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Sanierung "Tanne" Rückzieher vom Rückzieher

Die Eigentümer der Osterwiecker „Tanne“ haben entgegen ihrer Ankündigung doch nicht aufgegeben, ihr Fachwerkhaus sanieren zu wollen.

Von Mario Heinicke 08.03.2016, 02:00

Osterwieck l An dem riesigen Kostenaufwand für die „Tanne“, dem Fachwerkobjekt Rosmarinstraße 7 bis 10, haben sich im letzten Vierteljahrhundert schon eine ganze Reihe potenzieller Investoren die Zähne ausgebissen.

Als Thomas Nentwig und Reinhardt Gebbert das Gebäude 2008 übernahmen, standen 1,6 Millionen Euro im Raum. Doch diese Summe erwies sich als unrealistisch, jetzt geht es um 3,7 Millionen Euro. Eigentlich müsste am fast 40 Jahre leerstehenden Bauwerk sofort Hand angelegt werden. Alternativ steht daher ein Sicherungsvorhaben im Raum.

Vor diesem Hintergrund waren die Eigentümer Nentwig und Gebbert jetzt zu Gast im Osterwiecker Ortschaftsrat. Zu der Sitzung war auch Matthias Gunnemann vom Sanierungsträger BauBeCon erschienen. Denn die Eigentümer benötigen für ihre Vorhaben eine große Fördersumme aus dem Topf der Osterwiecker Altstadtsanierung.

Die Fördermittel sind das A und O. Als noch die 1,6 Millionen Euro als Sanierungskosten standen, waren den Eigentümern rund 850 000 Euro, also etwas mehr als 50 Prozent, in Aussicht gestellt worden. Jetzt haben sich die Kosten etwa verdoppelt. Und die Eigentümer hoffen, dass die alte Förderquote bleibt. Vor allem benötigen sie für ihre Bankverhandlungen eine klare Auskunft, welchen Förderbetrag die Stadt zahlt, wie Reinhardt Gebbert berichtete. „Wir müssen etwas in den Händen haben für die Banken.“

Gunnemann bestätigte den alten Förderbescheid für über 50 Prozent der Kosten. Bei der nun doppelt so hohen Bausumme aber „haben wir sofort gesagt, werden wir das Angebot nicht aufrecht erhalten können“. Er begründete das mit den zur Verfügung stehenden Fördermitteln.

Dabei gäbe es eine Alternative, wenn das Haus in Teilabschnitten saniert würde. Die neue Planung sieht diese Möglichkeit vor. Kostenpunkt für den ersten Bauabschnitt ist eine Million Euro bei in Aussicht gestellten 220 000 Euro Fördermitteln, berichtete Gunnemann. Wobei der Zuschuss von den 850 000 Euro Gesamtförderung abgeleitet wurde, aber nicht auf einer neuen Wirtschaftlichkeitsberechnung basiert. Dass eine Neuberechnung einen höheren Förderbetrag ergeben würde, steht auch für Gunnemann außer Frage. „Das Haus ist ja nicht größer geworden.“

Ortsbürgermeister Ulrich Simons (CDU) räumte ein, ziemlich ratlos zu sein angesichts der Situation.

Uwe Reuer (CDU) betonte: „Ich finde es gut, dass hier Leute sitzen, die das durchziehen wollen. Es kommt keiner von außen, der hier drei Millionen reinsteckt.“ Das hätten die vergangenen Jahre gezeigt.

Auch Simons sagte: „Wir finden keinen, der für 850 000 Euro Förderung die ’Tanne’ saniert.“ Reuer würde dieses Objekt momentan sogar als wichtiger ansehen als den 2017 geplanten zweiten Bauabschnitt der Wallstraße.

Thomas Nentwig erläuterte, dass in den geplanten 3,7 Millionen Euro Baukosten wirklich jede Eventualität berücksichtigt worden sei, sogar eine Baugrunduntersuchung und Grundstücksankäufe. „Da wird es nicht zu Nachforderungen kommen.“ Zudem handele es sich um eine energetische Sanierung. Ohnehin seien nicht alle Kosten förderfähig, so dass die Summe, die einer neuen Fördermittelberechnung zugrunde liegen würde, nur etwa bei 3 bis 3,2 Millionen Euro liegen dürfte. Genau muss das noch ermittelt werden.

Im Ergebnis der Sitzung wurde im Ortschaftsrat doch noch ein konkreter Weg aufgezeigt, wie es weitergehen soll. Die BauBeCon wird auf der Grundlage der neuen Planung eine aktuelle Wirtschaftlichkeitsberechnung vornehmen. „Danach müssen wir sagen, wie weit wir mit den Fördermitteln gehen können“, sagte Uwe Reuer. Das wird aber in der Entscheidung des Stadtrates liegen, wie Sascha Neuhäuser (SPD) betonte.

Reinhardt Gebbert und Thomas Nentwig stellten unterdessen klar, dass sie mindestens eine Förderquote von 50 Prozent für ihr Vorhaben benötigen. Sonst bliebe nur eine Sicherung des Bauwerks, die aber ebenfalls einen großen Betrag aus dem Topf der Altstadtsanierung erfordern würde.