Zuwanderer von verschiedenen Kontinenten lernen in Haldensleben gemeinsam an der Volkshochschule Ramzie Oso aus Syrien lernt Deutsch, um ihre Kinder besser verstehen zu können
13 Frauen und Männer haben gerade begonnen, gemeinsam Deutsch zu lernen. An der Volkshochschule haben sie täglich fünf Stunden Unterricht. Die Zuwanderer kommen von verschiedenen Kontinenten.
Haldensleben l "Hallo, wie geht\'s?" üben die Zuwanderer gerade. Und das klingt meist noch etwas holprig. Die meisten sind erst ein paar Monaten in Deutschland und sind noch unsicher. Nur ein Mann sitzt an diesem Tag mit am Tisch, die anderen sind Frauen.
Ramzie Oso hat sechs Kinder, die in Haldensleben zur Schule gehen - von der 1. bis zur 10. Klasse. Untereinander sprechen die Kinder meist Deutsch. Und sie versteht sie oft nicht. Das ist einer der Gründe, weshalb sich die Syrierin entschlossen hat, einen Deutschkurs zu besuchen. Obwohl sie schon eine Reihe von Jahren in Deutschland lebt, fühlt sie sich in der deutschen Sprache nicht sicher, wenn sie auch vieles versteht.
Ähnlich geht es Valbona Kurbneshi. Die junge Frau aus Albanien ist vor zwei Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Ihre achtjährige Tochter Klarissa lernt in der Otto-Boye-Schule, erzählt sie, die Zwillinge sind erst zwei Jahre alt. Zu Hause wird kaum Deutsch gesprochen. Zu den Kindern sagt sie auf Deutsch höchstens mal "Tschüss". Valbona Kurbneshi möchte aber auch Deutsch lernen, weil sie gern in ihrem Beruf arbeiten möchte, sie ist Friseurin.
Auch Natalia Knygnytska hofft, hier Arbeit zu finden, wenn sie besser deutsch sprechen kann. Sie ist Lehrerin für Sport und Musik und kommt aus der Ukraine. Über zwei Jahre ist sie zwischen Deutschland und der Ukraine gependelt, jetzt will sie ganz hierbleiben. Aus der Ukraine kommt auch Maryna Yasakova. Sie ist vor zwei Monaten nach Hundisburg gezogen und hat schon viel gelernt.
Einige der Frauen sind der Liebe wegen nach Deutschland gekommen. Das Land und die Sprache sind ihnen noch fremd. Sithy Saliya Uvais stammt aus Sri Lanka und hat vor etwa einem Jahr einen Etinger geheiratet. Sie will nun auch die Sprache lernen. Maria Magdalena Neagoe ist ihrem Freund vor fünf Monaten nach Haldensleben gefolgt. Die junge Rumänien spielt wie er Handball und will hier auch ihrem Sport treu bleiben.
Emmanuel Elias Garcia ist vor drei Monaten aus der Dominikanischen Republik nach Deutschland gekommen. Ganz allein, so erzählt der junge Mann, und es gefalle ihm hier gut. Barbara Arndt stammt aus Kuba. Ihre Mutter ist Deutsche, lebt aber in Kuba, erzählt sie. Vor sieben Monaten kam die junge Frau nach Haldensleben zu ihrer Tante und ihrem Onkel. Sie will zunächst richtig Deutsch lernen und dann hier studieren. Tourismus soll es sein. Ob sie in Deutschland bleiben will oder nach Kuba zurückkehrt, lässt die junge Frau noch offen.
600 Stunden Sprachunterricht, zum Schluss ein Deutschtest
Thi Lua Nguyen und Nga Nguyen Thi kommen aus Vietnam. Sie haben es besonders schwer mit der deutschen Sprache, aber sie sind sehr fleißig, erläutert Ilona Buchmann, die mit Heinz Rimkus den Unterricht erteilt. Weil die Angabe der Uhrzeit, vor allem der Minuten, für Thi Lua Nguyen noch etwas schwierig ist, hat Ilona Buchmann eine alte Uhr von Zuhause mitgebracht. Ihr Mann hatte zu jeder Viertelstunde extra noch die Minuten dazugeschrieben, damit es leichter wird.
Katrin Kunze, Programmleiterin Integration an der Kreisvolkshochschule, kann das alles sehr gut verstehen. Sie hat viele Jahre in Ungarn gelebt und dort als Lehrerin gearbeitet. Letzten Endes aber wollte sie in ihre Heimat zurück. Sie freut sich, dass der Kurs so bunt gemischt ist. Da so viele verschiedene Nationalitäten vertreten sind, müssen die Teilnehmer auch unter- einander Deutsch sprechen. Das hilft beim Lernen, ist sie zuversichtlich.
Dieser Kurs, der gerade erst begonnen hat und bis zum Frühsommer 2013 läuft, umfasst täglich fünf Stunden Unterricht. 600 Stunden sind reiner Sprachunterricht, 60 Stunden geben dann noch Einblick in Geschichte und Politik des Landes. Zum Abschluss gibt es einen Deutschtest für Zuwanderer und einen Test, in dem Geschichte und Politik dran sind. Das ist Voraussetzung, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen.
Die meisten Kursteilnehmer schaffen diese Tests, freut sich Katrin Kunze. Das sind Erfahrungswerte. Mit den Ergebnissen liegt der Landkreis über dem Bundesdurchschnitt. Schwierig wird es vor allem bei den Zugewanderten, die nur ein paar Jahre zur Schule gegangen sind oder über- haupt keine Schule besucht haben. Denn auch das kommt vor.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kann bei Zuwanderern teilweise oder komplett die Kosten für den Lehrgang übernehmen, erläutert Katrin Kunze. Das hängt von der Aufenthaltsgenehmigung ab. Die Kursteilnehmer müssen auch die Absicht haben, hier zu bleiben.