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Wanderprojekt "Sterngucker" am Klusfelsen im Harz

Drei Harzstädte, ein Projekt. Literatur soll den Tourismus in Halberstadt, Thale und Blankenburg nachhaltig beleben.

Von Jörg Endries 04.10.2020, 01:01

Halberstadt l Mit der Einweihung des ersten Schnitzobjekts „Der Sterngucker“ unterhalb des Klusfelsens im Süden Halberstadts ist in dieser Woche die Beschilderung der Schauplätze des Kultur- und ­Literaturprojektes „Das versunkene Heiligtum“ gestartet. „Um den Interessierten und den Wanderern das Erreichen der Ziele zu erleichtern, entstand die Idee, Holzstelen aus großen Baumstämmen am jeweiligen Ort zu errichten“, erklärt Axel Steinbach vom Geistmühle Verlag.

Mitarbeiter der AFU Privates Bildungsinstitut GmbH Halberstadt nahmen die Herausforderung an und gestalten Holzstämme und -bänke mit Motiven. „Zusammen mit Kathrin Hotowetz und leitenden Mitarbeitern der AFU wurden kreative Lösungen für diese Ausschilderung der Kultorte entwickelt und umgesetzt“, so Axel Steinbach. „Entstanden sind wunderschöne Reliefschnitzereien, die im zweifarbigen Lärchenholz sehr gut zur Geltung kommen“, schwärmt die Autorin.

Seit Dienstag ist östlich des imposanten Klusfelsens bei Halberstadt "Der Sternengucker“ zu finden. „Schon vor 14.00 Jahren siedelten hier Menschen. Vor etwa 4000 Jahren gab es wahrscheinlich in der Region eine Hochkultur, die den Klusfelsen als Sternwarte nutzte“, berichtet Kathrin Hotowetz. Die Schriftstellerin verwies auf einen Beitrag in der Zeitschrift Geo, in der darüber berichtet wird, dass die Felsformation schon vor tausenden Jahren zur Bestimmung der Jahreszeiten gedient haben soll. Die Halberstädterin lobte „die tolle und engagierte Arbeit der Schnitzer Oleg Ginetschko, Oleksandro Frezinsky und Peter Hoseev“. Außerdem bedankte sich die Autorin für die finanzielle Unterstützung der KoBa und des Halberstädter CDU-Landtagsabgeordneten Daniel Szarata.

Für fünf weitere Plätze des Literatur- und Tourismusprojekts „Das versunkene Heiligtum“ in den Bereichen von Thale, Blankenburg und Halberstadt sind bereits fertiggestelt und warten nur noch auf ihre Montage.

„Mit dem Aufstellen von großen, geschnitzten Holzstämmen und Holzbänken mit Motiven nordischer Gottheiten und der entsprechenden Sternzeichen soll das Auffinden und die Information zu den Punkte des Projektes „Das versunkene Heiligtum“ verbessert werden“ informiert Axel Steinbach. An diesen Orten sind auch die orangefarbigen Stempelstellen der gleichnamigen Stempelwandertour zu finden.

Beweise für die Existenz einer hochentwickelten Kultur zur Steinzeit lieferten archäologische Grabungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie während des Baus der Ortsumfahrung Halberstadt-Harsleben. Im Juli 2016 stießen die Archäologen auf eine Kreisgrabenanlage aus der Bronzezeit mit Doppelbestattung. Die mehrere Tausend Jahre alte Grab- und vermutlich Kultstätte wurde auf einem Acker nahe Harsleben freigelegt. Als „einmalig“ bezeichnet damals Susanne Friederich den Fund. Die Abteilungsleiterin vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie war begeistert, dass bei der Grabung auch eine Prozessionsstraße entdeckt wurde. Die führte zum etwa 50 Zentimeter breiten Eingang der Kreisgrabenanlage. An der gegenüberliegenden Seite verlief sie weiter. Dies könnte ein Beleg dafür sein, dass die Anlage einst als Kultstätte diente, so Susanne Friederich.

Fest steht, dass es im Umfeld der Kreisgrabenanlagen eine Siedlung gab. Die Archäologen gruben Vorratsgruben aus, in denen die Menschen Getreide lagerten. Außerdem fand man Überreste von Langhäusern, die 30 Meter lang und vier Meter breit waren.

Bereits vor 7000 Jahren besiedelten Menschen aus dem vorderen Orient das Vorharzgebiet, das hätten DNA-Untersuchungen bewiesen, so damals Susanne Friederich. Die Siedler erkannten, dass die Böden fruchtbar sind, das Wetter gut und die Landschaft erlaubte weite ­Blicke ins Rund.