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An der Stendaler Straße soll ein Schandfleck verschwinden - Grundstücke liegen direkt an der Stadtmauer Zwei Häuser im letzten Moment vor Abrissbirne gerettet

Von Marita Bullmann 21.03.2012, 04:07

Haldensleben l Wenn die Pläne von Horst-Hermann Hellwig aufgehen, dann können die Häuser Stendaler Straße 10 und Gärhof 1 zum Jahresende Schmuckstücke sein. Jetzt noch ziehen die beiden Häuser eher die Blicke der Passanten auf sich, weil sie in einem katastrophalen Zustand sind.

Das Haus Stendaler Straße 10 wurde nach dem großen Stadtbrand von 1661 gebaut. Im Laufe der Jahrhunderte haben es die jeweiligen Besitzer aber immer wieder baulich verändert. Seit Jahrzehnten steht das Gebäude leer. Vor zwei Jahren war es der Stadt Haldensleben nach Bemühungen über 17 Jahre endlich gelungen, dieses Haus zu kaufen, um Möglichkeiten zu haben, den Schandfleck zu beseitigen. Nach dem Kauf begann die Stadtverwaltung, einen Interessent für das Grundstück zu suchen - zunächst ohne Erfolg. Da auch das Bauordnungsamt des Landkreises das Gebäude inzwischen im Blick hatte, ließ die Stadtverwaltung eine Kostenschätzung für den Abriss dieses Hauses und auch des städtischen Grundstücks Gärhof 1 aufstellen. Das kleine Haus, das am Gärhof versetzt hinter dem Grundstück an der Stendaler Straße steht, ist in genauso desolatem Zustand und wird seit Jahren erfolglos zum Kauf angeboten. Das Fachwerk am Giebel drückt völlig raus, nicht mehr lange, dann würde dieser Giebel einstürzen. Dieses Haus wurde wahrscheinlich Ende des 18. oder Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut. Auf knapp 43000 Euro beliefen sich die Abrisskosten nach der Schätzung im November 2010. Als Ordnungsmaßnahme hätte diese Summe aus den Mitteln zur Stadtsanierung finanziert werden können, sagt Holger Waldmann vom Stadtbauamt.

Quasi in letzter Minute konnten beide Häuser vor der Abrissbirne gerettet werden. Horst-Hermann Hellwig hatte sich diese Gebäude schon eine Weile angesehen. "Die Altstadt lebt von der alten Substanz", sagt er. Man könne zwar in diesem Stil nachbauen, aber das wäre nicht dasselbe. "Mit jedem alten Gebäude, das abgerissen wird, verliert die Altstadt an Attraktivität", sagt der Bauunternehmer. Und er erzählt von einem Besuch in Rothenburg ob der Tauber und von dem attraktiven Stadtkern. Bei einem Besuch dort hatte er aber auch Fotos aus dem Jahr 1945 mit erschreckenden Schäden gesehen. Davon sei nichts mehr zu sehen. Horst-Hermann Hellwig hat für beide Häuser ganz konkrete Pläne. In dem Haus Stendaler Straße 10 sollen drei Wohnungen entstehen, wahrscheinlich mit Balkonen beziehungsweise Terrasse nach hinten. Der Garten hinter dem Haus geht bis zur Stadtmauer. Der Anbau, auf dem schon kein Ziegel mehr liegt, wird voraussichtlich abgerissen. Das kleine Haus Gärhof 1 ist "ein Raumwunder, wir kommen da auf 140 Quadratmeter Wohnfläche", sagt Hellwig. Das wäre ein schönes Haus für eine Familie mit Kindern, denn hinter dem Haus gibt es auch hier einen kleinen Garten bis zur Stadtmauer. Stellplätze für Autos sind auf beiden Grundstücken möglich.

"Ich will es in diesem Jahr schaffen", bekräftigt Hellwig. Er ist sich klar, dass von der Originalsubstanz nicht viel erhalten werden kann. Doch er ist zuversichtlich. Er weiß, wovon er spricht.

Zwischen beiden Grundstücken ist nach städtischer Planung übrigens ein Durchgang zum Parkplatz hinter der Stadtmauer geplant. Dazu soll ein Durchbruch in die Stadtmauer geschlagen werden.