Ernte Probenehmer werden knapp

Von Holger Hadinga 14.08.2015, 16:52

Noch fahren die Mähdrescher über die Felder. Experten erwarten 2015 bestenfalls eine "durchschnittliche Ernte".

Derenburg l Ehrenamtliche Probenehmer sind aktuell im gesamten Harzkreis für die so genannte "Besondere Ernteermittlung" unterwegs. Diese Feldfruchtproben geben Auskunft über Menge und Qualiät der Ernte. Untersucht werden sämtliche Getreidesorten sowie Raps und Kartoffeln. "Solche Proben werden jedes Jahr während der Ernte entnommen. Die stichprobenartig ausgesuchten Landwirte sind gesetzlich verpflichtet, Probenehmer auf ihre Felder zu lassen", erklärt Frank Schalansky, Mitarbeiter beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (Alff) in Halberstadt. Auftraggeber für das Allf ist das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt mit Sitz in Halle. Zum Abschluss fließt das Landesergebnis ins bundesdeutsche Gesamtergebnis mit ein.

Wegen Krankheit aktuell nur drei Probenehmer

"Wegen Krankheit haben wir im Harzkreis derzeit leider nur drei Probenehmer", sagt Schalansky. Einer von ihnen ist Uwe Böse aus Derenburg. Der einstige Landwirt ist heute im Ruhestand. Er hat in den vergangenen Wochen unter anderem Getreideproben in Schwanebeck, Veckenstedt, Heudeber sowie Hessen genommen.

"Ich bin seit 2010 dabei. Pro Jahr fahre ich hierfür rund 3000 Kilometer", sagt Böse. Es gibt jedoch für diese Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung. "Bis vor drei Jahren mussten wir noch quadratmeterweise Schnittproben von Weizen, Roggen oder Gerste nehmen. Das war aufwändig."

Heute geht alles einfacher: Uwe Böse ist mit einem Ein-Liter-Messbecher aus Plastik sowie Papier und Stift ausgestattet. Die Getreideprobe entnimmt er direkt vom Mähdrescher. Anschließend erfasst der Ruheständler Angaben wie Feldgröße, Düngemittel oder Bodenbeschaffenheit. Proben und Daten werden anschließend beim Alff in Halberstadt abgeliefert. "Ich finde alles recht spannend - und es dient der Lebensmittelsicherheit", sagt Uwe Böse.

Doch der Weg der Proben ist noch nicht zu Ende. Ein Teil wird anschließend nach Detmold (Nordrhein-Westfalen) ans Max-Rubner-Institut, einer landwirtschaftlichen Forschungseinrichtung, und nach Halle-Lettin verschickt. Dort befindet sich die Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Sachsen-Anhalt. Die dortigen Mitarbeiter untersuchen das geerntete Getreide unter anderem nach Schadstoffen, Eiweiß- und Kohlenhydratgehalt.

Frank Schalansky wagt mit Blick auf die Erntebilanz 2015 einen vorsichtigen Ausblick: "Es gibt keine Rekordernte wie 2014. Das liegt am Wetter und hängt mit der wochenlangen Trockenheit zusammen. Man kann von einer durchschnittlichen Ernte ausgehen."

Dass Witterung und Bodenbeschaffenheit für das Gesamtergebnis eine bedeutende Rolle spielen, bestätigt auch Erhard Block, Dezernatsleiter für den Bereich Landwirtschaft beim Statistischen Landesamt in Halle. In puncto Probenehmer sagt er: "Diese Arbeit machen meist Ruheständler, die einst selbst Landwirte waren. Und die werden nicht jünger, deshalb sinkt die Zahl. Es wird immer schwieriger, für diese Aufgabe Leute zu finden." So habe es 2011 in ganz Sachsen-Anhalt 55 Probenehmer gegeben, in diesem Jahr seien es noch 44.