizusein.
Doch noch einmal zurück zum Stück: Dass Egon (Marcus Basilius), Benny (Manfred Brandt) und Kjeld (Winfried Otto) im Märchenwald landen, haben sie ihrem nächsten geplanten Coup zu verdanken. Doch wie immer klappt das nicht, dafür müssen sie der Gütigen Fee (Annika Kaiser) bei der Erfüllung der drei Wünsche helfen - und werden doch noch belohnt als der Prinz endlich seine Prinzessin findet. Und Yvonne (Maren Kruse) die schon zu Anfang im ganzen Saal für Stimmung gesorgt hatte, findet ihren Mann Kjeld, um pünktlich zur Hochzeit des Sohnes wieder zu Hause in Dänemark zu sein.
Innenminister Stallknecht (Manuela Baethge) befürchtet schon Sabotage im Königreich, als Aschenbrödel ohne Einladung auf dem Ball erscheint, doch er wird von Jaqueline (Annika Paulin) und ihrem Vater Udo Strutz (Gerd Homann) auf der Suche nach ihrer Mutter und Frau eines Besseren belehrt. Als dann auch die langweilige Ballmusik durch den flotten Gagnam-Style aufgemischt wird, ist das Publikum im Saal total aus dem Häuschen.
Schade nur, dass die beiden Aufführungen, die Premiere und die Vorstellung am gestrigen Freitag, die einzigen bleiben sollen. Die ganze Arbeit, das Text lernen, Üben und Zusammenbringen der Szenen hätte weitere dieser unterhaltsamen Auftritte verdient. Und das Publikum in Willis Saal wäre bei weiteren Aufführungen sicher auch nicht ausgeblieben.