Sporthalle Sanierungsstart geplatzt

Die Sanierung der Sporthalle an der Sekundarschule „Freiherr Spiegel“ beginnt verspätet. Baufirmen zeigen lange kein Interesse.

Von Jörg Endries 03.08.2020, 06:00

Halberstadt l Verwaist ist die Sporthalle an der Sekundarschule „Freiherr Spiegel“ in Halberstadt. Während der Sommerferien sollte das eigentlich normal sein. In diesem Fall jedoch nicht. Denn mit dem Start in die Ferien hätten eigentlich Baufirmen und deren Mitarbeiter die Regie über die stark sanierungsbedürftige Halle übernehmen sollen.

Der Plan ist jedoch wie eine ­Seifenblase geplatzt, informiert auf Nachfrage Denis Schmid, Präsident des HT 1861 Halberstadt. Der Sportverein ist seit 2013 Hausherr über die Sportstätte und nutzt sie wie die Sporthalle „Völkerfreundschaft“ für den Vereinssport. ­Damals schloss der HT 1861 mit der Eigentümerin, der Stadt Halberstadt, einen Betriebsführungsvertrag ab. Insgesamt 175 aktive Sportler würden die Sporthalle ­nutzen, so Denis Schmid. Täglich ab 16 Uhr sei dort Trainingsbetrieb. Seit Juni nicht mehr. Vereinsmitglieder räumten den Bau für die anstehende Sanierung.

Dass der Baustart in die Hose gegangen ist, sei der angespannten Lage in der Bau­branche geschuldet. Zunehmend haben Bauherren Probleme Firmen zu finden, die Aufträge übernehmen. Grund dafür ist, dass die Unternehmen bis unter die ­Decke ausgelastet sind. Entweder geben sie gar keine Angebote nach Ausschreibungen ab oder sie sind so teuer, dass jeder Bauherr es sich dreimal überlegt, ob er darauf eingeht. Die Stadt Halberstadt bekommt das immer wieder zu spüren.

„Die Stadtverwaltung schrieb wiederholt die anstehenden Arbeiten zur Sanierung unserer Sporthalle aus und erhielt nicht ein Angebot“, berichtet Denis Schmid. Diese Zitterpartie zog sich hin, sodass sich der Baustart auf Ende August verschoben habe. Damit bekommt der HT 1861 jedoch ein weiteres Problem.

Die auf etwa sechs Monate angesetzte Sanierung würde erst mit dem Start ins neue Schuljahr beginnen. „Mit dem Baubeginn orientierten wir extra auf die Ferienzeit, um die sechs ­Wochen, in denen die Schüler die Halle nicht benötigen, mit zu nutzen“, sagt Denis Schmid. Die Rechnung ging nicht auf. Die Schüler werden eineinhalb Monate länger die Halle nicht für den ­Sportunterricht nutzen können. Damit gehen dem HT 1861 für ein halbes Jahr wichtige ­Einnahmen verloren, denn der ­Schulträger Landkreis Harz zahlt eine ­Nutzungsgebühr an den Sportverein. Über die Höhe des Obolus schweigt sich Denis Schmid aus. „Ich bitte dafür um Verständnis, weil wir mit dem Landrat gerade Gespräche führen, und die möchte ich nicht mit Zahlen in der Presse belasten“, so der HT-Präsident. Man müsse eben in dieser schwierigen Zeit mit den Zahlen jonglieren, um nicht finanzielle Schwierigkeiten zu bekommen.

Die Sekundarschule muss aufgrund des schlechten Bauzustands der Sporthalle schon lange mit Einschränkungen beim Schulsport zurecht kommen. Die etwa 270 Schüler dürfen schon seit etwa vier Jahren keine Ballsportarten im Gebäude betreiben, weil es dort keine Prallschutzwände gibt. Dafür weichen die Schüler der 8., 9. und 10. Klassen in die ­Sporthalle des Freizeit- und Sportzentrums Halberstadt aus.

Denis Schmid fürchtet aber auch Konsequenzen für den Verein, wenn Mitglieder ungeduldig werden und mit Austritt drohen. Wenn sie die Halle zu lange nicht nutzen dürfen, könnten Fragen aufkommen. Schließlich zahlen sie Beiträge, können aber ihren Sport nicht oder eingeschränkt betreiben. „Da wäre Überzeugungsarbeit zu leisten“, so Denis Schmid. Derzeit gebe es diese Diskussion noch nicht.

Die Sporthalle an der ­Sekundarschule „Freiherr Spiegel“ ist schon lange kein Aushängeschild mehr für die Kreisstadt. Außen wie innen ist das aus den 1970er Jahren stammende Gebäude marode. Seit 2018 beschäftigt sich Denis Schmid mit der Sanierung der desolaten Sporthalle, und er fand Partner für das ehrgeizige Bauprojekt.

Der Zuwendungsbescheid für die Arbeiten in Höhe von 626 236,13 Euro liegt bereits seit Juni 2019 vor. Ein Vierer-Gespann ermöglicht die Finanzierung der auf insgesamt 695 800 Euro veranschlagten Kosten – das Land Sachsen-Anhalt, die Europäische Union, die Stadt Halberstadt und der Sportverein HT 1861 Halberstadt. Wobei das Land und die EU mit 90 Prozent der förderfähigen Ausgaben den größten Posten der Investitions­summe im Rahmen des Förderprogramms „Stark III plus Efre“ übernehmen. Bleiben noch 69 581 Euro, die sich die Stadt Halberstadt und der HT 1861 je zur Hälfte teilen. Der Verein engagiert sich in diesem Fall so stark, weil er die Halle nutzt und mit der Kommune 2013 einen Betriebsführungsvertrag abgeschlossen hat. 34 790 Euro sind für einen Verein eine stolze Summe. Trotzdem entschlossen sich die über 500 Mitglieder zur ­Mitfinanzierung des Projekts. Jedes Mitglied zahlt über drei Jahre eine ­Sanierungsgebühr in Höhe von jährlich zehn Euro, informierte der HT-Präsident während eines Gespräches im vergangenen Jahr. Denis Schmid freut sich über das beispielgebende Engagement seiner Mitglieder für den Verein und die Stadt.

Die Liste der Aufgaben bei der anstehenden Sanierung ist lang. Dazu gehören der Einbau eines neuen Sportbodens inklusive Wärmedämmung, die Erneuerung der Fenster, Dämmung, Außenputz, des Daches, der Heizung inklusive Verteilernetz, der elektrischen Anlagen und der Einbau einer Lüftungsanlage. Kommentar