Brand Solidarität mit Opfern

Eine Welle der Solidarität erlebt eine Halberstädter Familie. Kurz vor Weihnachten steht ihr Einfamilienhaus in Flammen und brennt aus.

Von Jörg Endries 09.01.2016, 06:00

Halberstadt l Einen Albtraum durchleben Kerstin und Jürgen Müller kurz vor Weihnachten. Das für ihren Sohn und seine Frau vor drei Jahren von ihnen erbaute Eigenheim in der Nikolaus-Otto-Straße in Halberstadt wird ein Raub der Flammen. Sohn und Schwiegertochter überleben die Katastrophe, die sich direkt vor ihrer eigenen Haustür abspielt. Das Eigenheim ist abrissreif. Nach dem Unglück schlägt der Familie eine Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität entgegen.

Der Schock über das Erlebte steht Kerstin und Jürgen Müller ins Gesicht geschrieben. „Es ist für uns unfassbar, was geschehen ist“, erzählen sie im Volksstimme-Gespräch. Doch bei aller Dramatik sind Müllers froh und glücklich, dass keine Menschenleben zu beklagen sind.

Der Sohn wollte an diesem 20. Dezember in der Werkstatt hinter dem Carport des Hauses ein Gasheizgerät ausstellen, dabei explodiert das Gerät. „Von der Druckwelle wird mein Sohn weggeschleudert. Er hat großes Glück und wird nur leicht verletzt“, erzählt Kerstin Müller erleichtert. Dann geht alles rasend schnell. Carport und Haus brennen aus. Bilder, die die Familie nie vergessen wird. Sie zu verarbeiten, wird Zeit brauchen.

Eine große Hilfe dabei ist die riesige Hilfsbereitschaft von vielen Menschen, betonen beide. Darunter sind Nachbarn, Freunde, Arbeitskollegen und was beide erstaunt, viele wildfremde Menschen. Die Stadtverwaltung Halberstadt hat in der Volksstimme zu einer Spendenaktion aufgerufen. Auf dem Konto sind bisher 150 Euro eingezahlt worden, informiert Rathaussprecherin Ute Huch. „Ohne sie alle hätten wir keinen Mut und wären nicht so stark“, sagen Müllers.

Die ersten Helfer hätten bereits kurz nachdem die Feuerwehr mit den Löscharbeiten fertig war an ihrer Haustür geklingelt und gefragt, ob sie der Familie unter die Arme greifen können. Darunter ein alter Mann, der behindert ist und sich trotzdem auf den Weg in die Nikolaus-Otto-Straße macht. „Er hat uns einen Brief mit lieben und aufbauenden Zeilen geschrieben und 20 Euro rein gelegt“, erzählt Kerstin Müller gerührt. Eine Hebamme begibt sich mit einer Büchse auf Geldsammel-Tour. Das Autohaus Engel hilft. Andere fragen, ob die Familie Möbel und Kleider benötigt. Nachbarn bieten Garagen an, damit Sachen untergestellt werden können. „Nicht zu vergessen, die vielen lieben trostspendenden Worte.“

Ein großer Stein fällt Kerstin und Jürgen Müller vom Herzen, als die Versicherung schnell und unbürokratisch den Schaden abwickeln will. „Allein hätten wird das nicht bezahlen können.“ Bereits in der kommenden Woche soll der Abriss der Ruine beginnen. Müllers wollen das Haus wieder aufbauen.

„Diese Nacht hat unser Leben verändert. Aber mit der Hilfe vieler Menschen haben wir wieder Mut bekommen, um über das schreckliche Erlebnis hinwegzukommen. Dafür möchten wir uns bei allen Helfern bedanken. Danke, dass es Euch gibt“, sagen Kerstin und Jürgen Müller.