1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Schweitzer-Schüler haben drei Gründe, um ein buntes Festprogramm aufzuführen

Viele Gäste feiern mit Schülern und Lehrer der Förderschule drei Jubiläen gleichzeitig Schweitzer-Schüler haben drei Gründe, um ein buntes Festprogramm aufzuführen

Von Gerald Eggert 04.06.2013, 01:12

Mit einem bunten Fest feiert die Albert-Schweitzer-Schule ein Dreifachjubiläum: 130 Jahre Sonderschule, 50 Jahre Namensgebung und der Einzug in den Schulneubau vor 20 Jahren sind Anlass für Rückblicke, Ausblicke und Fest.

Halberstadt l "Ich bin ich - wir sind wir" lautete das Motto einer Projektwoche an der Albert-Schweitzer-Schule anlässlich ihres 130-jährigen Bestehens. Beendet wurde sie mit einem Festprogramm in der Sporthalle vor Schülern, aktuellen und ehemaligen Lehrern, Eltern und Gästen. Das Programm gestalteten vor allem die Schüler selbst.

Die Moderation übernahmen nach dem musikalischen Willkommen des Kinderchores die stellvertretende Schulleiterin Simone Schmidt und der Fördervereinsvorsitzende Andreas Gatzemann. Sie erinnerten daran, dass die Einrichtung die älteste ihrer Art, aber auch die modernste Förderschule in Sachsen-Anhalt ist.

Michael Ermrich (CDU) freute sich über den Termin am letzten Tag seiner Amtszeit. Der scheidende Landrat betonte, dass dem Landkreis als Schulträger die Förderschulen am Herzen liegen. "Wir schaffen die Voraussetzungen, Sie sind verantwortlich für die Inhalte", wandte er sich an die Pädagogen. Auf die Diskussion über die Zukunft der Förderschulen eingehend, sagte er, dass das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden dürfe, sondern es akzeptiert werden müsse, dass es Kinder gibt, die hier am besten aufgehoben sind. Der Kreis werde weiter Schule und Bildung unterstützen, weil das besonders wichtig für die Zukunft sei.

Das Erfolgsgeheimnis dieser Schule stecke nicht allein in den sehr guten äußeren Bedingungen, betonte Landesschulamtdirektor Torsten Klieme, sondern müsse vor allem mit dem hervorragenden Team verbunden werden. Nicht zu vergessen sei die Kooperation mit Grund- und Sekundarschulen im Regionalen Förderzentrum Halberstadt. "Wir wollen, dass möglichst viele Schüler gefördert werden", sagte Klieme, "damit sie Abschlüsse erreichen und einen guten Start haben, um ein eigenständiges und unabhängiges Leben führen zu können."

Das erfrischende Festprogramm sei bei der Wetterlage Balsam fürs Gemüt, freute sich Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) und überbrachte Grüße von Stadtrat und Verwaltung. Bei der aktuell geführten Inklusionsdebatte habe er den Eindruck, dass die Diskussion an den Interessen der Betroffenen vorbeigehe. Man sollte gewachsene Standorte nicht aufgeben, damit werde man den Interessen der Kinder nicht gerecht. An dieser Schule widme man sich ihnen mit großem Engagement.

Eines der jüngsten Lehrerteams im Land Sachsen-Anhalt

"Als eine der ältesten Förderschulen Deutschlands wurde unsere 1883 von Heinrich Plettner mit zwei Hilfsschulklassen gegründet", blickte Schulleiter Frank Diesener zurück, "mehrfach wechselte sie danach den Standort, bis sie vor zwei Jahrzehnten in den ersten Schulneubau der Region nach der Wende einzog."

In dem modernen Gebäude unterrichtet mit einem Altersdurchschnitt von 46 Jahren eines der jüngsten Lehrerteams des Landes. Gut ausgebildet und erfahren wirken sie in vielen Bereichen des schulischen und außerschulischen Lebens positiv auf die Entwicklung der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Diesener verwies unter anderem auf Erfolge des Jugendchores im Land und der Sportler sogar überregional.

Für ihn und sein Team sei es wichtig, die Schüler auf ihrem Weg ins Leben zu begleiten, ihnen Orientierung, manchmal auch Halt zu geben, ihnen Wissen und Kenntnisse zu vermitteln, ihnen Werte vorzuleben, ganz im Sinne des großartigen Humanisten Albert Schweitzer. "Mich interessiert vor allem die Zukunft, denn das ist die Zeit, in der ich leben werde", zitierte Diesener den Namensgeber. Doch oft sei es für die Schüler nicht einfach, die Zukunft im Blick zu haben und zu gestalten, wenn elementare Bedürfnisse nicht befriedigt werden können.

Man kenne jeden Einzelnen sehr genau und wisse, dass Bildung in Form von Wissensvermittlung allein nicht ausreiche. Deshalb orientiere man sich an den fünf Säulen, die die Identität und Persönlichkeit eines Menschen ausmachen. Sie gleichermaßen zu entwickeln und zu pflegen, stehe als ständige Aufgabe. Das sei eine Investition in die Zukunft.

"Lassen Sie uns positiv und mit der Hoffnung, die verantwortungsvollen und wunderschönen Aufgaben und Herausforderungen an unserer Schule noch lange bewältigen zu dürfen, in die Zukunft sehen", schloss der Schulleiter seine Festrede und bedankte sich vor allem bei seinem hochmotivierten Kollegium.

Kulturell wurde das Fest vom Kinder- und vom Jugendchor der Schule umrahmt, Unterstützung kam vom Singekreis des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums. Dessen Leiter Eckhard Gehder verwies am Rande der Veranstaltung auf ein gelungenes Inklusionsprojekt - gemeinsame Proben von jungen Sängern an beiden Schulen. Ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit präsentierten Jeniffer Koch und Pascal Bronowski, die mit dem Singekreis auftraten. Einen lautstarken und mitreißenden Schlusspunkt setzte der Drum Circle mit "Cajon Kid". Peter Grunwald von der Musikakademie des Landes bezog dabei nicht nur die von ihm angeleiteten Schüler ein, sondern motivierte das gesamte Publikum zum Mitmachen.

Im Anschluss wurde im Schulhaus die Ausstellung "Projekte der Festwoche" eröffnet. Während Prof. Dr. Hartmut Kegler vom Albert-Schweitzer-Komitee in Weimar für die Erwachsenen den Vortrag "100 Jahre Lambarene" hielt, verfolgten die Kinder begeistert die Papageienshow mit Michael Bussenius vom Tiergarten.