Heimat- und Kulturverein Dorst veranstaltet Bildervortrag mit Wolfgang Schuchardt Weltenbummler nimmt neugierige Gäste mit auf seine Reise in den Regenwald
Dorst l Der Weltenbummler Wolfgang Schuchardt aus Erfurt nahm die Gäste im Festsaal des Dorster Schlosses mit einem Bildervortrag auf Reisen mit. Der Heimat- und Kulturverein Dorst hatte den Weltenbummler eingeladen. Doch wie kommt ein Mann, der schon den Erdball von Süd nach Nord bereist hat, gerade ins kleine Heidedorf Dorst?
Schuchardt ist der Schwager von Manfred Franke, dem Ortsbeauftragten von Dorst. Franke begrüßte die über 60 Besucher. "Es ist toll, dass heute so viele Leute gekommen sind. Auch auswärtige Gäste sind da", freute sich Franke und bedankte sich bei dem Weltreisenden, dass er sich auf den Weg nach Dorst gemacht hatte, um kostenfrei seinen Vortrag zu halten. Schuchardt, der in seinem Berufsleben Facharzt für Innere Medizin war und abenteuerliche Reisen liebt, entführte die Zuschauer nach Südamerika und erzählte viel Spannendes über einen bedrohten Indianerstamm im Amazonasgebiet.
"Um zu dem Indianerstamm im Süden von Venezuela zu kommen, mussten wir zwei Jahre auf die Einreisegenehmigung warten. Es ist ein Stamm, der sehr viel gelitten hat, weil Leute dort am Gold interessiert waren. Es wurden große Gebiete abgeholzt und mit Wasser unterhöhlt. Das Gold wurde mit Quecksilber ausgeschwemmt. Damit wurde die gesamte Region vergiftet", erklärte der 73-Jährige und zeigte farbenfrohe Bilder von Landschaften und den Menschen, die er auf seinen Touren im Regenwald traf.
"Diese Menschen leben in Bescheidenheit. Sie kommen mit den einfachsten Mitteln aus."
Wolfgang Schuchardt, Weltenbummler aus Erfurt
Einige Indianer, bei denen der Erfurter zu Gast war, hatten zuvor noch nie einen Europäer gesehen. "Mit offenen Mündern wurden wir bestaunt. Genau so staunten wir, wie diese Menschen leben und arbeiten", sagte Schuchardt und gestand: "Es war sehr eindrucksvoll. Und ein Anlass für uns, über das eigene Leben nachzudenken. Wir beklagen uns so oft, dass wir mit irgend etwas nicht zufrieden sind. Diese Menschen leben in Bescheidenheit. Sie kommen mit den einfachsten Mitteln aus." Die Zuschauer konnten sehen, wie Schuchardt - genau wie die Indianer - nach einem heißen Tag im Urwald in der braunen Brühe eines Flusses badete. Dies war nicht ganz ungefährlich, denn auch Piranhas schwammen im Fluss. "Die Piranhas waren gar nicht so wild auf uns. Diese Fische werden ja nur gefährlich, wenn sie Blut schmecken", erklärte der Reisende, der die Expedition als medizinischer Betreuer begleitete, und zeigte ein Lichtbild, auf dem man auch die scharfen Zähne der Piranhas sah.
Mit Hilfe der Lichtbilder konnten die Dorster in die Hütten der Bewohner, die in Hängematten schliefen, schauen. "Das Leben dort ist gezeichnet von der Härte. Die Lebenserwartung liegt bei maximal 50 Jahren. Die Menschen sterben dort an Malaria oder vielleicht sogar an einfachen Infektionskrankheiten wie Husten oder Schnupfen, die wir mitbringen. Deshalb ist auch der Besuch reglementiert. Dort gibt es deshalb keinen Massentourismus", sagte der Weltenbummler und erklärte: "Das wäre katastrophal. Es wurden schon ganze Indianerstämme ausgerottet, weil sie zum Beispiel durch Masern infiziert wurden. Es ist wichtig, dass wir auch hier eine gewisse Vorsorgepflicht erfüllen."
Der Arzt im Ruhestand half den Menschen vor Ort und bedauerte: "Meine Hilfe war leider nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein." Mit Fragen löcherten die Dorster den weit gereisten Gast. Nach einer Pause, in der es Bockwürstchen und Fischbrötchen zur Stärkung gab, reiste Schuchardt vom heißen in das kalte Klima.
"Antarctica - das Leben der Pinguine" lautete der Titel des zweiten Vortrages, mit dem er die Gäste in seinen Bann zog. Nach den eiskalten Begegnungen versprach Schuchardt bald wieder nach Dorst zu kommen, um über neue Abenteuer zu berichten.