Tierquälerei Rasierklinge im Tierkot

Schock im Osterwiecker Verein Tiergehege am Fallstein. Hier entdeckte man eine Rasierklinge im Kot eines Tieres.

Von Mario Heinicke 07.01.2020, 05:00

Osterwieck l Genau ließ es sich nicht bestimmen. Entweder einer der beiden Esel oder eines der beiden Ponys im Tiergehege hatte die Rasierklinge gefressen, berichtete Vereinsmitglied Anja Blümel gegenüber der Volksstimme.

Kurz zuvor hatte Vorsitzende Carmen Wöllner beim Reinigen die an einer Seite abgebrochene Rasierklinge in einem Kothaufen entdeckt. Dass die gefährlich scharfe Klinge etwa im Nachhinein in den Haufen gesteckt sein könnte, hält Blümel für ausgeschlossen. Denn entdeckt wurde die Klinge im Stall, für Besucher nicht zugänglich.

Wie Anja Blümel weiter berichtete, hat sie die Polizei über den Fund informiert. Ebenso die betreuende Tierärztin. Nach deren Einschätzung müsste das Tier drei bis fünf Tage zuvor die Klinge gefressen haben. Also im Zeitraum ab Neujahr.

Seit knapp drei Jahren betreibt der etwa 20-köpfige Verein das Tiergehege am Fallstein. Die Stadt konnte die langjährig bestehende Anlage aus finanziellen Gründen nicht mehr betreiben. Ohne Vereinsgründung wäre sie geschlossen worden. Das Tiergehege ist äußerst beliebt im Stadtgebiet, vor allem bei Familien mit Kindern. Das belegen nicht nur die vielen Besucher vor Ort, sondern auch die vielen Spenden, die den Verein erreichen, um die Kosten für Futter, Tierarztbetreuung und mehr bestreiten zu können. Und um die Anlage weiter zu modernisieren. So sind in den drei Jahren viele Meter Zaun erneuert sowie eine Tränkeanlage installiert worden.

Um so erschütterter ist man nun – nicht nur – im Verein, dass ein Unbekannter ein Attentat auf die Tiere verübt hat. Anja Blümel bittet Besucher um Vorsicht und Aufmerksamkeit, auch zur Sicherheit ihrer gegebenenfalls mitgeführten Hunde, falls im Umfeld noch mehr Köder ausgelegt wurden.

Denn ähnliche Attentate gab es im Umland auch schon in der Vergangenheit. Für Schlagzeilen sorgte vor allem ein Vorfall vor fünf Jahren im nahen Fallsteindorf Rhoden, als ein Hunde-Hasser Wurstköder mit Rasierklingen und Schneckengift im Dorf ausgelegt hatte. Damals stand das Leben eines Hundes auf der Kippe, er musste mehrmals operiert werden.

Die Esel und Ponys zeigten gestern keine Auffälligkeiten, berichtete Anja Blümel. Auch die andere Tiere – Ziegen und Hängebauchschweine – nicht. Sie stünden nun unter Beobachtung.

Gesucht werden jetzt von Polizei und Verein mögliche Zeugen, die die Tat selbst oder Auffälligkeiten von Besuchern beobachtet haben könnten. Im Klartext, die mitgebrachtes Futter über den Zaun geworfen haben. Denn das Füttern der Tiere durch mitgebrachtes Essen ist eigentlich nicht gestattet. „Manche Leute denken ja, wir würden die Tiere nicht ausreichend versorgen und füttern dann durch den Zaun“, weiß Blümel. Tatsächlich sollen Besucher nur die vom Verein vor Ort bereitgestellten Inhalte der Futtertüten an die Tiere geben.

Natürlich freue man sich auch über Futterspenden, unterstrich Anja Blümel. Diese sollten dann aber in eine Futterspendenkiste gelegt werden, weil eben nicht jedes Tier jedes Futter verträgt. „Wir versuchen die Leute in Gesprächen dafür zu sensibilisieren.“