Corona Verbandsgemeinde Vorharz: Mitarbeiter dürfen nicht ins Homeoffice
Die Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Vorharz bekommen kein Angebot für Homeoffice. Das geht aus einem internen Papier der Verbandsbürgermeisterin hervor, das der Volksstimme vorliegt.

Wegeleben - Die Mitarbeiter der Verwaltung der Vorharzer Verbandsgemeinde sind trotz verschärfter Corona-Lage dazu angehalten, im Büro zu arbeiten. Homeoffice wird ihnen derzeit nicht angeboten. Das geht aus einem internen Papier hervor, das der Volksstimme vorliegt. Es wurde von der Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde, Ute Pesselt (parteilos), unterzeichnet.
Am 24. November trat bundesweit ein erneuertes Infektionsschutzgesetz in Kraft. Davon ist auch der Arbeitsplatz betroffen. In einer Erklärung der Bundesregierung heißt es dazu: „Arbeitgeber müssen bei Büroarbeiten oder vergleichbaren Tätigkeiten grundsätzlich die Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice anbieten. Dies gilt, sofern nicht zwingende betriebliche Gründe dagegen sprechen.“ Verstößt die Verbandsgemeinde gegen diese Vorgabe?
Kein Homeoffice
Nein, kontert die Verbandsbürgermeisterin auf Nachfrage der Volksstimme. Hier handele es sich nur um eine Soll-Vorgabe seitens der Bundesregierung. Da die Mitarbeiter ausreichend geschützt seien, müsse sie ihnen deshalb das Arbeiten von Zuhause aus nicht anbieten. Gegen das Homeoffice spräche aus betrieblichen Gründen ein fehlendes „elektronisches Datenmanagement“, das Einhalten der 3G-Regel und ausreichend vorhandener Abstand wegen der Einzelbüros.
„Die Anwesenheit kann deshalb erwartet werden“, heißt es wörtlich im internen Papier. Außerdem ermöglichten die offenen Schulen und Kitas eine Präsenz für Eltern in den Büros. Wegen vieler Krankheitsfälle momentan könne „erwartet werden, dass man sich gegenseitig im Interesse der Einheitsverwaltung unterstützt“.
Pesselt versichert gegenüber der Volksstimme aber: „Wir nutzen alle Möglichkeiten aus, damit unsere Mitarbeiter geschützt bleiben.“ Die 3G-Regel werde eingehalten und entsprechend kontrolliert. Die Gemeinde stelle allen Mitarbeitern zweimal wöchentlich Selbsttests zur Verfügung. Die Mindestabstände könnten wegen der Einzelbüros eingehalten werden.
Arbeit im Büro notwendig?
Zu diesen internen Faktoren kämen äußere hinzu, die die Arbeit vor Ort notwendig machten: Die Bürger würden erwarten, „dass sie bei persönlichen Belangen auch jemanden erreichen beziehungsweise bei Terminvergabe unter den bekannten Voraussetzungen auch mal sprechen können. Im Rahmen der Gleichbehandlung sehe ich daher keinen Grund, einzelnen die Möglichkeit einzuräumen und anderen den Weg zur Arbeit zuzumuten“, ist dem Papier weiter zu entnehmen.
Die Verwaltungschefin bekräftigt auf Nachfrage gegenüber der Volksstimme: „Es gibt ein großes Interesse der Bürger an Auskünften. Sie wollen, dass wir für sie erreichbar sind.“ Und: „Im Moment haben wir viel Zulauf wegen Ausweispapieren.“
Viele, die sich impfen lassen wollen und dafür einen gültigen Personalausweis benötigen, „merken erst dann, dass dieser abgelaufen ist“. Solche Arbeiten könnten die Kollegen dann nicht von Zuhause aus erledigen.
Mangelnde Ausstattung
Es kämen auch technische Probleme und mangelnde Ausstattung dazu. Die Verbandsgemeinde verfüge „noch immer nicht über ein elektronisches Datenmanagement. Es wird daran gearbeitet, aber bislang sind wir hier noch nicht weiter“, heißt es in dem internen Schreiben.
Es sei mit der derzeitigen technischen Ausstattung nicht möglich, im Homeoffice zu arbeiten. Wann sich das ändere, sei unklar, präzisierte Pesselt auf Nachfrage .
Denn: Es fehle das Geld, um entsprechende Computerprogramme für die externe Kommunikation zu beschaffen. Solche Programme bräuchten entsprechende Lizenzen, damit sie im vollen Umfang genutzt werden könnten. Die Kosten dafür seien jedoch hoch. Die Verbandsgemeinde habe bereits finanzielle Mittel dafür eingeplant, ausreichen würden diese nicht.
Fokus liegt auf der Schule
Der Fokus liege derzeit sowieso auf den Schulen, erklärt Pesselt. Es sei wichtig, den „Digitalpakt Schule weiterzuverfolgen“. Damit sollen Investitionen in Schulgebäuden gefördert werden.
Ziel ist es unter anderem, die digitale Vernetzung zu ermöglichen und kabelloses Internet auszubauen. Auch das Beschaffen von Laptops, Tablets und digitalen Tafeln gehört dazu.
Sollte es dennoch in der nächsten Zeit dazu kommen, dass die Kollegen von zu Hause aus arbeiten müssen, bliebe „Arbeit liegen“, ist sich Ute Pesselt sicher. Das würden auch alle Mitarbeiter verstehen. Bisher habe es nur einen einzigen Antrag auf Homeoffice gegeben.