1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Wegenstedter reisen in die Vergangenheit Erinnerungen an den Alltag in der DDR-Zeit und an die Einweihung der Schule vor 40 Jahren

Wegenstedter reisen in die Vergangenheit Erinnerungen an den Alltag in der DDR-Zeit und an die Einweihung der Schule vor 40 Jahren

Von Anett Roisch 11.08.2012, 05:20

Bei einer 70er-Jahre-Party haben Wegenstedter die DDR-Zeiten wieder aufleben lassen. Die Feier sollte allerdings kein verklärter Blick zurück sein, sondern Spaß verbreiten und vor allem an den Bau und die Eröffnung der Wegenstedter Schule vor 40 Jahren erinnern.

Wegenstedt l Feiern wie zu DDR-Zeiten konnten die Gäste der 70er-Jahre-Party in Wegenstedt. "Für Frieden und Sozialismus, seid bereit!", hieß es schon am Eingang des Festzeltes, wo die nicht mehr ganz so jungen Jung- und Thälmann-Pioniere Ingrid Pallas und Martina Schoof Wahlkarten verteilten. Nun sollten nicht die Genossen der Volkskammer gewählt werden, sondern die Gäste mit den schönsten Kostümen. Wer mit Pionier-, FDJ-Kleidung, GST-Uniform oder ähnlicher Verkleidung kam, hatte die Chance, einen der drei Hauptpreise zu gewinnen.

Anlass der Party war die Einweihung der Polytechnischen Oberschule "Wilhelm Pieck" (POS) vor 40 Jahren. 1972 wurde der Schulneubau, in dem sich heute die Grundschule "Am Wald" befindet, fertiggestellt. "Wir waren die erste 9. Klasse in der Schule. Sonst hätten wir nach Rätzlingen gemusst", erinnerte sich Monika Meier, geborene Wendt. Sie gestand beim Blick auf die Bilder der Eröffnungsfeier: "Wir waren damals sehr stolz auf unsere neue Schule. Was haben wir damals im Auftrag der FDJ in den Ferien alles geputzt und getan, damit die Eröffnung überhaupt stattfinden konnte." Zu sehen war auf den historischen Bildern auch der ehemalige Bürgermeister Hermann Flentje bei der Schlüsselübergabe. Viele Wegenstedter erkannten sich auf den Fotos wieder. Ewald Koch, ehemaliger Lehrer und Mitglied der Wegenstedter Chronikkommission, hatte die Fotos aus dem Fundus der Wegenstedter Geschichtsinteressierten geholt. Thomas Lange, ebenfalls Mitglied der Kommission, hatte die fast vergilbten Fotos digitalisiert und per Baemer an die Leinwand geworfen. Koch ist auch der Autor der Wegenstedter Schulchronik. "Ewald Koch war auch derjenige, der mich mitnahm, als es mit dem Freundschaftszug in die Sowjetunion ging", erinnerte sich Hartmut Sonnenschein, der in der nostalgischen Jacke eines Musikers der Wegenstedter Blaskapelle zum Feiern kam. Seine Frau Irina hingegen hatte ein schickes Kleid samt Stola der 70er Jahre an, das fast schon wieder modern ist. Die Musik kam natürlich auf der Party nicht zu kurz. Selbstverständlich wurde das Musikverhältnis von 60 Prozent (Ost) zu 40 (West) eingehalten, wie es damals auch immer "eingehalten" wurde. Doch bei allem Spaß betonte Sonnenschein, dass er die DDR nicht zurück wolle. "Im Gegenteil, wir fühlen uns im vereinten Deutschland wohl. Wir möchten heute einfach, dass alle Spaß haben!", waren sich die Veranstalter einig. Freude am Verkleiden hatte auch Arne Behrens, der einen Erich-Honecker-Hut trug und den dritten Platz, für den es einen Fleischerei-Gutschein gab, holte. Rebecca Simon schaute durch die dicken Rahmen einer Brille, zeigte sich im Mini-Kleid und gewann dafür ein Faß Bier. Für den ersten Preis bekam "Willi" Hans-Peter Röhl einen Gutschein für einen dreitägigen Aufenthalt im Hotel "Brockenblick" in Schierke.