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  7. Radausflügler sollen vor der Nikolaikirche ankern

Eichenbarleben wirbt für seine Sehenswürdigkeiten und setzt auf neue touristische Routen durch die Hohe Börde Radausflügler sollen vor der Nikolaikirche ankern

Von Maik Schulz 23.02.2013, 01:12

Eichenbarleben ist ein guter Ankerplatz für Ausflügler, findet Ortsbürgermeister Detlef Binkowski. Die Nikolaikirche und das Schloss strotzen voller Geschichte(n). Und der Schlosspark wäre ein guter Rastplatz für Radtouristen.

Eichenbarleben l Mitten im Netz der Holunderradwege liegt Eichenbarleben. Eine Querverbindung zwischen der Nord- und Südspange des großen Holunderradweges führt mitten durch das Dorf.

Romanische Spuren der Vorgängerkirche sind sichtbar

Im Norden ihres 100 Kilometer langen Radwegenetzes sucht die Gemeinde Hohe Börde derzeit Ankerpunkte für die geplante touristische Erlebnisroute "Verborgene Schätze an der Straße der Romanik". Im Süden wird demnächst der Radfernweg Magdeburg-Braunschweig über den Holunderweg führen. Auch dafür ist die Gemeinde Hohe Börde aufgefordert, der Koordinierungsstelle des Radwegeprojektes Sehenswürdigkeiten entlang der Trasse zu melden.

"Für beides wollen wir uns empfehlen", erklärte Eichenbarlebens Ortsbürgermeister Detlef Binkowski und hat mit Rainer Totzke einen Mitstreiter gefunden. Totzke ist der "Haus- und Hofmeister" der Nikolaikirche und ein Kenner historischer Begebenheiten und Persönlichkeiten, die sich vor allem um die Grafen von Alvensleben ranken.

Die schwarze Linie der Alvensleber residierte von 1448 bis 1856 im Eichenbarleber Schloss, sie errichteten von 1556 bis 1559 als Patronatsherren die Nikolaikirche in ihren heutigen Ausmaßen. In der zugänglichen Gruft unter der Kirche sind 15 adelige Herrschaften beigesetzt worden. Neun Schriftrollen aus Zinn künden bis heute von deren Lebensdaten. Rainer Totzke kennt ihre Biografien auswendig.

Doch die Geschichte der Kirche und des Schlosses ist viel älter, reicht zurück bis in die Zeit der Romanik. Deutlich zu erkennen sind an der Nordwand der Kirche die zugemauerten Rundbögen und der Dachabschluss der früher viel kleineren romanischen Vorgängerkirche.

Auch der Turm ist "im Kern wohl noch romanisch", heißt es im Denkmalsverzeichnis Sachsen-Anhalt, einer offiziellen Schrift des Landesamtes für Denkmalpflege.

"Die heutige Kirche hatte zwei Vorgängerkirchen, eine wurde um 1150, die zweite um 1350 erbaut. Die Glocke der ersten Kirche schlug bis zum Ersten Weltkrieg über Eichenbarleben", berichtete Rainer Totzke, "dann wurde sie zerschlagen und für Kriegszwecke eingeschmolzen. Dasselbe Schicksal drohte einer Glocke von 1507 im Zweiten Weltkrieg. Doch noch vor der Verschiffung zur Einschmelzung nach Dänemark wurde sie in einem Lager in Hamburg entdeckt. Dort lagerten Glocken aus ganz Deutschland. Hitler hat es nicht mehr geschafft", erzählte Rainer Totzke. Seit 1953 schallt die Glocke von 1507 wieder aus dem Kirchturm.

Die architektonische Verbindung der romanischen Wurzeln mit den die Nikolaikirche prägenden Elementen der Gotik, der Renaissance und des Barock macht die Kirche zu etwas Besonderem. Das Denkmalsverzeichnis würdigt St. Nikolai als "eine der bedeutendsten Dorfkirchen der Bördelandschaft".

"Darauf sind wir auch mächtig stolz und wollen das mehr Menschen näher bringen. Die neuen Tourismus- und Radwegprojekte sind eine Chance dafür", betonte Detlef Binkowski. Rainer Totzke wirbt seit Jahren für sein Angebot, Interessierten die Schätze von St. Nikolai zu zeigen. Das Eichenbarleber Schloss - in Reichweite der Kirche - ist zwar dem Verfall preisgegeben, doch seine Jahrhunderte alte Geschichte kennt Totzke aus dem Effeff. Auch eine aus der Gruft verschwundene gräfliche Kindermumie gehört dazu. "Das haben nicht viele Dörfer zu bieten", sagte Detlef Binkowski.

Kontakt: Rainer Totzke unter (01 71) 4875473