Coronavirus Auf Maskenjagd in Haldensleben
Masken sind das neue Klopapier: Einfach herzustellen, schwer zu bekommen. Reporter Johannes Vetter hat es in Haldensleben versucht.
Haldensleben l Es ist ihr offenbar etwas peinlich. Nein, sie selbst würde sich so eine Maske nicht kaufen, sagt die Verkäuferin in der Apotheke verlegen, nicht für den Preis. Knapp 20 Euro kostet die Maske, die sie in ihren Händen hält, eine FFP2-Schutzmaske, mit Partikelfilter, eigentlich eher etwas für medizinisches Personal. Ja, auch für diesen Preis würden einige Kunden sie kaufen, bestätigt die junge Frau. Günstigere Masken hätten sie eben gerade nicht da.
Ich kaufe die Maske nicht. Wie auch einige andere Kunden, die am Mittwochvormittag vor der Apotheke im Ohrepark angestanden haben. Einige versuchen es daraufhin im Kaufland nebenan. Doch schon an der Info-Theke berichtet ein Mitarbeiter auf Nachfrage, dass es im größten Haldensleber Supermarkt keine Masken gebe. Sie hätten gar keine im Sortiment, nur vorübergehend habe es zuletzt welche gegeben. Dafür sind die Klopapier-Regale wieder gut gefüllt.
Es ist der erste Tag nach Beschluss der Landesregierung zur Maskenpflicht. Und der letzte Tag vor dem Inkrafttreten. Noch tragen die wenigsten Menschen im Ohrepark eine Maske über Mund und Nase. Tatsächlich ist diese auch gar nicht zwingend nötig, ein Tuch würde schon reichen. Doch selbst Tücher sind in diesen Tagen nicht mehr uneingeschränkt zu haben.
„Ein grünes habe ich noch“, sagt die Verkäuferin im Textilienladen NKD im Ohrepark. Sie zeigt mir ein grellgrünes Halstuch für knapp zwei Euro. Gestern habe sie noch fünfzig Stück davon gehabt, berichtet sie. Ich verweise auf stilistische Gründe und beschließe, weiter nach einer Maske zu suchen.
Und dann liegt sie einfach da. Mitten auf dem Ohrepark-Parkplatz, neben einem Geländewagen, auf dem Boden: Eine verpackte OP-Maske, offenbar verloren. Ich kann mein Glück kaum fassen, sehe mich ungläubig um. Und sehe: Hans Klinzmann. Mit einem Einkaufswagen. Mit einem Schlüssel für den Geländewagen. Und höre auf Nachfrage: „Ja, die gehört meiner Frau.“ Sie habe die Maske gerade in der Roland-Apotheke gekauft. Ich gebe Klinzmann die Maske.
Bevor ich in die Innenstadt fahre, versuche ich es in den nahen Baumärkten. Doch sowohl beim Hagebaumarkt sowie beim Baumarkt Appel berichten Mitarbeiter, es gebe bei ihnen keine Schutzmasken.
In der Hagenstraße: Vor dem Nähladen Nähvada stehen Leute an. Eine Stoffmaske kostet hier 9,50 Euro. Die Inhaberin Andrea Oelze berichtet jedoch, Stoffmasken seien bereits seit Dienstagvormittag ausverkauft. Sie könnten nur noch für die kommende Woche vorbestellt werden.
Zwischen 200 und 300 Stück könnten sie im Laden zu dritt täglich produzieren, sagt Oelze. Derzeit würden sie nichts anderes tun. Zusammen mit einigen anderen Nähern hätten sie in den vergangenen Wochen rund 11 000 Masken gefertigt, berichtet sie. Die Mehrzahl davon hätten sie gespendet, an Kinderheime oder Krankenhäuser etwa.
Die Stoffmasken von Nähvada sind oft bunt. Die aktuellen Maskentrends sehen laut Oelze so aus: Jugendliche wollen vor allem schwarze Masken, Männer bevorzugen schlichte Farbtöne, grau etwa. Frauen mögen es bunt, auch mit Pusteblumen oder anderen Motiven.
Anke Wenzlau sind die Masken bei Nähvada zu teuer. Bevor sie sich vor dem Laden wieder auf ihr Rad schwingt, berichtet sie noch, dass es am Vortag beim Textildiscounter Kik Masken gegeben habe. Und dass auch sie schon welche bei der Roland-Apotheke bekommen habe.
Zwei Stunden der Maskensuche sind vergangen, als ich vor der Roland-Apotheke in der Schlange stehe. Nachfragen in Haushalts- und Gemischtwarenläden wie Mäc-Geiz oder dem Kaufhaus SB-Lüning, in Supermärkten und auch bei Kik waren vergeblich. Bei Kik hatte es am Dienstag nur eine Kiste mit Masken gegeben. Wie eine Verkäuferin berichtete, sei diese noch am selben Tag verkauft gewesen.
In der Roland-Apotheke gibt es am Mittwoch um halb eins tatsächlich noch Mundschutzmasken. Maximal fünf Stück für fünf Euro, ich kaufe eine. Für eine halbe Stunde würden seine Vorräte wohl noch reichen, berichtet Apotheker Alfred Schmidt. Dann habe er insgesamt 20.000 Stück in drei, vier Tagen verkauft, sagt er. Weitere 50.000 habe er bestellt, geliefert würden sie wohl bis zum Folgetag. Schmidt sagt, er hätte auch noch mehr bestellen können. Für ihn sei es aber schwierig abzuschätzen, wie viele benötigt werden. Er habe erwartet, dass auch andere Läden verstärkt Masken anbieten. Schwierig zu bekommen seien die Masken für ihn als Apotheker nicht.