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Tiergarten Tiere bekommen Krankenzimmer in Halberstadt

Ein unscheinbares Gebäude ist zurzeit Arbeitsplatz von Bauleuten im Tiergarten Halberstadt. Sie bauen eine neue Krankenstation.

Von Sabine Scholz 19.06.2018, 01:01

Halberstadt l Neugierig lugt ein Waschbär um die Ecke, als Björn Schröder die nächsten alten Fenster schultert. Der Bauhandwerker hat sich an die neugierigen Blicke der tierischen Beobachter im Gatter hinter ihm gewöhnt. Seit einer Woche ist er mit seinen Kollegen von der Firma Kossack und Boß im Tiergarten Halberstadt tätig, um die kleine Auffang- und Krankenstation wieder auf Vordermann zu bringen.

Bauherrin des Ganzen ist die Rolf P. C. und Maria Manteufel-Stiftung, wie deren Vorstandsvorsitzender Michael Haase bei einem Pressetermin berichtet. Knapp 11.000 Euro gibt die Stiftung für neue Fenster, isolierte und einfach zu reinigende Wände, Böden und Decken aus. „Die Stiftung hat mit der Stadt einen Vertrag geschlossen und saniert die ziemlich in die Jahre gekommene Auffangstation“, sagt Haase, „bis Ende August wollen wir fertig sein.“

René Lindemann und Florian Hartmann verfolgen die Arbeiten mit besonderem Interesse. Freuen sich die beiden Tierpfleger doch auf bessere Unterbringungsbedingungen für die tierischen Patienten. Das Gebäude neben dem Katzenhaus des Tierschutzvereins hat eine Doppelfunktion. Es dient als Auffangstation für kranke Wildtiere, die im Tiergarten abgegeben werden, und es ist künftig auch die Krankenstation des Tiergartens.

„Bislang allerdings war es maximal für Igel geeignet, die hier bei uns zum Überwintern einquartiert wurden. Die Auffangstation befindet sich bislang mit im alten Verwaltungsgebäude“, berichtet Tiergartenleiterin Marina Breitschuh. Nun wird dank einer neuen Raumaufteilung Platz sein für größere Kleinsäuger als Igel. „Erkrankt eines der größeren Tiere, müssen wir das nach wie vor anders von den gesunden Artgenossen abschotten“, sagt René Lindemann. Und äußert die Hoffnung, dass das Freigehege in direkter Nachbarschaft der kleinen Baracke in absehbarer Zeit ebenfalls für die Betreuung kranker Tiere genutzt werden kann und für die Trennung heranwachsender Jungtiere, die ihre Geschlechtsreife erlangen. „Das gibt dann oft Zoff mit den Artgenossen, deshalb ist es besser, die Tiere aus der Gruppe herauszunehmen“, erklärt René Lindemann.

In der Krankenstation selbst sollen durch bewegliche Elemente bis zu drei „Patientenzimmer“ entstehen. Es wird an der Decke Steckdosen für Rotlichtlampen geben. „Rotlicht ist ein gutes Mittel, um den kranken Tieren rasch wieder auf die Beine zu helfen“, sagt Lindemann. Auch über den geplanten Behandlungstisch neben einem neuen Waschbecken freuen sich Lindemann und Hartmann. „Dann haben wir endlich die erforderlichen hygienischen Standards.“

In der kleinen, nach der Sanierung auch beheizbaren Pflegestation, können außerdem die Fundtiere untersucht werden, bevor sie in die Fundtierunterkunft umziehen. Alles Dinge, die jetzt logistisch durchaus schwierig sind. Auch das Aufpäppeln der verletzten Greifvögel wird durch die neue Krankenstation einfach. Denn ins „Greifvogel-Hospital“, ebenfalls von der Manteufel-Stiftung finanziert, ziehen die Vögel erst, wenn sie wieder kräftig genug sind, um alleine zu fressen, bis dahin werden sie, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, mit der Hand gefüttert.

Dass sich die Stiftung erneut für den Tiergarten engagiert, freut nicht nur die Tierpfleger, sondern auch die Tiergartenleiterin. Marina Breitschuh sieht mit der neuen Auffang- und Pflegestation mehr Möglichkeiten für die Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung, denn dann könne man in den Führungen hinter die Kulissen des Tiergartens auch einen Besuch dieser Station einbeziehen.

Stiftungsvorstand Michael Haase ist zufrieden mit dem Fortschritt der Arbeiten und berichtet, dass es nicht das einzige Vorhaben ist, für das die Manteufel-Stiftung in diesem Jahr Geld gibt. „Im Jahr 2017 mussten wir erstmal eine Pause einlegen, um uns finanziell zu konsolidieren. Dieses Jahr unterstützen wir drei Projekte.“ Neben der Auffangstation im Tiergarten sind das nach Sturmschäden erforderliche Dacharbeiten am Katzenhaus des Tierschutzvereins sowie ein Fledermaus-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Verein Halberstädter Berge.