Interessen der Bewohner und der Unternehmen sollen auf einen Nenner gebracht werden Walbecker Ortschaftsrat befürchtet mit dem Bergbau groben Eingriff in die Landschaft
Die Quarzwerke Weferlingen planen in der Gemarkung Walbeck den Abbau weiterer Sandflächen. Der Ortschaftsrat Walbeck befürchtet, dass die Vorhaben einen massiven Einfluss auf die Landschaft haben. Der Rat fordert die Stadt Oebisfelde-Weferlingen auf, den Antrag zur bergrechtlichen Zulassung vorerst abzulehnen.
Walbeck/Weferlingen l Martin Herrmann (parteilos), Walbecks Ortsbürgermeister und Mitglied im Stadtrat, fragte bei der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses der Einheitsgemeinde nach, ob es zum Thema Betriebsrahmenplan der Quarzwerke inzwischen einen Gesprächstermin gibt. "Wir müssen noch festlegen, wer teilnimmt. Und dann gehen die Einladungen raus", versicherte die Bürgermeisterin Silke Wolf (Die Linke).
Die Quarzwerke GmbH Weferlingen möchte in der Gemarkung Walbeck mit dem Abbau weiterer Flächen beginnen. Für dieses Vorhaben ist eine Anpassung des Rahmenbetriebsplanes nötig.
Der Ortschaftsrat Walbeck fordert die Stadt Oebisfelde-Weferlingen auf, den Antrag zur bergrechtlichen Zulassung, die das Unternehmen an das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) gestellt hat, erst einmal abzulehnen.
Herrmann betonte noch einmal, dass die Unterlagen zum Vorhaben der Quarzwerke in Walbeck Grube 6 (Areal hinter dem Sportplatz) in Verbindung mit der geplanten Grube 8 (Gelände hinter dem Friedhof) noch viele Fragen offen lassen.
"Vor einer Zustimmung zum Antrag - soweit dies überhaupt möglich ist - sind wesentliche Ergänzungen und Überarbeitungen nötig", sagte der Ortsbürgermeister. Die vorgelegten Unterlagen würden die Auswirkungen des Quarzsandabbaus unzureichend beschreiben. Deshalb wolle der Walbecker Rat, dass die Entscheidung über das Vorhaben um ein halbes Jahr verschoben wird. "In dieser Zeit könnten Vereinbarungen zur dauerhaften Ausgestaltung des Nebeneinanders von Unternehmen, der Stadt und der Ortschaft Walbeck getroffen werden", so Herrmann.
Im Namen des Ortschaftsrates hatte Hermann die Landtagsabgeordneten Rita Mittendorf (SPD), Ralf Geisthardt (CDU), Verena Wicke-Scheil (Grüne) und Guido Henke (Linke) gebeten, als Moderatoren in der geplanten Runde dabei zu sein.
Silke Wolf erklärte, dass das Dabeisein der Landtagsabgeordneten aus Sicht des Bau- und Vergabeausschusses nicht notwendig sei. Herrmann betonte: "Uns ist es wichtig, dass die Landtagsabgeordneten genau auf die Quarzwerke und auch auf die Kalkwerke schauen. Wir können nicht zu allem ,Ja und Amen\' sagen. Wir wollen einfach mehr wissen, was da passiert."
Stadtrat Bernd Schuster (SPD) sagte dazu: "Ich finde es nicht in Ordnung, dass ein Ortschaftsrat aus der Einheitsgemeinde von sich aus Landtagsabgeordnete hierher einlädt - ohne sich vorher mit einem beschließenden Gremium abzustimmen." Er habe aber nichts dagegen, dass die Landtagsabgeordneten beim Treffen dabei sind. "Walbeck ist in einer besonderen Situation, wenn man das Abbaugeschehen rundherum betrachtet", so Schuster.
Hermann berichtete von einem konstruktiven Gespräch, das der Ortschaftsrat bereits vor fünf Wochen mit führenden Vertretern des Quarzwerkes geführt habe. Regelmäßige Treffen seien geplant. "Das Sandwerk und auch das Kalkwerk sollten sich abstimmen. Jeder rattert da mit seinen Maschinen. Und wir sind in Walbeck mittendrin. Beide Werke graben uns ringsum ab", beschrieb Herrmann und ergänzte: "Dass wir nicht die Befürworter des Gesamtabbaus sind, ist doch legitim." Er verwies darauf, dass auch die gegenwärtige und künftige Ausdehnung des Kalksteinabbaus zu berücksichtigen sei. Groß ist die Befürchtung vieler Walbecker, dass der Wert ihrer Grundstücke sinkt. "Wenn die Werke in 15 oder 20 Jahren mit ihren Kalk- und Sandgruben Walbeck eingeschlossen haben, wer redet dann noch über den Qualitätsverlust unseres Ortes", sagte der Ortsbürgermeister. Er appellierte, dass die beiden Unternehmen doch Lösungen finden sollten, damit Walbeck schön wird und bleibt.
Die Bürgermeisterin schlug vor, mit Vertretern der Fraktionen, des Umwelt- und Wirtschaftsausschusses der Stadt und des Walbecker Ortschaftsrates einen Termin auszumachen. "Die Vertreter der Quarzwerke werden zum Gespräch eingeladen. Gemeinsam versuchen wir dann, einen gangbaren Weg, wie weiter verfahren wird, zu finden", sagte Silke Wolf.
Gesprächsbereit zeigte sich gestern Klaus Schmidbauer, der seit Oktober 2012 als Werkleiter der Quarzwerke tätig ist. "Wir planen verschiedene Erweiterungen unseres Sandabbaues. Mir war schon im Vorfeld bekannt, dass es relativ viele entgegengesetzte Meinungen gibt. Viele befürchten, dass die Eingriffe in das Landschaftsbild zu massiv sind", sagte Schmidbauer. Er betonte, dass es ihm wichtig sei, dass eine einvernehmliche Lösung gefunden wird.
"Wir sind jetzt im Frühstadium der Planung für den Abbau in der Grube 8, die sich in relativer Nähe zur Ortslage Walbeck befindet. Mir geht es darum, dass, bevor wir ins Genehmigungsverfahren reingehen, auch die Interessen der Walbecker berücksichtigt werden", sagte der Werkleiter.
Bereit wäre er, über einen landschaftspflegerischen Rahmenplan zu sprechen. "Dafür ist es aber nötig, dass wir auch das Kalkwerk mit ins Boot holen. Es ist sicher eine Herkulesaufgabe, die Interessen der Bergbauunternehmen und der Walbecker auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Aber wir wollen es versuchen", sagte Schmidbauer.