Landtagswahl Sachsen-Anhalt Quedlinburger Andreas Steppuhn will mit Solidarität aus der Corona-Krise
Bei der Landtagswahl treten im Wahlkreis 17 (Quedlinburg) sieben Direktkandidaten an. Andreas Steppuhn will für die SPD erneut in Sachsen-Anhalts Parlament.

Quedlinburg - Denkt Andreas Steppuhn an die Landtagswahl, so sind für ihn zwei Sachen gewiss: Zum einen sein erklärtes Ziel, wieder das Direktmandat im Wahlkreis 17 zu holen. Zum anderen der Umstand, dass der Ausgang dieser Wahl absolut offen sei. „Es war noch nie so schwierig, die Wahlergebnisse vorherzusagen wie jetzt“, sagt einer, der seit den 1990er Jahren politisch aktiv ist und Erfahrung auf allen politischen Ebenen gesammelt hat.
Um nur einige Stationen seiner politischen Vita zu nennen: Von 1994 bis 2000 war Andreas Steppuhn Mitglied im Stadtrat Seehausen. Von 1994 bis 1998 war er erstmalig als Landtagsabgeordneter in Magdeburg tätig und hat dieses Mandat wieder inne seit 2011. Von 2005 bis 2009 war er Bundestagsabgeordneter. Seit zwei Legislaturperioden hält er aktuell das Landtagsmandat. Keine Frage - Andreas Steppuhn ist erfahren wie trittsicher auf der politischen Bühne.
Zum dritten Mal in Folge möchte der 59-Jährige nun in den Landtag einziehen. Zweifelsohne hat er sich als Abgeordneter schon längst einen Namen gemacht. Derzeit ist er stellvertretender Fraktionsvorsitzender und hat die Sprecherfunktion in mehreren zentralen Themen wie Arbeitsmarkt, Integration, gegen Rechtsextremismus und Rentenpolitik inne.
Steppuhn sitzt in fünf von elf Landtagsausschüssen
Ein Blick auf seine Ausschussarbeit zeigt, auf welche Politikbereiche sich der gebürtige Westfale spezialisiert hat. So hat die SPD-Fraktion Stepphuhn in der derzeitigen 7. Legislaturperiode in fünf von elf Ausschüsse als Vertreter entsandt: im Arbeits- und Sozialausschuss sowie im Ausschuss für Recht, Verfassung und Gleichstellung. Vize-Mitglied ist er im Ältestenrat, im Bundes- und Europaausschuss sowie im Landwirtschaftsausschuss.
Angesichts seiner Kernthemen reize ihn der Posten als Arbeits- und Sozialminister durchaus, wobei er betont: „Vorrangiges Ziel ist zunächst das Direktmandat. Außerdem haben wir mit Petra Grimm-Benne eine sehr gute Ministerin in diesem Bereich.“
Seit zehn Jahren ist Steppuhn aus der Landespolitik nicht mehr wegzudenken. Warum er nicht wieder zurück in den Bundestag möchte? „Ich habe mich seit meinem Einzug in den Landtag 2010 klar für die Landespolitik entschieden. Ich bin niemand, der von Mandat zu Mandat springt“, betont er.
Seit 30 Jahren in Sachsen-Anhalt zu Hause
Sprunghaft ist er tatsächlich nicht. Seit mehr als 30 Jahren ist Sachsen-Anhalt sein Zuhause. Seit mehr als 40 Jahren ist er Mitglied der SPD, seit mehr als 44 Jahren in der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Die gewerkschaftliche Arbeit begleitet Andreas Steppuhn schon seit seiner Jugend. Wie nachhaltig sie ihn bis heute prägt, zeigen Sätze wie diese: „Solidarität ist die Grundlage der Gesellschaft. Das wurde gerade jetzt in der Krise deutlich.“
Nach der Volksschule machte Steppuhn eine Ausbildung als Stahlbetonbauer und engagierte sich schon als Lehrling ehrenamtlich in verschiedenen gewerkschaftlichen Funktionen. So war er von 1977 bis 1987 Bezirksjugendvorsitzender in der IG BAU und DGB-Kreisjugendausschussvorsitzender.
Über seinen Lehrberuf sagt der Landespolitiker heute, dass er ihn geerdet habe. Steppuhn hat zehn Jahre als Stahlbetonbauer gearbeitet. Ende der 1980er Jahre absolvierte er eine Ausbildung zum Organisationssekretär beim DGB. Fortan war er hauptamtlich gewerkschaftlich tätig. Kurz nach der Wiedervereinigung kam er nach Sachsen-Anhalt und „ist bis heute hier geblieben“, wie er mit einem Schmunzeln verrät.
Harzer Berge und Rügen haben es Steppuhn angetan
Der dreifache Familienvater liebt den Harz und unternimmt in seiner Freizeit gern Wanderungen. So auch an seinem Geburtstag Anfang Mai. Statt einer Sause hat er lieber mit seiner Ehefrau den Harz auf Schusters Rappen erkundet.
Doch nicht nur in die Berge zieht es ihn. „Ich bin auch gern am Meer, ganz egal zu welcher Jahreszeit“, so der bekennende Rügen-Fan und ergänzt: „Nur leider ist das derzeit nicht möglich aufgrund der geltenden Reisebeschränkungen.“
Wenn es Steppuhn in seiner Freizeit nicht in die Natur zieht, dann ins Fußballstadion: „Ich bin begeisterter Fan des 1. FC Magdeburg und auch immer gern live im Stadion dabei“, erzählt das Vereinsmitglied und hofft wie so viele, bald wieder ins Stadion und an die Ostsee reisen zu dürfen.
„Kluge Öffnungsschritte“ gefordert
Überhaupt ist die Pandemie mit ihren Folgen ein Thema, das Steppuhn sehr beschäftigt. „Die Pandemie und die daraus resultierende Krise sind nicht nur persönlich, sondern auch politisch ein großes Thema für mich.“ Er hält es für wichtig, dass die Menschen wieder eine Perspektive und Planbarkeit geboten bekommen und stellt klar: „Ich wünsche mir, dass wir schnellstmöglich alles wieder öffnen können. Wir brauchen kluge Öffnungsschritte, die den Anforderungen von Gesundheitsschutz und Wirtschaftlichkeit gerecht werden. Es ist die Hauptaufgabe der Politik, das normale Leben wieder herbeizuführen.“
Eine Mammutaufgabe, der sich Steppuhn gern stellen möchte. Kürzlich habe er ein Netzwerk gegründet zur Unterstützung lokaler Unternehmer. Angefangen hat alles mit einem Aufruf auf seinem Facebook-Profil. Inzwischen haben sich mehr als 50 Unternehmer aus Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel zusammengefunden.
Kommuniziert wird digital. „Wir tauschen fast täglich Informationen über WhatsApp aus“, teilt er mit. „Ziel ist es, die bestmögliche Unterstützung anzubieten.“ Es geht um Informationen über Soforthilfen oder auch einfach darüber, was derzeit laut Landesverordnung gerade erlaubt ist und was nicht. „Wir treffen uns auch zu Videokonferenzen. Da ist dann schon mal die Sozialministerin oder auch der Wirtschaftsminister mit dabei. Die Unternehmer sollen einen direkten Draht nach Magdeburg haben“, erklärt er.
Analog und digital im Wahlkampf
Der direkte Draht zu den Bürgern ist es, auf den der Landespolitiker wert legt. Wer Andreas Steppuhn sucht, findet ihn nicht nur auf seiner Homepage, Facebook, Twitter oder Instagram. Andreas Steppuhn kann auch analog. Vor einigen Wochen hat er Postkarten in seinem Wahlkreis verteilt. „Ich wollte wissen, wo den Leuten der Schuh drückt“, erklärt er und freut sich über einen regen Rücklauf seiner Aktion.
Dabei habe er festgestellt, so Steppuhn, dass gerade der Ausbau von Radwegen ein großes Thema sei und stellt fest: „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren schon viel in Radwege investiert. Das war gut und nötig. Aber es reicht noch nicht. Da müssen wir mehr tun.“
Bürgernähe gehört für Steppuhn einfach dazu. Mit einem Blick aus dem Fenster sagt er: „Hoffentlich hält sich das Wetter. Ich werde nachher noch Flyer verteilen und möchte mit den Menschen auf der Straße ins Gespräch kommen.“
Engagiert in Sport, Kinderschutz und Kleingärten
Bürgerschaftliches Engagement ist für Andreas Steppuhn ein essenzieller Bestandteil gesellschaftlichen Lebens. Umso wichtiger sei es, wie er sagt, das Ehrenamt gezielt zu stärken. Gewerkschaften, Sport, Kinderschutz, Arbeiterwohlfahrt, Kleingärten: Dies sind nur einige der zahlreichen Bereiche, in denen sich Steppuhn selbst freiwillig engagiert. Er ist in vielen Vereinen und sozialen Organisationen Mitglied. „Das mache ich einfach gern.“ Die ehrenamtliche Arbeit liege ihm besonders am Herzen – in persönlicher wie in gesellschaftspolitischer Hinsicht.
Seit sechs Jahren ist Andreas Steppuhn ehrenamtlicher Landesvorsitzender der Tafeln. Er weiß, welcher logistische und organisatorische Aufwand dahintersteckt, um gespendete Lebensmittel so zu verteilen, dass sie da ankommen, wo sie gebraucht werden.
Die 33 Tafeln in Sachsen-Anhalt seien gut vernetzt mit den Erzeugern. Er beobachte einen jährlichen Zuwachs an Lebensmittelspenden, die organisiert weitergeleitet werden müssen und weiß doch auch: „Gleichzeitig wird die Nachfrage bei den Tafeln größer.“ Derzeit sei erkennbar, dass diejenigen in der Gesellschaft, die am wenigsten haben, am stärksten von der Krise betroffen sind.
Beeindruckt von Helfern für Tafeln
In Zeiten geltender Kontaktbeschränkungen habe sich auch gezeigt, dass sich diese freiwilligen Initiativen plötzlich anders organisieren müssen, berichtet er. Es habe ihn nachhaltig beeindruckt, wie während des Lockdowns sogar Mitglieder anderer Vereine freiwillig den älteren Tafelnutzern Lebensmittel nach Hause gebracht haben, als sich diese nicht vor die Tür trauten.
Kontaktfreie Lösungen mussten schnell gefunden werden. Digitalisierung sei hier das Schlüsselwort. „Beispielsweise haben wir uns bei den Tafeln in der Regel persönlich getroffen, um uns zu besprechen“, sagt er.
„Gerade in der Pandemie wird nun deutlich, wie bedeutsam Digitalisierung für das ehrenamtliche Engagement ist“, erklärt Steppuhn und spricht von einer landesweiten Engagementsstrategie, die für die Stärkung des Ehrenamtes benötigt werde.
Konkret bedeute das etwa, ehrenamtliche Gruppen mit digitalen Endgeräten zu unterstützen. So biete sich die Möglichkeit, persönliche Besprechungen in Form von Videokonferenzen durchzuführen. Für praktische Lösungen wie diese hat der gelernte Stahlbetonbauer eine Vorliebe.