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Volkstrauertag Gedenken an Opfer von Krieg und Terror

Auf dem Friedhof haben Calvörder der Anschläge in Paris gedacht. Außerdem erzählten zwei afghanische Brüder von Krieg und Flucht.

Von Anett Roisch 18.11.2015, 00:01

Calvörde l Um der Opfer der beiden Weltkriege zu gedenken, aber auch der Menschen, die bei Bürgerkriegen, durch Terror und Gewalt ums Leben gekommen sind, hat es trotz des schlechten Wetters eine Gedenkveranstaltung auf dem Calvörder Friedhof gegeben. Der Heimatverein, die kommunale Gemeinde und die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde hatten gemeinsam zur Gedenkstunde eingeladen. „Eigentlich könnten wir Freude empfinden, weil wir seit 70 Jahren in Deutschland in Frieden leben können. Aber wegen der aktuellen Situation in der Welt, wo wegen kriegerischer Auseinandersetzungen viele Menschen ihre Heimat verlassen haben und wegen der Anschläge von Terroristen am Freitagabend in Paris, empfinden wir Trauer und Mitgefühl mit den Angehörigen der vielen unschuldigen Todesopfer“, sagte Christa Merker, Vorsitzende des Calvörder Heimatvereins. Sie wies darauf hin, dass es wichtiger denn je sei, trotz aller Ängste alles zu unternehmen, dass es keine Kriege mehr gibt, dass die Völker sich versöhnen und verständigen und gegen Kriegshetze und Kriegstreiberei aktiv zu handeln.

Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake (CDU) verurteilte in seiner Rede die feigen Anschläge der Terroristen des IS in Paris. Er wies auf die große Verantwortung für den Erhalt des Friedens in der Zukunft hin. Schliephake dankte den Bürgern der Gemeinde, die sich um die Asylbewerber, die in Calvörde wohnen, kümmern und sie beim Einrichten und Einleben unterstützen. Die Gedenkminute bezog sich nicht nur auf die Opfer der beiden Weltkriege, sondern auch auf die Opfer von Krieg und Gewalt in der Gegenwart, auf die Leidtragenden oder Toten von Terroranschlägen und fremdenfeindlichen Attacken.

Der Flüchtling Ajaz Hamid aus Afghanistan, der mit seinem Bruder Nawaz in Calvörde wohnt, berichtete eindrucksvoll über das Leben in seinem von Krieg und Gewalt bedrohten Land bis hin zur Flucht nach Deutschland. Pfarrer Jürgen Dittrich übersetzte die auf Englisch gehaltenen Ausführungen des jungen Mannes. „Für ein friedliches Leben aller Nationen ist es egal, welcher Religion sie angehören“, betonte der junge Mann. „Ajaz Hamid ist gut ausgebildet und möchte gern in Deutschland leben und arbeiten“, erklärte der Pfarrer.

Christa Merker zitierte ein von Ute Freudenberg und Wolfgang Ziegler gesungenes Lied: „Es gibt für mich kein fremdes Leid. Wo´s auch geschieht, es ist nicht weit. Es traf mich gestern, trifft mich heut!“ Mit diesen Worten berührte sie sichtlich die Anwesenden. Zum Abschluss erzählte die Vereinsvorsitzende noch von ihrer Familie, die 1945 als Sudetendeutsche aus der Tschechoslowakei fliehen musste und in Berenbrock und Calvörde eine neue Heimat gefunden hat. „Damals wie heute vermögen es manchmal schon Kleinigkeiten oder nette Gesten, zu zeigen, dass jemand willkommen ist“, beschrieb sie.