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Aktionswoche Luthers Gedanken auf der Spur

Sieben Schreibinseln gibt es seit Mittwoch in Haldensleben. Sie läuten die am Montag beginnende Aktionswoche zur Reformation ein.

Von André Ziegenmeyer 19.10.2017, 01:01

Haldensleben l Sowohl hinter den Schreibinseln als auch hinter der Aktionswoche steht die Gruppe „Türen öffnen – Reformation (neu) denken“. Dazu gehören die evangelischen Kirchen Haldensleben, die Grundschulen „Gebrüder Alstein“ und „Erich Kästner“, das Museum und das Gymnasium.

Wie Museumsleiterin Judith Vater erklärt, habe sich die Gruppe Anfang des Jahres zusammengefunden. „Zum Reformationsjubiläum gab und gibt es viele einzelne Veranstaltungen. Aber wir wollten versuchen, gemeinsam etwas hinzukriegen“, ergänzt Pfarrer Jens Schmiedchen. In diesem Zusammenhang betont Judith Vater jedoch, dass es nicht um eine reine historische Rückschau gehe. Im Kern stünden Fragen wie: Was bedeutet Reformation heute? Was bedeutet es, Haltung zu zeigen und seine Meinung zu sagen? Auf diese Weise besitze das Thema „500 Jahre Reformation“ eine aktuelle gesellschaftliche Relevanz.

Jens Schmiedchen gibt ein konkretes Beispiel: Das Wort „Verantwortung“ habe im Denken der Reformation eine zentrale Rolle gespielt. Seither ist ein halbes Jahrtausend vergangen. „Was bedeutet Verantwortung heute? Was ist, wenn ich anecke? Wie gehe ich mit Kritik um?“, fragt Schmiedchen.

Ähnliche Überlegungen stehen auch hinter den Schreibinseln. Sie finden sich in der Kulturfabrik, in den genannten Schulen, im Medi-Center, im Bürgerbüro der Stadt, im Wobau-Bahnhofscenter und im Mehrgenerationenhaus EHFA. Jede Insel ist mit einem Zitat Luthers versehen. Dabei handelt es sich nicht um Auszüge aus den 95 Thesen. Die meisten Sätze gehen auf die „Tischreden“ zurück. An den beiden Grundschul-Inseln steht: „Je mehr Kinder, desto größeres Glück“. In der Kulturfabrik heißt es: „Öffentliche Personen, das heißt, die zur Obrigkeit gehören, begehen täglich große Sünden und Irrtümer. Sie können‘s nicht immer treffen und tun oft manchem Unrecht.“

Unter jedem Zitat befinden sich Stifte und eine lange „Schriftrolle“. Darauf können Bürger ihre Gedanken zu dem Sinnspruch festhalten. „Wir hoffen, dass sich viele Leute aus der Laufkundschaft hier verewigen“, betont Alsteinklub-Leiterin Janina Otto bei der Eröffnung in der Kulturfabrik.

Laut Judith Vater geht es darum, die Haldensleber zu einem öffentlichen Dialog einzuladen. Allerdings wird jeder dazu aufgefordert, seinen Namen unter seine Gedanken zu schreiben. „Wir wollen, dass die Menschen ins Gespräch kommen, aber auch, dass man zu seiner Meinung steht“, so die Museumsleiterin.

Für den musikalischen Rahmen der Einweihung in der Kulturfabrik sorgten Loisa Carolin Timm (Klavier) und Anna Louise Wilke (Gesang) vom Gymnasium. Zum Auftakt spielte Loisa Carolin Timm die „Partita Nr. 2“ von Johann Sebastian Bach. Zum Abschluss präsentierten beide gemeinsam „The world to come“ von Fredrika Stahl.

Die eigentliche Aktionswoche beginnt am Montag, 23. Oktober. In zwei Durchgängen heißt es dann „Schüler führen Schüler. Auf den Spuren der Reformation in Haldensleben“. Unter diesem Motto errichten Siebtklässler des Gymnasiums Stationen in der Innenstadt. Dort empfangen sie Dritt- und Viertklässler der Kästner- und der Alstein-Schule, wie Lehrerin Konstanze Bajerski vom Gymnasium erklärt. Es geht unter anderem darum, wie Haldensleben zur Reformationszeit aussah und welche Spuren dieser Zeit sich heute noch finden. Diese Rundgänge finden auch am Dienstag und Mittwoch statt.

Darüber hinaus gibt es am Dienstag, 24. Oktober, zwei Podiumsdiskussionen. Die erste steht unter dem Titel „Ein Leben mit Haltung - doch was, wenn ich damit anecke?“. Dabei diskutieren Gymnasiasten in ihrer Schule mit dem Pfarrer im Ruhestand Christian Wolff aus Leipzig. Die zweite Diskussion ist öffentlich. Sie beginnt um 19 Uhr in der Kulturfabrik. Neben Christian Wolff sind dort Haldenslebens ehemaliger Bürgermeister Norbert Eichler, der Geschäftsführer von IFA-Rotorion Robert Gutsche sowie der Stadtratsvorsitzende Guido Henke mit dabei.

Am Donnerstag, 26. Oktober, besucht der Schriftsteller und Slam-Poet Bas Böttcher die Oberstufe des Gymnasiums. Er lädt die Jugendlichen zu einem Poetry-Slam-Workshop ein. Auch dabei wird die Reformation eine Rolle spielen.

Darüber hinaus ist für den Donnerstag ab 17 Uhr eine öffentliche Abschlussveranstaltung in der St.-Marien-Kirche geplant. Wie Judith Vater erklärt, sollen dabei die Fäden der einzelnen Aktionen zusammenlaufen. Es gehe darum, für alle Neugierigen einen Überblick zu bieten sowie die Erfahrungen und Ergebnisse der Woche zusammenzufassen. Um auch die Schreibinseln rechtzeitig auswerten zu können, werden sie am Mittwoch, 25. Oktober, abgebaut.