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Musikfestival 29. Internationale Sommermusikakademie auf Schloss Hundisburg stellt sich Corona-Herausforderungen

Hunger auf Kultur und Lust am gemeinsamen Musizieren - auf und um Schloss Hundisburg werden derzeit beide Verlangen gestillt. Zum 29. Mal gastiert dort die Internationale Sommermusikakademie. Doch 2021 ist für die Musiker und Organisatoren kein normales Jahr.

Von Jens Kusian 05.08.2021, 13:12
Als Dirigent hat der künstlerische Leiter der Sommermusikakademie, Johannes Klumpp (stehend), innerhalb einer Woche aus 33 Musikstudenten das diesjährige Akademie-Orchester geformt. Das betreitet heute, morgen und am Sonntag die Abschlusskonzerte des Musikfestivals.
Als Dirigent hat der künstlerische Leiter der Sommermusikakademie, Johannes Klumpp (stehend), innerhalb einer Woche aus 33 Musikstudenten das diesjährige Akademie-Orchester geformt. Das betreitet heute, morgen und am Sonntag die Abschlusskonzerte des Musikfestivals. Jens Kusian

Hundisburg - Die 29. Auflage der Internationalen Sommermusikakademie (SMA) auf Schloss Hundisburg sollte wieder groß werden. So haben es sich der künstlerische Leiter Johannes Klumpp und seine Mitstreiter vorgenommen, nachdem das sonst zweiwöchige Festival im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie notgedrungen auf eine Wochenend-Veranstaltung geschrumpft war.

Dafür hat es im Vorfeld viel Optimismus und eine mutige Planung gebraucht. „Es wäre naiv gewesen, in den üblichen Größenordnungen zu planen. Es wusste ja niemand, wie sich die Corona-Lage entwickelt“, blickt SMA-Sprecherin Laura Diefenthal zurück. So ist mit einem kleineren Orchester geplant worden. „Normalerweise haben wir um die 50 Musikstudenten dabei. In diesem Jahr sind es 33 aus 15 Nationen“, so Diefenthal weiter.

Programm für kleineres Ensemble

Ein kleineres Orchester bedeutet auch ein angepasstes Programm. „Viele Werke sind ja für große Ensembles ausgelegt. Nun mussten Stücke gefunden werden, die eben auch mit der kleineren Besetzung funktionieren“, nennt die Sprecherin eine weitere Herausforderung, die es zu meistern galt. Letztlich hat sich Johannes Klumpp für Mozarts Symphonie Nr. 26 Es-Dur und sein Flötenkonzert Nr. 1 G-Dur sowie für Haydns Symphonie Nr. 94 G-Dur „Mit dem Paukenschlag“ entschieden.

Erst Ende Juni/Anfang Juli sind die endgültigen Entscheidungen gefallen, welche Studenten einen der begehrten Plätze im Akademie-Orchester bekommen. Doch auch hier hat Corona die Organisatoren noch einmal zum Umdisponieren gezwungen. „Plötzlich waren mehrere Länder als Hochrisikogebiet eingestuft, und einige Musiker durften nicht einreisen“, sagt Laura Diefenthal. „So mussten kurzfristig eine Trompete, ein Cello und eine Geige ersetzt werden.“

Sondergenehmigung für Orchester

Proben und auftreten darf das Orchester zudem nur mit einer Sondergenehmigung. „Und die haben wir nur bekommen, weil wir hier abgeschottet wie in einer Blase sind“, macht Klumpp deutlich. Für die jungen Musiker heißt das Maskenpflicht in den Räumen und regelmäßige Corona-Tests. „Jeden Tag vor dem Frühstück“, sagt der SMA-Leiter.

Auch das Proben ist mit Einschränkungen verbunden. „Die größeren Abstände machen das Musizieren nicht leichter. So rücken die Streicher gern einmal enger zusammen. Das ist derzeit aber schwierig. Darum müssen sie anders spielen, um sich gegenseitig besser hören zu können“, erklärt Klumpp. Er hat jedoch festgestellt, dass die jungen Frauen und Männer ein unglaubliches Maß an gegenseitigen Respekt an den Tag legen und auf die Wünsche der anderen - Abstand halten und Maske tragen - eingehen. „Man merkt, dass sie unbedingt spielen wollen. Sie nehmen jede Einschränkung in Kauf, nur um wieder gemeinsam musizieren zu können.“

Dazu gehört auch, dass die Studenten die Veranstaltungen, die im Rahmen der Sommermusikakademie stattfinden, in diesem Jahr nicht besuchen können. „Das hat sonst immer für Abwechslung gesorgt. Daher mussten wir uns etwas einfallen lassen, damit ihnen nicht langweilig wird.“ Eine Lösung hat der künstlerische Leiter gefunden, in dem in der Freizeit Workshops für die Musiker angeboten werden. „Aber es geht auch ausgelassen zu. Die Studenten treffen sich abends, erzählen, hören Musik“, weiß Laura Diefenthal. Sogar Helene Fischer sei ihr dabei zu Ohren gekommen.

Nur eine Woche Probenzeit

Nur eine Woche hatten die Orchestermitglieder in diesem Jahr Zeit, für ihre Auftritte am 6. und 7. August in Hundisburg und am 8. August in Oschersleben zu proben. Viel weniger Zeit haben sich die Zuhörer beim Kartenkauf gelassen. „Fast alle Veranstaltungen waren am ersten Vorverkaufstag schon ausverkauft. Manche haben sich sogar Karten für alle Konzerte geholt“, freut sich die SMA-Sprecherin über den Hunger nach Kultur. „Das zeigt uns, dass sich die Leute mit dem ganzen Festival verbunden fühlen, nicht nur mit der Musik.“

Diese Verbundenheit würde sich auch bei der Unterstützung widerspiegeln. „Sie ist sehr groß - sowohl von den Sponsoren als auch von Privatleuten. Ohne sie wäre das alles nicht zu schaffen“, ist Laura Diefenthal begeistert. „Man fühlt sich von den Leuten getragen - auch von ihrer Liebe zur Akademie“, wird selbst Johannes Klumpp ein wenig sentimental angesichts des enormen Zuspruchs.