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Kraft mehrerer Männer vonnöten, um Läutwerke in Kirchturm zu befördern Zwei Glocken erhalten eine neue Heimat

Von Bernd-Uwe Meyer 01.07.2013, 01:22

Ein Gemeindefest der besonderen Art hat die evangelische Kirchengemeinde Veltheim mit zahlreichen Gästen aus dem Ort und der Umgebung in und vor der Kirche gefeiert. Der Höhepunkt: Zwei Kirchenglocken, eine Dauerleihgabe der Kirchengemeinde Dedeleben, sind in den Kirchturm hinaufgezogen worden.

Veltheim l Ganz einfach hat sich das Unterfangen nicht gestaltet. "Die kleine Glocke in den Turm zu bekommen wird nicht schwer werden. Beim Hochziehen der großen Glocke müssen wir gut aufpassen," informiert Silvio Beck.

Gemeinsam mit Simon Beck ist er bereits früh unterwegs gewesen. Die beiden Thüringer von der Firma Christian Beck aus Kölleda haben die Kirche St. Marien in Veltheim darauf vorbereitet, mit neuen Glocken ausgestattet zu werden.

Die Männer holten dafür zwei Glocken aus Dedeleben. Unterstützt von mehreren Männern wurden diese im Rahmen einer Festveranstaltung in die Höhe gezogen und schließlich in der Glockenstube des Turmes abgesetzt. Nach den Angaben der beiden Glockenbauer wiegt die große Glocke etwa 600 Kilogramm, die kleine etwa 250.

Während die größere der beiden Glocken aus der heutigen Kirchen-Ruine ("Klein Dedeleben") stammt und 1902 in Hildesheim gegossen worden ist, gehörte die kleine Glocke aus dem Jahre 1758 zur Kirche St. Marien in Dedeleben. Sie ziert die Inschrift: "Christoph Spatz hat mich gegossen in Halberstadt - durch Feuer bin ich geflossen - mit meinen Schal ruff ich zusammen das Christenvolk an diesen Ort komt mit."

"Wir sind dem Gemeindekirchenrat Dedeleben sehr dankbar. Das ist hier heute kein öffentliches Spektakel, sondern ein Sinnbild für gemeinsames Tun. Am Ende soll der Erfolg stehen, denn ein Dorf zieht an einem Strang", betonte Pfarrer Stephan Werther. Besonders begrüßte er Harald Geisler und Uwe Krebs vom Kirchenvorstand in Dedeleben auf dem Gemeindefest am vergangenen Sonnabend in Veltheim.

"Das ist hier heute kein öffentliches Spektakel, sondern ein Sinnbild für gemeinsames Tun. Am Ende soll der Erfolg stehen, denn ein Dorf zieht an einem Strang."

Pfarrer Stephan Werther

Der Geistliche dankte auch dem Kirch- und Turmbauverein aus Veltheim, der dieses bedeutungsvolle Vorhaben mit 4 000 Euro unterstützt. "Wir haben das gerne getan, denn dieser Schritt ist notwendig", erklärte Albrecht Laffers. Der Vorsitzende reiste extra aus Braunschweig an. Er weile immer wieder gern in seinem alten Heimatort, was sein Engagement beweist.

Der Firma Krökel aus dem Nachbardorf Osterode wurde gedankt, weil die beiden Mitarbeiter Stefan Krökel und Günter Sido das Schall-Loch fachgerecht erweiterten, damit die Glocken in den Turm gezogen werden konnten, und das Gerüst aufstellten.

In seiner Andacht erinnerte Pfarrer Stephan Werther außerdem an die Kriegsjahre, als Veltheim im Jahre 1941 zwei Kirchenglocken opfern musste. Nach einem Großbrand, der das Fallsteindorf 1722 heimsuchte, wurden diese und eine weitere zwischen 1722 und 1725 in Braunschweig gegossen.

Der Pfarrer bedankte sich beim Männergesangsverein "Concordia" Veltheim, der mit mehreren Liedbeiträgen das Fest ebenso umrahmte wie der örtliche Schalmeienzug, der vor der Kirche in Aktion trat. Die Orgel spielte Jonas Werther. Schließlich dankte der Pastor Silvio Beck von der Firma Christian Beck aus Kölleda.

Nach dem Gottesdienst wurde es vor der Kirche mit ihrem vermutlich aus dem zwölften Jahrhundert stammenden Turm spannend. Stephan Werther und Rolf Maximilian vom Kirchenvorstand freuten sich, dass sich auch Gäste aus den Nachbarorten derFestakt nicht entgehen lassen wollten und begrüßten diese herzlich. Anschließend wurden jeder Glocke noch auf der Erde drei Schläge verpasst, die Pfarrer Werther ausführte. "Das ist Brauch und muss so sein", erklärten die beiden Glockenfachleute Beck aus Kölleda pragmatisch.

Rolf Maximilian nutzte die Gelegenheit, an die bevorstehende Jubiläumsfeier "1050 Jahre Veltheim" im Jahre 2016 zu erinnern. "Bis zu diesem Jubiläum sollen alle Glocken läuten", ergänzte Pfarrer Werther. Nach den Ausführungen der beiden Vorstandsmitglieder kostete die Aktion bislang etwa 8 000 Euro. Finanziert wird sie mit 4 000 Euro durch den "Kirchbauverein" und privaten Spenden. "Wir sind allen Spendern außerordentlich dankbar", betonten Werther und Laffers.

"Der Umbau des Glockenstuhls, neue Klöppel und zwei neue Linear-Läutmaschinen kosten weitere etwa 13 000 Euro", erläuterte der Pfarrer. Bei dieser modernen Läuttechnik wird die Läutmaschine durch eine magnetische Kraft angetrieben.

Die große Glocke, die bereits hängt und 2009 mit einem Festakt eingeweiht worden ist, läutet am Abend. Die mittlere Glocke, die jetzt oben in der Glockenstube steht, dient dem Sterbegeläut. "Die kleine Glocke läutet als Ergänzung", informierte Stephan Werther weiter.