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Projekte Park auf dem Weg der Besserung

Verwildert und zugewuchert - so hat sich der Langensteiner Schlosspark jahrelang den Besuchern präsentiert. Jetzt ist Besserung in Sicht.

Von Theo Weisenburger 18.07.2018, 15:00

Halberstadt l Schätze, mit denen sich werben lässt, hat Halberstadt mehr als genug. Man muss sie nur finden und ans Tageslicht bringen. Der Langensteiner Schlosspark ist solch ein Schatz, doch von seinen Qualitäten war lange nichts zu sehen. Wege waren zugewuchert, zwischen den Bäumen breitete sich großflächig Gestrüpp aus. Das, was der bekannte und seinerzeit vielbeschäftigte Gartengestalter Eduard Petzold im Auftrag des Schlossbesitzers Wilhelm Rimpau angelegt hatte, ließ sich nur noch erahnen.

Vor Jahren schrieb Heike Tenzer vom Landesdenkmalamt in einer Stellungnahme: „Diese aus denkmalfachlicher Sicht notwendigen gärtnerischen Arbeiten werden seit 1989 zunehmend vernachlässigt. Gegenwärtig breitet sich in fast allen Parkpartien ein starker Gehölzaufwuchs aus, so dass die behutsam freigelegten Sichtachsen langsam zuwachsen.“

Dem Land als Eigentümer und dem Kyffhäuses Bildungswerk als Pächter gelang es nicht, den großen Park mehr als notdürftig in Schuss zu halten, also musste nach anderen Wegen gesucht werden. Die Stadt Halberstadt, obwohl eigentlich nicht für den Park zuständig, legte sich ins Zeug. Gemeinsam mit weiteren Partnern wurde ein Programm aufgelegt, das Aus- und Weiterbildungszentrum Halberstadt (AWZ) ins Boot geholt und vier Männer aus Langenstein im Rahmen einer geförderten Arbeitsgelegenheit für die Landschaftspflege im Park eingestellt. Ende Juni legten Maik Augustin, Michael Werner sowie die Brüder Sandro und Uwe Scholz los, bis Ende November sind sie im Dienst.

Was die vier Arbeiter bislang erreicht haben, kann sich sehen lassen. Sagt zumindest Ros­witha Hutfilz von der Abteilung Stadtgrün. „Es ist ganz selten, dass die Helfer so gut sind“, lobt sie die Truppe. Sie sei sehr beeindruckt von dem, was die Männer in den täglich fünf Stunden, die sie arbeiten, alles schaffen. Zu tun gibt es in der Tat genug. Die Hauptwege sind freizuschneiden, tiefhängende Äste müssen entfernt und das ganze unter und zwischen den Bäumen stehende Gestrüpp beseitigt werden. Erst dann können dort auch die großen Rasenmäher zum Einsatz kommen, mit denen die großen Freiflächen des Parks gemäht werden. Erst dann kommen die wertvollen Einzelbäume wieder zur Geltung.

Und wie war der Zustand des 20 Hektar großen Parks, ehe die Arbeiter angerückt sind? „Ohne Worte“, sagt Maik Augustin. Er ist übrigens nicht das erste Mal im Park beschäftigt. Bereits vor gut neun Jahren gab es ein ähnliches Projekt, bei dem er auch mitgearbeitet und die Anlagen verschönert hat. Gebracht hat es nichts, zumindest nicht auf Dauer. „Das hat mich geärgert“, sagt Augustin über die Tatsache, dass schon bald nach seinem ersten Einsatz die Anlage wieder ein derart ungepflegtes Bild geboten hat.

Früher war das anders. Vor 30 Jahren wurden auf dem Gelände noch Gärtner ausgebildet, sagt Roswitha Hutfilz. Dementsprechend schön und gepflegt sah es dort auch aus. Daran erinnern sich nicht nur die vier AWZ-Arbeiter, die in Langenstein ihre Kindheit und Jugend zugebracht haben und früher oft genug durch den Schlosspark getobt sind, sondern auch die vielen Spaziergänger, die den Park trotz seines vernachlässigten Zustands immer noch besuchen. Viel Lob gibt es von denen, berichten Augustin und seine Kollegen, und das eine oder andere anerkennende Wort über das, was sich in den vergangenen Wochen bereits im Park getan hat.

Roswitha Hutfilz hofft, dass die positiven Effekte dieses Mal von längerer Dauer sind. Ideen, was noch zu tun wäre, hat sie genug. Und am Ende könnte der Langensteiner Schlosspark wieder zu ganz besonderen Ehren kommen. Schließlich war er einmal in die Liste der „Gartenträume“-Liste aufgenommen, in der die schönsten historischen Parks Sachsen-Anhalts geführt werden. Das ist vorbei, wegen seines unansehnlichen Zustands hat er den Status wieder verloren.

Eine mögliche Wiederaufnahme ist noch Zukunftsmusik. Realer ist der Wunsch, die Langensteiner mehr einzubeziehen, etwa durch freiwillige Arbeitseinsätze. Aber auch neue Nutzungsideen gibt es. Im Ort gebe es Ideen für einen speziellen Hochzeitsbaum, berichtet Roswitha Hutfilz. Bei AWZ-Chef Detlef Rutzen rennt sie damit offene Türen ein. Sein Sohn hat vor zwei Wochen geheiratet. Die Hochzeitsfotos wurden nicht, wie eigentlich geplant, in Wernigerode gemacht, sondern im Langensteiner Schlosspark. „Der Fotograf war von den Sichtachsen so begeistert“, berichtet Detlef Rutzen. Da war es am Ende keine Frage, wo Braut und Bräutigam den wichtigsten Fototermin ihres Lebens absolvieren.