Ton wird mit historischer Trade geknetet

Die Trade in der Ziegelei Hundisburg ist fertig. Ab Montag wird die Tonknetmaschine, die nach historischem Vorbild gebaut wurde, ausprobiert. Am Museumstag soll sie beim Zieglerfest eingeweiht werden. Damit hat die Ziegelei als technisches Denkmal etwas in Europa Einzigartiges zu bieten.

Haldensleben l Seit etwa zwei Jahren ist der Förderverein Technisches Denkmal Ziegelei dabei, eine Trade zu bauen. Mit dieser Technik wurde einst der Ton für die Weiterverarbeitung in der Ziegelei aufbereitet. Das Prinzip ähnelt dem einer Göpelmühle. Pferde oder Ochsen laufen im Kreis und ziehen dabei Querbalken. Die über eine Welle übertragene Kraft wird zur Zerkleinerung des Tons genutzt. Am Sonntag, dem 20. Mai, soll sich beim Zieglerfest die Trade zum ersten Mal in Aktion zeigen. "Allerdings werden wir keine vierbeinigen Pferde einsetzen", scherzt Wolfgang Kaiser, Geschäftsführer des Fördervereins. Kräftige Männer werden die Trade in Gang setzen. Geeignete Pferde zu finden, ist der nächste Schritt.

Der geistige Vater der Trade ist Vereinsmitglied Heinrich Böger, zugleich Gründungsmitglied des Fördervereins. Der Hallenser hat sich mit der Geschichte auseinandergesetzt, hat Zeichnungen angefertigt und die Wirkungsweise erörtert. Unterlagen, nach denen direkt gebaut werden konnte, gibt es nicht. Max Schaub hat mit seinem technischen Wissen geholfen, dass an Hand der vorhandenen Unterlagen die Trade gebaut werden konnte. Zimmerrermeister und Vereinsmitglied Thomas Widdecke hat die Holzkonstruktion errichtet, David Stelzer, Tischlermeister in der vereinseigenen Tischlerei, hat die weiteren Holzarbeiten übernommen. Gestern hat David Stelzer mit dem Ziegeleimitarbeiter Enrico Ott die Trade schon mal probeweise gedreht. Am Montag geht es in die heiße Probephase. Dann wird mit Ton gearbeitet. Ein bisschen muss noch nachgearbeitet werden, merkte David Stelzer gestern. Doch zum nächsten Sonntag wird alles funktionieren.

Mit der Trade ist das produzierende Denkmal um eine weitere Attraktion reicher. "Diese historische Tonknetmaschine ist die einzige ihrer Art in Ziegeleimuseen in ganz Europa", weiß Marion Nier, Leiterin der Ziegelei und Vorstandsmitglied des Fördervereins.

Zum Internationalen Museumstag lädt der Förderverein alljährlich zu einem großen Fest in die Ziegelei ein. "In diesem Jahr wird es kein Dampfspektakel wie in den vergangenen Jahren geben", erläutert Marion Nier. Am Sonnabend und Sonntag, 19. und 20. Mai, wird ein Zieglerfest gefeiert. "Wir wollen uns dabei stärker auf unsere Wurzeln besinnen", so Marion Nier. Neben der Trade können die Besucher auch auf dem Ziegeleihof miterleben, wie früher Ziegel in einem Feldbrandofen gebrannt wurden. Wolfgang Kaiser hält den Ofen an beiden Tagen in Betrieb. Die Gäste können bei Führungen durch die Ziegelei unendlich viel über die Ziegelproduktion und andere historische Baustoffe, die hier ebenfalls mit den ursprünglichen Methoden hergestellt werden, erfahren. Sehr beliebt sind auch immer Fahrten mit der historischen Feldbahn.

Geplant war zudem die Eröffnung einer Sonderausstellung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Halle zu Ergebnissen archäologischer Ausgrabungen in Haldensleben. Da es noch zahlreiche Funde gibt, die noch nicht gesichtet und aufgearbeitet sind, kann die Ausstellung voraussichtlich erst am 28. Juni eröffnet werden, sagt Marion Nier. Ein kleiner Einblick in die Ausgrabungen kann jedoch schon gegeben werden.

Am Sonntag wird eine 18 Meter lange Spielstrecke mit Hindernisbahn, Kletterwand, Rutsche und Hüpfburg für die Kinder aufgebaut. Zudem kann getöpfert werden, Sparschweine werden bemalt und vieles mehr. In der Ziegelscheune wird ab 14 Uhr zum musikalischen Kaffeenachmittag eingeladen. Frauen des Vereins sorgen für Kuchen. Und die Bäckerfamilie Görges backt im hauseigenen Ofen an beiden Tagen wieder Brot. Ursula und Wilhelm Görges sind zwar im Ruhestand, seit 2008 aber backen sie immer im Mai für die Ziegeleigäste. 25 Vereinsmitglieder und weitere Helfer sind an dem Wochenende ehrenamtlich im Einsatz.