"Lebenshilfe Ostfalen" will mehr Kita-Betreuungsplätze schaffen - Gemeinde reagiert zunächst zurückhaltend Wellener "Kleeblatt" soll in die erste Etage wachsen
Über die Erweiterung der Kindertagesstätte "Kleeblatt" in Wellen denkt der Träger der Einrichtung, die "Lebenshilfe Ostfalen", nach. Der Kulturausschuss Hohe Börde reagiert verhalten und will die Bedingungen sondieren.
Wellen/HoheBörde l "Schon jetzt haben wir 14 Anmeldungen von Wellener Eltern und sind voll ausgelastet. Auch wenn einige Kinder im kommenden Sommer in die Schule wechseln, diesem Andrang können wir nicht gerecht werden", erläuterte Kita-Leiterin Krimhild Grahn von der Lebenshilfe Ostfalen.
2008 hatte der freie Träger die einst kommunale Einrichtung übernommen und zu einer integrativen Kita für die gemeinsame Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderungen umgebaut und erweitert. Die damit geschaffene Kapazität von 60 Betreuungsplätzen, davon sechs für behinderte Kinder, ist nun ausgeschöpft. "Wir haben uns deshalb an die Gemeinde Hohe Börde gewandt, um die Lage zu sondieren. Wir denken darüber nach, die obere Etage unseres Hauptgebäudes zu Kita-Räumen umzubauen. Bevor wir aber mit den Aufsichtsbehörden von Kreis und Land über weitere Details und Auflagen reden, möchten wir die grundsätzliche Meinung der Gemeinde erfahren", erläuterte Krimhild Grahn und ergänzte: "Die Gemeinde soll sich an den Umbaukosten der oberen Etage finanziell beteiligen."
"Die Gemeinde soll sich an den Umbaukosten der oberen Etage finanziell beteiligen. Ohne diese brauchen wir gar keine weiteren Schritte unternehmen."
Krimhild Grahn, "Lebenshilfe Ostfalen"
Wie hoch die Umbaukosten sind, hat die Lebenshilfe bisher nicht ermittelt. "Ohne eine Zustimmung der Gemeinde brauchen wir gar keine weiteren Schritte unternehmen."
Dem Kulturausschuss des Gemeinderates lag nun ein Schreiben vor, in dem die Lebenshilfe über ihre Pläne informiert hat. Die Reaktion des Ausschusses war verhalten. Das für soziale Angelegenheiten der Gemeinde zuständige Gremium folgte einem Vorschlag von Gemeindebürgermeisterin Steffi Trittel. Danach soll die Lebenhilfe Ostfalen einen Vertragsentwurf mit Zahlen und Fakten vorlegen. Über Konkretes ließe sich besser diskutieren. Zu einer grundsätzlichen Entscheidung für oder gegen die Pläne kam es im Kulturausschuss nicht.
Ortsbürgermeister begrüßt die Pläne des Kita-Trägers
Ortsbürgermeister Michael Zentel findet die Idee der Lebenshilfe gut. "Eine Kita-Betreuung im Dorf ist immer das Beste für die Eltern. Und hier geht es immerhin um 14 Kinder, die sonst andernorts betreut werden müssten", erklärte Zentel und fügte an: "Eigentlich hatte ich gehofft, die Lebenshilfe würde vieleicht unsere altes Gemeindehaus in der Dorfstraße 3 einer neuen Nutzung zuführen. Aber ich kann auch verstehen, dass der Ausbau einer Etage im eigentlichen Kita-Haus besser und sicher auch billiger ist." In der oberen Etage befinden sich Wohnungen, von denen eine noch bewohnt ist. Bei den kommenden Diskussionen der Gemeinde dürften die finanziellen Auswirkungen der Kita-Erweiterung in Wellen eine tragende Rolle spielen - und natürlich der Auslastungsgrad aller 16 Kindereinrichtungen im Gemeindegebiet.
In der Gemeinde sind mehr als 100 Kita-Plätze frei
Die Volksstimme ermittelte: Im Jahr 2005 verfügte die Gemeinde über 787 Betreuunsplätze für Krippen und Kindergartenkinder. Die Lage damals war dramatisch, alle Kitas waren ausgelastet. An die 200 Kinder aus der Hohen Börde mussten in Kitas außerhalb der Gemeinde betreut werden. Das kostete die Gemeinde richtig viel Geld.
Dank der millionenschweren - staatlich geförderten - Investitionen in Um- und Neubauprojekte - unter anderem in Rottmersleben, Nordgermersleben, Irxleben, Hermsdorf, aber auch durch die Lebenshilfe in Wellen - verfügt die Gemeinde gegenwärtig über 990 Betreuungsplätze in den zwölf kommunalen und vier Kitas in freier Trägerschaft. Davon sind 844 belegt (Stand Oktober 2012).
Über freie Kapazitäten verfügen vor allem die Kitas im Westen der Gemeinde (unter anderem Eichenbarleben, Bornstedt, Rottmersleben und vor allem Bebertal). Bei derzeit 144 freien Plätzen und der Prognose, dass ab 2020 die Kinderzahlen weiter sinken werden, bleibt fraglich, ob die Gemeinde in neue Wellener Kita-Plätze mitinvestieren wird. Denn neben Investitionskosten in die Erweiterung der Wellener Kita kommen auf die Gemeinde auch Betreuungszuschüsse für die neu geschaffenen Wellener Kita-Plätze zu.