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Visionen Reitinternat in alter Harzturnhalle

Burghard Sinna hat Pläne für die ehemalige Harzturnhalle in Halberstadt und will ein Zentrum der Kavallerie-Reitkunst schaffen.

28.09.2019, 02:00

Halberstadt l Ein Reitinternat in Halberstadt samt Reit- und Sporthalle – davon träumt Burghard Sinna nicht nur. Der Landwirt aus Wester­hausen ist bereits viel weiter und arbeitet an der Umsetzung seines Traums. Den Ort, an dem er das ehrgeizige Projekt verwirklichen will, fand er in der Kreisstadt – die ehemalige Harzturnhalle. „Dort soll ein Zentrum der Kavallerie-Reitkunst mit ihrer über 1000-jährigen Tradition entstehen“, berichtet der Vorsitzende des Kavallerievereins Harz und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Kavallerieverbandes.

Die ehemalige Harzturnhalle in Halberstadt, die über 20 Jahre verwaist ist, und alles andere als einen vitalen Eindruck hinterlässt, hat es dem Mann aus Westerhausen angetan. Der fortschreitende Verfall des unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkbaus schreckt ihn nicht ab. Ganz im Gegenteil, die Halle besitze Potenzial und passt auch auf Grund ihrer Geschichte genau in seine Pläne.

„Ich bin ein paarmal an dem verwaisten Gebäude vorbeigefahren und bedauerte, dass es verfällt“, sagt Burghard Sinna. Das um 1890 als Reithalle für das einst in Halberstadt ansässige ­Infanterie-Regiment Nr. 12 erbaute Gebäude empfiehlt sich für die Pläne des Vereins. Der alte Baustil und der geschichtliche Hintergrund würden sich hervorragend in das Projekt einfügen. Ein Neubau wäre vielleicht sogar preiswerter, würde aber nicht zum Verein passen, der junge Menschen für den Pferdesport, Kultur, Geschichte und Tradition begeistern will.

Verbindungen des Kavallerievereins Harz nach Halberstadt bestehen schon seit einigen Jahren. Seit 2009 beschäftigen sich die etwa 25 Mitglieder mit der Geschichte und der Tradition des einst in der Stadt ansässigen Kürassier­regiments von Seydlitz. Vielbeachtete Vorführungen ihrer Reitkunst in historischen Kostümen gab es schon einige auf dem Domplatz.

„Wir suchen nach Mitteln und Möglichkeiten, um die alte Gebrauchsreiterei und Kunst des Kavallerie-Reitsports besonders durch die Förderung der Jugend zu erhalten“, betont Burghard Sinna. Die Idee ist, Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren nicht nur im Reitsport zu fördern. Angestrebt wird eine ganztägige sozialpädagogische Betreuung mit sportlicher und körperlicher Betätigung, Traditionsreiterei und einer tiergestützten ­Pädagogik und Therapie, erklärt der Vereins­chef das Vorhaben. Kinder und Jugendliche sollen durch Gruppenarbeit die ­Möglichkeit erhalten, alle Epochen der Reiterei zu erforschen, kennenzulernen und anzuwenden, um so einen Bezug zur Geschichte und Tradition zu bekommen. Drei- bis viermal pro Woche würde die Arbeit und das Training mit Pferden anstehen. „Die Bereitstellung, Versorgung, die Ausbildung der Pferde sowie die Reitausbildung übernimmt mein Landwirtschaftsbetrieb. Das Training wird zusätzlich durch Ausbilder und Lehrgänge des deutschen Kavallerieverbandes unterstützt“, so Burghard Sinna. Die Nutzung der Halle sei nicht nur für den Reitsport geplant. Ein Teil des Gebäudes bleibe Sporthalle und stünde auch für die Nutzung durch andere Vereine zur Verfügung.

Geplant ist außerdem ein Reitinternat mit Wohngruppen für elternlose Jugendliche, das von Fachpersonal wie Sozialpädagogen, Sozialarbeitern und Erziehern geleitet wird.

Erste Gespräche mit der Stadt Halberstadt, der Harzturnhalle und das unmittelbar daran angrenzende Areal gehören, sind gut verlaufen, informiert der Landwirt. Einstimmig votierten die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses während ihrer jüngsten Tagung sowohl für den Antrag auf Herstellung von Baurecht als auch für einem entsprechenden Aufstellungsbeschluss. Für die Umsetzung der Pläne ist allerdings nicht nur das städtische Grundstück mit seinen 6700 Quadratmetern interessant. Im Fokus steht außerdem ein Nachbargrundstück, auf dem sich einst eine Abfall­entsorgung befand. „Mit dem Eigentümer habe ich bereits gesprochen. Allerdings wartet der noch darauf, ob die Pläne für die dort geplante ­Ansiedlung des Gewerbegebietes ‚Harzhof‘ umgesetzt werden“, berichtet Burghard ­Sinna. Ob es dazu noch kommt, ist fraglich. Vor zehn Jahren legte die Stadt das Vorhaben auf, die Umsetzung durch einen Investor steht bis heute aus.

Burghard Sinna rechnet mit einer Invest-Summe in Höhe von einer Million Euro für die Verwirklichung seines Projektes. Er rechnet mit einer Förderung des Vorhabens. Bis zum Start, wenn es dazu kommt, würde noch ein Jahr vergehen.

Burghard Sinna lädt alle Interessierten am Dienstag, 1. Oktober, um 17 Uhr zur Begehung der Harzturnhalle an der Harzstraße und zur Vorstellung des Projektes ein.