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Althaldensleben Die schwere Suche nach dem Azubi

Knapp 60 Aussteller aus dem Landkreis Börde und darüber hinaus haben sich bei der Ausbildungsbörse "Die Börde braucht Dich!" präsentiert.

Von Jens Kusian 27.03.2018, 01:01

Althaldensleben l Die Zeiten, in denen Unternehmen aus einer Fülle von Bewerbungen die besten Anwärter auf einen Ausbildungsplatz wählen konnten, sind längst vorbei. „Heute suchen sich die jungen Leute vielmehr die Betriebe aus, in denen sie eine Ausbildung beginnen möchte“, erzählt Matthias Leschke. Er betreut den Stand der Norddeutsche Naturstein GmbH bei der jüngsten Ausbildungsbörse „Die Börde braucht Dich!“.

Über einen direkt auf Jugendliche zugeschnittenen Werbefilm versucht er, mit den jungen Besuchern ins Gespräch zu kommen, um das Unternehmen und seine Ausbildungsplätze vorzustellen. Klappern gehört eben auch zum Handwerk.

Knapp 400 Besucher tummeln sich am Sonnabend den ganzen Vormittag über in den Berufsbildenden Schulen Althaldensleben. Allein oder mit ihren Eltern informieren sich Jugendliche über die breite Palette an Ausbildungsberufen und -unternehmen. Der 15-jährige Leon Zimdahl ist einer von ihnen. „Ich möchte eigentlich etwas mit Technik oder Informatik machen“, hat der junge Hasselburger schon recht konkrete Berufsvorstellungen. Trotzdem schaut er sich auf der Börse um. „Ich habe hier schon viel Interessantes gesehen und gehört“, sagt er.

Zum Beispiel bei Stefan Göhn. Der ist Ausbilder bei Ebel Maschinenbau in Haldensleben. „Wir suchen dringend Azubis“, unterstreicht er. Aber auch Fachkräfte werden im Unternehmen benötigt. „Wir wollen wachsen“, betont er. Göhn ist zufrieden mit der Resonanz an seinem Stand. „Die Börse lohnt sich. Es ist es wert, hier aufzubauen und dabeizusein“, schätzt er ein. „Wir können zeigen, was wir machen, und es kommen die ersten Kontakte zustande.“

Genau dieses Ziel verfolgen die Organisatoren der Börse, die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Börde, in erster Linie. „Die Börse hat sich als Format bewährt, Azubis und Firmen zusammenzubringen. Das baut auch Hemmnisse ab“, so die Erfahrung von Steffen Kellner.

Der Teamleiter Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Magdeburg und des Jobcenters Börde ist ebenfalls zufrieden mit der Börse. „Das Interesse gerade auf Unternehmerseite wächst von Jahr zu Jahr. Das liegt an der demografischen Entwicklung bei den Schülern und Azubis, am rentenbedingten Ausscheiden der Mitarbeiter sowie an der guten Konjunktur. Da werden händeringend Auszubildende gesucht.“

Kellner hat zudem aktuelle Zahlen parat. So waren im Februar laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit für den Landkreis Börde 787 betriebliche Berufsausbildungsstellen gemeldet. Denen standen allerdings gerade einmal 673 gemeldete Bewerber für Berufsausbildungsstellen gegenüber. „Somit waren rein zahlenmäßig von zwölf Ausbildungsstellen zwei unbesetzt“, veranschaulicht er.

Die Bereitschaft der Firmen, sich bei solchen Veranstaltungen zu präsentieren, sei daher auch aus der Not geboren, macht er deutlich. „Vor 13 oder 14 Jahren waren die Bewerberzahlen noch ganz andere. Das hat sich gewandelt“, sagt der Teamleiter. Vor acht Jahren, als die Börse zum ersten Mal stattfand – damals noch in der Kulturfabrik – hätten sich gerade einmal 30 Unternehmen beteiligt. „Dieses Mal waren 59 Aussteller vor Ort, darunter 52 Ausbildungsbetriebe. Die Zahl hat sich also fast verdoppelt“, so Kellners Resümee.

Auch die Ansprüche der Jugendlichen hätten sich geändert. „Ihnen ist mittlerweile die berufliche Perspektive nach der Ausbildung sehr wichtig geworden.“

Wie sehr es am Nachwuchs mangelt, hat auch das Ameos Klinikum Haldensleben feststellen müssen. Es ist zum ersten Mal bei der Ausbildungsbörse vertreten – und das aus gutem Grund. „Wir haben zwei Drittel weniger Bewerbungen um Ausbildungsplätze bekommen als sonst“, beschreibt Yvonne Eichelmann, Kommunikationsverantwortliche bei Ameos, die Situation im Haldensleber Krankenhaus.

„Es ist schwer, geeignete Azubis zu finden“, ergänzt Ausbildungsleiterin Claudia Jänecke, wobei ihre Betonung auf „geeignet“ liegt. Deshalb versuchen die Frauen, auf der Ausbildungsbörse Kontakte zu knüpfen und mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Auch Praktikumsplätze bieten sie an. So können potenzielle Azubis testen, ob es der richtige Beruf sei, meint die Ausbildungsleiterin.

Um an möglichst viele potenzielle Azubis zu kommen, setzen die Unternehmen zunehmend auf Gespräche auf Augenhöhe. So sind oftmals die eigenen Auszubildenden an den Ständen vertreten und präsentieren ihre Ausbildungsbetriebe quasi aus erster Hand. Dieser Trend habe in den vergangenen Jahren zugenommen, stellt Kellner fest.

Von der Ausbildungsbörse profitieren auch die Berufsbildenden Schulen. Als Veranstaltungsort kombinieren sie die Börse mit einem eigenen Tag der offenen Tür. Zum vierten Mal hat die Börse bereits in Althaldensleben stattgefunden. „Das hat sich in dieser Form bewährt und es wird von Jahr zu Jahr besser“, zieht Martina Knoch, Koordinatorin an den Schulen, eine positive Bilanz.