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Stadtsanierung Von Fußgängerzone zur Flaniermeile

Es soll wieder mehr Leben auf den Breiten Weg in Halberstadt. Nur wie? Händler und Bewohner haben Vorschläge.

Von Susann Gebbert 24.03.2018, 00:01

Halberstadt l Der Breite Weg ist das Sorgenkind der Stadt – aber eines mit Potenzial. Über 20 Jahre dümpelte die Einkaufsstraße vor sich. Jetzt will die Stadt aktiv werden und hat ein Entwicklungskonzept zur Aufwertung des Breiten Wegs bei einer Münchner Firma in Auftrag gegeben.

Auch den Händlern ist viel daran gelegen, dass der Breite Weg wieder attraktiver wird. Es gibt aber auch Ladenbetreiber, die nicht mehr daran glauben, dass sich auf der einstigen Flaniermeile viel verbessern wird. In einem Punkt sind sich alle einig: Kein Straßenverkehr und keine weiteren Billigläden.

Heike Heß war mit ihrer Mode-Boutique „F8“ 25 Jahre auf der verwaisten Bummelstraße. Vor dreieinhalb Jahren verließ sie den Breiten Weg für eine schmale Gasse am Fischmarkt. Seitdem hat sie mehr Kunden. „Hier ist fast jeder Laden belegt, das zieht die Leute an“, sagt sie. Ganz anders ist die Lage auf dem Breiten Weg. Viel Leerstand hält vom Bummeln ab. Die Ladenbetreiberin vermutet, dass mehr Läden mit hochwertigen Angeboten und ein „begehrenswertes Objekt“ am Ende die Straße die Fußgängerzone beleben würden. „Das könnte zum Beispiel ein Multikaufhaus oder eine Kette wie H&M sein“, so Heike Heß. Sie erlebt viele Halberstädter, die bereit wären, für hochwertige Produkte zu zahlen, Ledertaschen oder -schuhe zum Beispiel. Es braucht aber auch Händler, die ihre Geschäfte mit Herzblut führen und etwas wagen, so Heß.

Diana Tornow betreibt den Bastelladen „Bastelmaus“ am Breiten Weg. Vor einem Jahr ist sie aus der Richard-Wagner-Straße hierher gezogen. Sie wäre auch schon drei Jahre früher umgezogen, aber da waren ihr die Mieten noch zu hoch. „Hier fehlen Sitzgelegenheiten und kleine Spielgeräte für Kinder“, sagt sie. So könnten sich die Kleinen austoben und die Eltern haben Ruhe zum Bummeln. Außerdem schlägt sie vor, einen überdachten Bereich einzurichten, damit sich die Leute auch bei Regen nicht vom Einkaufen abhalten lassen. Die Händlerin findet weiterhin, dass die Stadt etwas gegen die, ihrer Meinung nach zu hohen, Mietpreise unternehmen müsste. Auch gemütliche Cafés könnten die Straße beleben.

Straßenbahnhaltestellen auf dem Breiten Weg würden aus der Sicht von Frank Döhlert mehr Leute in die Innenstadt ziehen. Auch überdachte Plätze, Cafés und Steuererleichterungen für Händler könnten helfen. Seit elf Jahren sitzt er in seinem „Reisebüro Horizonte“ auf der Problemstraße und ist eigentlich desillusioniert: „Der Stadt fehlt doch das Geld, um hier richtig viel zu bewirken.“ Er findet es auch traurig, dass es der Stadt nicht gelungen ist, Altstadt und Zentrum zu verbinden.

Christin Beckmann würde als erstes den Boden der Straße erneuern. „Das ist die Stolperquelle Nummer Eins hier, vor allem für Rentner“, sagt die Angestellte eines Friseur- und Kosmetiksalons. Danach würde sie die Fassaden freundlicher gestalten. Auch sie findet, dass Bänke und Cafés fehlen. „Die Sonne scheint und es gibt hier nichts, wo man ein Käffchen draußen trinken könnte“, sagt sie. (Erst im Mai öffnet das Eiscafé, Anm. d. Red.)

Dieser Meinung ist auch Sigrun Behrens. Die Halberstädterin spaziert eigentlich gerne auf dem Breiten Weg, aber auch ihr fehlen gemütliche Plätze und Cafés zum Verweilen.

Karla Seitz schlägt ebenfalls vor, die Straßenbahn zurück in die Innenstadt zu holen und zwei Haltestellen auf dem Breiten Weg einzurichten. „So würden die Leute sehen, was hier für Läden sind“, sagt sie. Der Wochenmarkt könne dann auf den Domplatz verlegt werden. Wie auch Sigrun Behrens wünscht sich die Halberstädterin, dass die Fußgängerzone wieder zur Flaniermeile wird.