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Fit wie ein Turnschuh Mit Video: 100-Jähriger aus Sachsen-Anhalt trainiert wöchentlich im Fitnessstudio

Johannes Lachmund feierte erst seinen 100. Geburtstag. Dass er hoch betagt ist, ist dem Haldensleber nicht anzumerken. Er trainiert mindestens zweimal pro Woche im Fitnessstudio, fährt noch selbst Auto und nutzt täglich Handy und Tablet. 

Von Julia Schneider Aktualisiert: 03.10.2023, 08:53
Die „Beinpresse“ ist das Lieblingsgerät von Johannes Lachmund im Vital-Fitnessstudio. Auch mit 100 Jahren trainiert der Haldensleber noch mindestens zweimal in der Woche. Hier stemmt er mit der reinen Muskelkraft seiner Beine 80 Kilo in die Höhe.
Die „Beinpresse“ ist das Lieblingsgerät von Johannes Lachmund im Vital-Fitnessstudio. Auch mit 100 Jahren trainiert der Haldensleber noch mindestens zweimal in der Woche. Hier stemmt er mit der reinen Muskelkraft seiner Beine 80 Kilo in die Höhe. Foto: Julia Schneider

Haldensleben - „Na, Hans, auch wieder hier?“, schallt es Johannes Lachmund entgegen, als er das Vital-Fitnessstudio in Haldensleben betritt. Dort ist er allseits bekannt. Denn ein 100-Jähriger, der wenigstens zweimal in der Woche trainiert, der fällt eben doch auf. Und das nicht, weil er gebrechlicher oder wackeliger auf den Beinen wäre, als alle anderen Sportler in dem Studio.

 
Hans Lachmund aus Haldensleben ist 100 Jahre alt - aber nicht zu alt für das Fitnessstudio. (Schnitt: Bernd Stiasny, Kamera: Julia Schneider)

Ganz im Gegenteil: Hans, wie ihn alle nennen, merkt man sein Alter nicht an. Regelmäßig absolviert er das sogenannte Zirkeltraining in seinem Fitnessstudio. An neun verschiedenen Geräten werden dabei unterschiedliche Übungen gemacht, die die Muskeln an den Beinen, den Armen, im Rücken oder Bauch trainieren. Das läuft alles digital ab: Mit einem Chip-Armband melden sich die Mitglieder am jeweiligen Gerät an. Dort sind die Einstellungen des Nutzers gespeichert: die Sitzposition beispielsweise und, mit welchem Gewicht er trainieren kann. Alles wird computer-ähnlich und mit Touchpad gesteuert.

Handy oder Tablet sind täglich im Gebrauch

Ein Problem für Johannes Lachmund? Bei Weitem nicht. Der 100-Jährige tippt auch zu Hause viel auf seinem Handy oder auf dem Tablet herum. Spiele spielt er darauf aber nicht. „Dazu habe ich gar keine Zeit“, erzählt der Haldensleber und lacht. Um jedoch mit Freunden und Bekannten auf der ganzen Welt zu kommunizieren, kommen ihm die modernen Hilfsmittel sehr gelegen.

Themen, über die sich Johannes Lachmund mit anderen austauscht, gibt es viele. Beispielsweise die Imkerei. Vor nunmehr 76 Jahren hat er mit diesem Hobby begonnen. Heute ist Johannes Lachmund Ehrenmitglied des Haldensleber Imkervereins „Paul Koch“. Und zugleich der älteste Imker in ganz Sachsen-Anhalt.

Imkerei war viele Jahre lang Johannes Lachmunds Sport

Bienenvölker besitzt der 100-Jährige zwar nicht mehr, aber mit seinem Expertenwissen hilft er noch heute jüngeren Imkern. „Die Bienen, die waren früher mein Sport“, erzählt Johannes Lachmund. Vor Jahren sei er noch mit dem Handwagen unterwegs gewesen. Und das Tragen der Bienenkästen sei wahres Krafttraining gewesen. Auch in seinem Beruf als Krankenpfleger habe Johannes Lachmund keine ruhige Minute gehabt. „Ich habe in der Chirurgischen Abteilung des Haldensleber Krankenhauses gearbeitet. Da war immer genug zu tun“, erzählt der 100-Jährige.

Er hat nicht immer als Krankenpfleger gearbeitet. Vorher war er als Tischler tätig. Aber zuallererst hatte sich Johannes Lachmund seinen Kindheitstraum erfüllt. „Ich habe schon als kleiner Junge von der Fliegerei geträumt“, erzählt er. So machte der Haldensleber eine Ausbildung als Flugschüler und wurde Flugzeugführer, später dann Kapitän einer Transportmaschine im Zweiten Weltkrieg. Über die Erlebnisse hat Johannes Lachmund 2018 sogar ein Buch mit dem Titel „Fliegen! Mein Traumberuf – bis zu den bitteren Erlebnissen des Krieges 1941 bis 1945“ geschrieben. Denn mit dem Ende des Krieges endete auch seine fliegerische Laufbahn.

Mit 92 den ersten Fallschirmsprung gemacht

Aber einen Traum, den er während seiner aktiven Fliegerzeit nicht verwirklichen konnte, erfüllte sich Johannes Lachmund später noch – nämlich mit 92 Jahren: Da reiste er mit einer Gruppe von Freunden nach Ballenstedt, um mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen. Aus einer Maschine, die er zuvor selbst nach oben geflogen hatte, wohlgemerkt. „Ich würde sofort noch einmal springen. Aber meine Frau hat Angst um mich und lässt mich nicht“, erzählt „Hans“ und lacht. Gegen das regelmäßige Fitness-Training hat Ehefrau Edith, die mit ihren 89 Jahren praktisch noch ein junger Hüpfer ist, aber nichts einzuwenden.

Mit 92 Jahren hat Johannes Lachmund mit einem Tandempartner einen Fallschirmsprung gemacht, den er sich gewünscht hatte.
Mit 92 Jahren hat Johannes Lachmund mit einem Tandempartner einen Fallschirmsprung gemacht, den er sich gewünscht hatte.
Foto: Lachmund

„Ich möchte das Training nicht missen“, sagt der 100-Jährige selbst. „Es bringt so viel.“ Johannes Lachmund empfiehlt Menschen in seinem Alter, sich auch zu bewegen und etwas für die Gesundheit zu tun. 90 Wiederholungen macht der Haldensleber beispielsweise bei jedem Training mit der „Beinpresse“ – damit stemmt er 80 Kilo.

Ins Fitnessstudio fährt Johannes Lachmund übrigens stets mit dem eigenen Auto. „Aus Bequemlichkeit“, sagt er und schmunzelt. Auf längere Gehstrecken nimmt er den Rollator oder Gehstock mit. Nur zur Sicherheit, versteht sich. Nach jeder Sporteinheit im Fitnessstudio geht Johannes Lachmund in die Sauna. Genau wie das Muskeltraining halte ihn das fit. Heute geht es bei ihm aber nicht um Sport. Er feiert mit vielen Gästen seinen 100. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!