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Kirche Erst Turm, dann Schiff, dann Orgel

Auch wenn die Sanierung der St. Marienkirche in der Gemeinde keine Jubelstürme auslöst, so gibt es doch Grund zur Freude: eine neue Orgel.

Von Jens Kusian 21.11.2015, 00:01

Haldensleben l Die Stadtkirche St. Marien hat seit Donnerstag eine neue Orgel. Das digitale Instrument steht vis-a-vis ihrer großen Schwester auf der Empore und folgt einer elektronischen Orgel, die vor Jahren angeschafft wurde, als die Hauptorgel ihren Dienst versagte. „Aber das war nur eine bessere Stereoanlage“ meint Pfarrer Matthias Simon. Die „Not-Orgel“ hatte ihren Platz im Kirchenschiff und war so klein, dass sie „ab der Mitte der Kirche nicht mehr zu hören war“, sagt Kantor Uwe Döschner. „Sie hatte auch zu wenige Register, um vernünftig spielen zu können. Das war alles sehr unbefriedigend“, erzählt der Kantor.

Mit der neuen digitalen Orgel kann er sich gut anfreunden. Es sei zwar hörbar, dass sie digital ist, „aber ich bin sehr froh über die Technik. Außerdem habe ich so wieder meinen Arbeitsplatz auf der Empore“, zeigt sich Döschner begeistert. „Und es ist ein Instrument, das der St. Marienkirche würdig ist.“ Aus 14 Lautsprechern werden künftig Orgeltöne das Kirchenschiff erfüllen. Möglich wurde die Neuanschaffung über Geld vom Kirchenkreis und mit einer anonymen Spende. „Allerdings“, so macht Pfarrer Simon deutlich, „handelt es sich hierbei um eine Interimslösung für die nächsten acht bis zehn Jahre.“

Denn der geplante Neubau der Hauptorgel ist zunächst einmal in weite Ferne gerückt. An der St. Marienkirche gibt es Wichtigeres zu tun. Zunächst steht erst einmal die Sanierung des Kirchturms an, dem eine Einsturzgefahr attestiert wurde. „Inzwischen haben wir hier eine Notsicherung vorgenommen“, sagt Simon. Dafür wurden inklusive Planung rund 70 000 Euro fällig. Eine Hälfte davon hat die Marien-Gemeinde bezahlen können, die andere übernahm der Kirchenkreis Haldensleben-Wolmirstedt.

Als nächster Schritt ist die Turmsanierung vorgesehen. „Die Kosten belaufen sich dafür voraussichtlich auf eine gute halbe Million Euro“, nennt der Pfarrer Zahlen. Die Arbeiten sollten 2016 beginnen, müssen nun aber auf 2017 verschoben werden. „Erst dann können wir mit den notwendigen Fördermitteln rechnen“, macht Simon deutlich. Finanzielle Unterstützung ist beim Amt für Denkmalpflege, beim Land Sachsen-Anhalt, bei Lotto-Toto und bei der Landeskirche beantragt worden. „Aus der Rücklage der Gemeinde ist das Vorhaben keinesfalls zu stemmen“, weiß Matthias Simon um die finanzielle Situation. Denn für die Notsicherung des Turmes habe sich die Gemeinde blank gemacht, alle Eigenmittel sind laut Simon aufgebraucht. Doch die Fördermittel muss die Gemeinde mit einem gewissen Eigenanteil gegenfinanzieren.

Und die Turmsanierung ist nicht das einzige Problem, auch am Kirchenschiff müsse Hand angelegt werden, so der Pfarrer weiter. „Das Dach ist dicht und das Gebälk in Ordnung. Aber der Fußboden ist sanierungsbedürftig, das kann kein Dauerzustand bleiben“, erklärt er. Zudem müsse das Fenstermaßwerk erneuert werden, weil die Einfassungen für die Bleiglasfenster mittlerweile regelrecht zerbröseln würden. „Und das Altarbild ist zumindest zu reinigen und zu stabilisieren“, sieht Matthias Simon weitere notwendige Arbeiten. Auch ein neuer Anstrich würde der Kirche seiner Meinung nach gut zu Gesicht stehen.

Erst nach dieser Komplettsanierung, so Simon weiter, kann die neue Hauptorgel eingebaut werden, vorher mache es keinen Sinn. „Für das Ortgelbauvorhaben wird auch weiter fleißig gesammelt“, freut sich der Pfarrer.

Doch er wünscht sich auch Unterstützung beim Erhalt der St. Marienkirche. „Für unsere Sonntagsgottesdienste würde der Gemeinderaum am Gärhof völlig ausreichen. Dafür braucht die Gemeinde die Kirche nicht. Aber sie ist ein Erbe und das Kulturgut aller. Wir müssen es erhalten, aber das geht mit unseren Eigenmitteln allein nicht“, hofft der Pfarrer auf finanzielle Nächstenliebe von allen Haldenslebern für das sakrale Bauwerk im Zentrum der Stadt.