Poetry Slam Wortakrobaten im Wettstreit
Premiere im Bibliothekskeller von Halberstadt - elf Wort-Künstler sorgten mit ihren Texten beim ersten Keller-Slam für Applausstürme.
Halberstadt l Mal philosophisch und gefühlvoll, mal schreiend komisch, aber immer tiefgründig – elf Dichter lieferten sich mit selbst geschriebenen Texten einen Wettstreit im Halberstädter Bibliothekskeller. 60 Zuschauer aller Altersklassen spendeten den Künstlern beim Poetry Slam tosenden Applaus.
„Es geht weniger um den Wettbewerb als um die Texte, sich untereinander austauschen – und Bier trinken“, sagte Moderator Aron Boks mit einem Augenzwinkern. Der 19-jährige Blankenburger erläuterte den Zuschauern die Spielregeln: „Am wichtigsten ist der Respekt vor den Poeten auf der Bühne.“ Eine fünfköpfige Jury aus dem Publikum bewertete die Texte und Vorträge der Dichter – auf einer Skala von 1 für eine dürftige Leistung bis hin zur 10 für einen begeisternden Auftritt. Jurorin Hanka Fiedler reckte das Kärtchen mit der 10 besonders häufig in die Höhe. „Es war mein erster Poetry Slam. Fantastisch, wie kreativ die jungen Leute sind“, sagte die Halberstädterin.
Doch nicht nur junge Dichter aus dem Harz, Hannover, Magdeburg und Leipzig wagten sich auf die Bühne. Ältester Wortakrobat war mit 76 Jahren Eberhard Kleinschmidt. „Ich bin dieses Jahr schon fast 30 Mal aufgetreten, Poetry Slam ist meine Leidenschaft“, sagte der Braunschweiger. Er trug im Finale eigene, an Shakespeare angelehnte Sonette zur Flüchtlingskrise vor und sicherte sich damit den geteilten zweiten Platz, gemeinsam Darlyn Gutsch. Die Wernigeröderin sprach über Liebeskummer.
Den Sieg teilten sich mit der Maximalpunktzahl 30 Janne Stricker mit ihrem Text „Ich schreibe kein dummes Liebesgedicht“ und der Student Lukas Lindig aus Leipzig, der humorvoll verarbeitete, warum er immer nur der Zuhörkumpel für seine Freundinnen nach deren gescheiterten Beziehungen ist. Als Preis erhielten die beiden – nach Poetry-Slam-Tradition – einen Beutel, den die Zuschauer mit Gaben füllten. So gab es als Gewinn neben Stiften und Feuerzeugen ein Glas Marmelade. Zudem qualifizierte sich Janne für den Halberstädter Hörsaal-Slam Wort-Brocken an der Hochschule Harz. Dieser wird am morgigen Mittwoch, 25. Mai, ab 18.30 Uhr ausgetragen.
„Wir sind rundum zufrieden – so viel positive Resonanz hatten wir nicht erwartet“, sagte Gabi Kallenberger vom Kom‘ma-Verein Halberstadt. „Ich hatte Poetry Slams vorher in Wernigerode und Blankenburg gesehen und war begeistert“, so die Organisatorin des Abends. Der Versuch, das Format in Halberstadt zu starten, sei geglückt.