Martin Vorwerk präsentiert derzeit eine Auswahl seiner Arbeiten im Kunsthof Röderhof Von der Magie afrikanischer Masken
Ein besonderes Projekt ist derzeit im Kunstverein Röderhof zu sehen. Martin Vorwerk zeigt 19 afrikanische Masken aus dem Gebiet der Luba und Songye im Südosten der heutigen Demokratischen Republik Kongo. Am Sonntag lädt er wieder zu einer Führung ein.
Dingelstedt/Röderhof l Die Masken gehörten zu den sogenannten Kifwebe-Geheimbünden, erklärt der Künstler. Die in Röderhof ausgestellten Objekte seien allerdings nur Fragmente, da in ihrer Heimat nicht nur die Gesichtsmasken, sondern ein vollständiger Anzug getragen werde, wie Martin Vorwerk weiß. Ergänzt würden diese Masken durch Musik, Sprache und Bewegung, um Normen und Verhaltensregeln innerhalb der Dorfgemeinschaft durchzusetzen und in Verbindung mit übernatürlichen Kräften und den Ahnen zu treten.
"Die Kifwebe-Masken können sowohl Lob als auch Tadel und Bestrafung übermitteln."
Martin Vorwerk, Künstler in Röderhof
Was in der Ausstellung, die Martin Vorwerk gestaltet hat, ein wenig mystisch und mit dem Hauch des Geheimnisvollen daherkommt, steht in Afrika für weitaus mehr: "Die Kifwebe-Masken können sowohl Lob als auch Tadel und Bestrafung übermitteln", so Vorwerk weiter.
Die Masken im Künstlerhaus in Röderhof hat der Meister so zusammengestellt, dass sie ein Gesamtensemble bilden. Es übt in seiner Kompaktheit eine einzigartige Wirkung auf den Betrachter aus. Diese wird wirksam unterstützt von der Art und Weise, wie das Projekt umgesetzt worden ist. Die Installation befindet sich in einem nahezu dunklen, nur sehr sparsam erleuchteten Raum, der von sphärischen Geräuschen erfüllt ist.
Diese, so erklärt es Vorwerk seinen Besuchern, seien umgewandelte Radio- und Magnetwellen-Aufnahmen der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa von unseren Nachbarplaneten und deren Trabanten. Hinzu kommen Geräusche der Klick-Laut-Kommunikation antarktischer Seerobben.
Im Mittelpunkt der Installation befindet sich eine Fruchtbarkeitsfigur, welche eine Mondmaske trägt. Die kleine Holzfigur, von einer Glasglocke geschützt und scheinbar schwebend, zieht durch eine entsprechende Lichtgestaltung den Besucher geradezu magisch an. Um sie herum bilden elf abstrakte Masken einen Kreis - ganz so, als wollten sie die weibliche Figur im Zentrum mit ihren herausgestreckten Mündern anrufen.
Auf seinem Weg dorthin wird der Besucher - und es darf jeweils nur ein Besucher den Raum betreten - von acht Tiermasken flankiert. Mit seinem Eintritt in den Raum hat der Betrachter seine bekannte Welt zurückgelassen und eine unbekannte betreten, deren Codes er nur schwer entschlüsseln, sich aber kaum der mystischen Anziehungskraft entziehen kann.
"Die Masken erfüllten die Aufgabe, die in anderen Kulturen ein Buch oder eine Zeitung haben."
Martin Vorwerk, Künstler in Röderhof
So berichteten am Tage der Vernissage mehrere Besucher, dass die Masken zu ihnen gesprochen hätten. Ist damit das Anliegen, das Martin Vorwerk mit seiner Installation verfolgt, erreicht? Der Kommunikationsdesigner und Künstler, der nun die Kunst Afrikas an der Freien Universität Berlin studiert, möchte die den Masken innewohnende Spiritualität auch für seine Gäste nachfühlbar machen.
"Er handelt sich hier nicht nur um leblose Holzobjekte hinter Museumsvitrinen, sondern um unglaublich aufgeladene Eckpfeiler einer Gesellschaft. Kann ein solches Objekt auch auf uns in einer anderen Kultur eine tief ergreifende Wirkung haben?" Vorwerk tritt dafür ein, dass die Kunst Schwarzafrikas mit anderen Augen gesehen wird und somit mehr Wertschätzung bekommt. Und er wendet sich dagegen, dass sie - wie häufig in der Vergangenheit geschehen - lediglich auf ihren exotischen Charakter reduziert wird. Stattdessen will Vorwerk, dass die traditionelle afrikanische Kunst als Bestandteil der Menschheitskultur gewürdigt wird. Dazu gehört für ihn das Verständnis, dass die Masken wichtige Informationsträger innerhalb einer Gesellschaft waren, die lange Zeit keine Schrift, wie wir sie kennen, hatte. "Sie erfüllten somit die Aufgabe, die in anderen Kulturen ein Buch oder eine Zeitung haben."
Gern ist Martin Vorwerk zu einer persönlichen Führung durch sein Projekt bereit. Wer möchte, ist am Sonntag, dem 22. September, von 14 bis 17 Uhr nach Röderhof eingeladen. Die Masken-Ausstellung von Martin Vorwerk und Arbeiten von Susann Dietrich sind noch bis zum 20. Oktober jeweils sonntags (14 bis 17 Uhr) im Kunstverein Röderhof zu sehen.
Informationen über Martin Vorwerk und seine Projekte gibt es im Internet unter: www.intersections-of-perception.com.