Für Ermittler steht fest: Es war Brandstiftung / Geschätzter Sachschaden etwa 300 000 Euro Zeuge liefert Polizei wichtige Hinweise zum Fachwerkhausbrand
Nach dem verheerenden Brand in der Gröperstraße in Halberstadt hat sich ein Zeuge gemeldet. Laut Polizei hat er wichtige Hinweise zum Feuer gegeben. Für die Ermittler steht fest: Es war Brandstiftung.
Halberstadt l In der Nacht zum Montag brennt ein Fachwerkhaus in der Gröperstraße in Halberstadt. In letzter Minute können sich sechs Bewohner auf ein Dach retten. Die Feuerwehr bringt sie mit einer Drehleiter in Sicherheit. 100 Feuerwehrleute kommen zum Einsatz, um ein Flammeninferno in der Altstadt zu verhindern (die Volksstimme berichtete).
Für die Polizei steht schnell fest, dass der Brand in der Gröperstraße kein Unglück war, sondern Brandstiftung. Ermittler haben festgestellt, dass der Brandherd im Treppenhaus des Erdgeschosses liegt. "Ein interessanter Zeuge hat sich gemeldet", erklärt Peter Pogunke, Sprecher des Polizeireviers Harz. "Der Mann hat beim Ausbruch des Feuers beobachtet, dass die Flurtür des Hauses Gröperstraße 20 offen stand und Flammen loderten. Dadurch ergeben sich wichtige Hinweise für die Zeitschiene des Brandes." Ob es einen Zusammenhang mit der Brandstiftung am Johannesbrunnen 26 gibt, wo im Keller eine Wolldecke und im Treppenhaus ein Plastikeimer mit Papier von Unbekannten angezündet worden waren, sei bislang noch unklar. Peter Pogunke: "Wir suchen weiter Zeugen, die am Sonntagabend in der Zeit von 23.05 bis 23.45 Uhr sowohl in der Gröperstraße als auch am Johannesbrunnen verdächtige Personen beobachtet haben."
Die Gröperstraße 20 ist nach dem Großfeuer unbewohnbar. Der Sachschaden, zu dessen Höhe es zunächst keine Aussagen gab, wird mittlerweile von der Halberstädter Feuerwehr auf etwa 300 000 Euro an den beiden Häusern geschätzt. Ein Gutachten der Versicherung liege bislang allerdings noch nicht vor, so Ingo Wetzel von der hauptberuflichen Wachbereitschaft.
Der 47-jährige Hausbesitzer, ein Halberstädter, weiß wahrscheinlich noch gar nichts davon, dass sein Eigentum in Flammen aufgegangen ist. "Der Mann befindet sich im Urlaub und wir hatten noch keinen Kontakt", informiert Peter Pogunke.
Ein Polizeihubschrauber kreiste in den gestrigen Vormittagsstunden langsam über dem Domplatz und drehte in Richtung Altstadt ab. Die Kriminalpolizei des Polizeireviers Harz hatte die Flugstaffel der Landespolizei um Hilfe gebeten. "Leider können wir keine Drohnen zum Einsatz bringen, um Luftbilder vom Brandort in der Gröperstraße zu schießen. Das muss die Hubschrauberbesatzung erledigen", berichtet Peter Pogunke. Die Kripo benötigte die Fotos für die Ermittlungen.
Auf eine Volksstimme-Anfrage, ob die sechs Verletzten wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden konnten, wollte die Sprecherin des Ameos-Klinikums aus Datenschutz-Gründen nichts sagen.
"Ich musste einfach gesagt nur einen Schalter umlegen."
Andreas Otto von der Halberstädter Verkehrsgesellschaft
Kurz war die Nacht zum Montag auch für Andreas Otto. Um 23.10 Uhr klingelte am Sonntagabend beim Abteilungsleiter für Instandsetzung der Halberstädter Verkehrsgesellschaft (HVG) das Notfall-Telefon. Die Feuerwehr benötigte die Hilfe des Technikers. Die Retter konnten die Drehleiter, mit der sechs Bewohner des Hauses Gröperstraße 20 in Sicherheit gebracht werden mussten, nicht einsetzen, weil die Oberleitung der Straßenbahn vor dem Haus unter Spannung stand. "In diesem Fall war es relativ unkompliziert, die Oberleitung vom Netz zu nehmen. Ich musste einfach gesagt nur einen Schalter umlegen", berichtet Andreas Otto auf Nachfrage der Volksstimme. Dieser sogenannte Trenner befindet sich an einem Leitungsmast in der Gröperstraße. "Ist der umgelegt, ist die Oberleitung von der Kreuzung Gröperstraße/Dominikanerstraße bis zum Depot der HVG am Friedhof komplett spannungsfrei", so der Abteilungsleiter.
"Gott sei dank ist das in dieser Straße so einfach, so konnte schnell geholfen werden." In anderen Straßen Halberstadts müssten mehrere Schalter betätigt werden, um Oberleitungen vom Netz zu nehmen. In Absprache mit der Feuerwehr wurde die Gröperstraße noch während der Löscharbeiten um 6 Uhr am Montagmorgen für etwa 20 Minuten wieder in Betrieb genommen, um vier Straßenbahnzüge durchfahren zu lassen. "Dann wurde der gesamte Fahrbetrieb vom Nordring aus bedient. Ab 13 Uhr konnten in der Gröperstraße die Bahnen wieder fahren", erzählt Andreas Otto.