Verwaltung und Polizei wollen sommerliches Treiben in Wegeleben in geordnete Bahnen lenken Rowdytum am Kiessee wird Kampf angesagt
Die Badestelle am Kiessee "Trift" in Wegeleben entwickelt sich mehr und mehr zum "Problemkind". Jetzt wollen Bürgermeister, Verwaltungsamt und Polizei rigoros gegen Raser, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie Rowdytum vorgehen.
Wegeleben l Keine Frage: Mit ihrer vor einigen Jahren ersonnenen Lösung, den Kiessee "Trift" als Alternative für das geschlossene Freibad offiziell als Badestelle freizugeben, haben die Stadtväter von Wegeleben buchstäblich ins Schwarze getroffen. Der Kiessee, an dem damals extra Sand aufgeschüttet worden ist, erfreut sich in der Bodestadt wachsender Beliebtheit. Allerdings hat dieses Angebot auch die berühmte zweite Seite der Medaille. Die Anwohner in der Zufahrtsstraße beschweren sich im Sommer über Lärm, Raser und offenkundig überdurchschnittlich starken Alkoholkonsum.
"Als die Kommune damals die Badestelle hergerichtet hat, wurden die Folgen nicht bedacht. Jetzt wird gegengesteuert."
Uwe Raugust, Polizeibeamter
Die jüngste Hitzewelle brachte das berühmte Fass endgültig zum Überlaufen. Konsequenz war vor wenigen Tagen ein Termin vor Ort. Daran nahmen neben Bürgermeister Hans-Jürgen Zimmer (CDU) und einem Vertreter der Polizei auch Ordnungsamtschef Knut Buschhüter sowie zwei Anwohner teil.
Es war wohl Ironie der Geschichte, dass Polizeihauptmeister Uwe Raugust, der als Verkehrstechniker des Polizeirevieres Teilnehmer der Runde war, sich veranlasst sah, einigen Autofahrern gleich an Ort und Stelle "freundliche" Hinweise zu geben. Konkrete Sanktionen waren nicht möglich, weil es vor Ort bislang keinerlei Verbote und Einschränkungen für Autofahrer gibt. Und das ist die Krux der Geschichte: Aus Sicht der Kommune sollen die Autos keineswegs bis an den Strand fahren. Allerdings ist dies bislang nicht verboten.
Aus Uwe Raugusts Sicht ist das das Problem. "Als die Kommune damals die Badestelle hergerichtet hat, wurden die Folgen nicht bedacht", sagt er. Das soll nun praktisch mit "Blaulicht" nachgeholt werden. Bürgermeister Zimmer wird die entsprechenden Anträge formulieren, über die schnell befunden werden soll.
Auch wenn noch nichts endgültig entschieden ist, skizziert Raugust mögliche und naheliegende Schritte: So soll die am Ende der Straße "Trift" angelegte Fläche klar als Parkplatz ausgewiesen werden. Gleichzeitig soll der sich anschließende Feldweg zum Kiessee für Kraftfahrzeuge gesperrt werden. Allein Radfahrern sowie Berechtigten werde künftig wohl die freie Zufahrt zum See gestattet sein.
Und damit nicht genug. Um den Anwohnern der "Trift" übermäßigen Lärm und Raserei zu ersparen, favorisiert Uwe Raugust hier einfache bauliche Maßnahmen. Mittels Blumenbottichen könnte die Straße mit wenig Aufwand baulich so verengt werden, dass Autofahrer automatisch auf die Bremse treten müssen, um die Engstellen zu passieren. "Alternativ wäre auch ein Tempolimit denkbar - das würde aber zwangsläufig auch Kontrollen nach sich ziehen müssen."
Diese denkbaren und aus Raugusts Sicht sehr wahrscheinlichen Schritte sind indes nur ein Aspekt. Auch des von Anliegern angesprochenen Themas des offenbar "massiven Alkohol- und Drogenkonsums" werde sich die Polizei annehmen, hieß es. "Wenn wir von solchen Sachverhalten konkret Kenntnis bekommen, müssen und werden wir handeln", stellt Raugust klar.
"Und dann - bei entsprechender Polizeipräsenz vor Ort - könnte es vielleicht auch endlich mit dem Rowdytum ein Ende haben", hofft Bürgermeister Zimmer. Er selbst habe schon mehrfach Flaschen und Müll vom Strand entfernt. Während das nur ein Ärgernis ist, seien die mutwilligen Beschädigungen an den extra angepflanzten Bäumen nun wirklicher Frevel, empört sich der Kommunalpolitiker. "Teilweise sind Bäume ohne Sinn und Verstand umgeknickt worden, mitunter sind die Stützhölzer demoliert worden." Warum und wofür, macht der Blick zum Strand deutlich: Dort wurden die trockenen Hölzer für Lagerfeuer genutzt.
"Wir wollen niemanden maßregeln oder gar den Spaß verderben. Die Spielregeln im Miteinander müssen aber eingehalten werden."
Hans-Jürgen Zimmer, Bürgermeister
"Wir wollen gewiss niemanden maßregeln oder gar den Spaß in der Freizeit verderben. Die Spielregeln im vernünftigen Miteinander müssen aber eingehalten und respektiert werden", betont Zimmer.
Raugust ergänzt dies um einen weiteren Fakt: Das Gros der Badegäste, die mit dem Auto oder dem Lärmpegel über die Stränge schlagen, seien Einwohner aus Wegeleben. Nachbarn also.