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Ortspflege Ströbeck wuchert überall das Grün

In Ströbeck wuchert das Gras. Was den Naturfreund erfreut, ist vielen Ströbeckern ein Dorn im Auge.

Von Theo Weisenburger 10.07.2016, 11:38

Schachdorf Ströbeck l Eigentlich würde sich Maik Ledderbohm ja lieber darum kümmern, dass Ströbeck wieder einen Laden und einen Bäcker bekommt. Doch die Suche nach neuen Mietern für den Konsum muss warten. Stattdessen fährt Ledderbohm durchs Dorf, sieht sich um – und ärgert sich. Denn egal, wo er hinschaut: Überall wuchern Gras und Unkraut, sprießen die Hecken und ragen Baumäste weit auf die Straße.

Schön ist das nirgendwo. Doch wenn man auch noch „Schachdorf“ und „Europäisches Kulturdorf“ ist, dann ist das richtig ärgerlich. Schließlich sollen Gäste in den Ort kommen, das Schachmuseum besuchen und sich wohlfühlen. Wie das gehen soll, wenn die Touristen so empfangen werden, das fragt sich nicht nur Ledderbohm.

Auch Alfons Muhlich und Ewald Wiese sind nicht sonderlich begeistert von dem Anblick, der sich ihnen bietet. Die Beiden stehen am Straßenrand, Wiese hat die Hand noch am Rasenmäher, mit dem er vor seinem Haus das Grün gekürzt hat. Das ist seine Pflicht, laut Ortssatzung sind die Anlieger für die Flächen vor ihrem Grundstück verantwortlich. Die meisten Ströbecker machen das auch.

„Außer bei jenen Grundstücken, die keinen Eigentümer haben, funktioniert das ganz gut“, sagt Ortsbürgermeister Jens Müller (SPD). Das Problem sind die öffentlichen Flächen, also jene, für die die Stadt zuständig ist.

Davon gibt es viele, die zwei Gemeindearbeiter kommen mit dem Mähen und Schneiden nicht hinterher. Zum Glück gibt es Männer wie Muhlich und Wiese. „Viele mähen das Gemeindeland mit“, lobt Ledderbohm. Ewald Wiese bestätigt: „Verkommen lassen wollen wir das ja nicht.“

In Ströbeck gibt es zwei Gemeindearbeiter, die sich um das öffentliche Grün kümmern sollen. Das machen sie auch, aber es reicht trotzdem nicht. Zwei Gründe gibt es dafür: „Ströbeck ist ein Ortsteil mit vielen Grünflächen“, sagt Ortsbürgermeister Müller über den einen. Die Gemeindearbeiter haben jeweils nur eine 30-Stunden-Woche, aber viele Aufgaben zu erledigen. „Und die Technik ist grauenvoll“, benennt Ledderbohm den anderen Grund. „Die technische Ausstattung ist schlicht unzureichend.“ Die Ströbecker haben nur einen Handrasenmäher zur Verfügung: „Den großen Flächen ist so nicht beizukommen.“

Flächen, die zu pflegen sind, hat Ströbeck in der Tat jede Menge, wie ein Rundgang zeigt. Da gibt es nicht nur das wuchernde Grün an den Dorfstraßen. Auch der öffentliche Spielplatz und der vor gut zehn Jahren für viel Fördergeld angelegte Europa-Park sind in einem beklagenswerten Zustand.

Den Gemeindearbeitern gibt Müller keine Schuld. Im Gegenteil: „Die versuchen mit den Mitteln, die sie haben, auch klarzukommen.“ Die Frage sei aber, ob es genug Arbeiter gibt.

Das wird derzeit geprüft. Ros­witha Hutfilz von der Abteilung Stadtgrün erarbeitet für alle Ortsteile Pläne, in denen die öffentlichen Flächen aufgeführt und deren Größe berechnet sind. „Das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, teilt das Rathaus mit. Erst dann lassen sich weitere Schlüsse ziehen. Ob also der Ströbecker Wunsch, dass den Gemeindearbeitern mehr Stunden zugestanden werden, in Erfüllung geht, ist offen. Dasselbe gilt für Müllers Hoffnung, statt eines Mähers einen kleinen Rasentraktor zu bekommen. Hier ist die Antwort aus dem Rathaus eindeutig: „Neue Technik wird erst angeschafft, wenn alte Technik verschlissen ist. Immer unter Beachtung der finanziellen Mittel und Möglichkeiten.“

Platz für neue Technik wäre da. Denn zumindest ein Wunsch der Ströbecker geht Mitte Juli in Erfüllung. Dann ziehen die Gemeindearbeiter in den umgebauten alten Kuhstall. „Dort haben sie vernünftige Arbeitsbedingungen“, sagt Müller – und nicht nur Platz für eine Werkbank, sondern auch für einen größeren Maschinenpark. Falls er denn kommt.

Während dieser Termin steht, ist ein anderer weiterhin offen. Schon seit Jahresbeginn dürfen die Kinder aus der Ströbecker Grundschule ihren eigenen Spielplatz nicht mehr nutzen. Der Grund: Schulleiter Volker Heinold hat aus Sicherheitsgründen eine Überprüfung der Geräte beantragt. Das wollte eigentlich die Stadt selbst machen, doch dazu sei es noch nicht gekommen, sagt der Schulleiter. Ortsbürgermeister Jens Müller hofft, dass bis zum Ferien­ende die Arbeiten erledigt sind.

Ganz sicher sei das allerdings nicht, tritt Rathaus-Mitarbeiterin Katja Kratzius auf die Bremse. Zwar solle schnellstmöglich eine Reparatur veranlasst werden, erste Gespräche mit Firmen gab es schon. Aber: „Ob der Platz zum neuen Schuljahr wieder bespielbar ist, kann ich heute nicht beantworten.“