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Judo-Talent Barfüßiger Ritter siegt auf der Matte

Judo ist seine große Leidenschaft. Der Böddenseller Johannes Ritter kämpft bald für den Leipziger Judoclub in der zweiten Bundesliga.

Von Anett Roisch 11.03.2020, 00:01

Calvörde/Böddensell l „In der zweiten Bundesliga kämpfen – ja da habe ich sehr große Lust drauf“, gesteht Johannes Ritter, der sich sichtlich auf diese Herausforderung freut. Der 16-Jährige gehört zu den Sportlern der Arbeitsgemeinschaft Judo der Calvörder Sekundarschule. Die 28 Judokas zählen zum Polizeisportverein Gardelegen.

Johannes Ritter erkämpfte sich vor kurzem bereits barfüßig bei den Landesmeisterschaften in Gerwisch in der Altersklasse unter 18 Jahre (U 18) und in der U 21 in der Gewichtsklasse bis 55 Kilogramm jeweils den ersten Platz und somit die Landesmeistertitel.

Bei den Mitteldeutschen Meisterschaften in Jena kämpfte sich der Böddenseller auf den dritten Platz und qualifizierte sich für die Deutsche Meisterschaft. Krankheitsbedingt musste der 16-Jährige jedoch seine Teilnahme absagen.

„Johannes besuchte ein Jahr die Sportschule in Halle. Dort hat er viele Erfahrungen gesammelt“, sagt Trainer Ernst Zajons und schildert, dass Johannes so etwas wie das Aushängeschild seines Vereins ist. „Johannes müsste nur noch regelmäßiger zum Training kommen“, sagt Zajons, der in Zobbenitz zuhause ist. Schmunzelnd ergänzt der Trainer: „Zur Zeit stehen wohl die Mädchen an erster Stelle, erst dann kommt der Judosport.“ Daraus macht der junge Sportler kein Geheimnis. „Ich bin mehr bei meiner Freundin als beim Training. Sie heißt Emilie“, sagt Johannes. Er stellt klar, dass der rote Fleck am Hals keine Verletzung von einem Kampf auf der Matte sei, sondern ein ganz normaler Knutschfleck.

Schwierig wird die Zeitplanung für die kommenden Wochen und Monate für den Zehntklässler. In geballter Ladung stehen Termine für sportliche Wettkämpfe und schulische Prüfungen an. Bereits am 14. März soll sein erster Bundesliga-Wettkampf in Bayern stattfinden. „Wenn es die Zeit erlaubt und ich nicht gerade lernen muss, trainiere ich mit den Sportfreunden in Leipzig“, erzählt Johannes.

„In einer Woche sind die schulischen Vorprüfungen, dann folgen die Abschlussprüfungen“, blickt der junge Mann voraus.

Ganz genau weiß Johannes schon, dass er den Beruf des Erziehers lernen möchte. „Die Ausbildung wird fünf Jahre dauern. Ich möchte später vielleicht als Erzieher in einem Hort arbeiten“, sagt der 16-Jährige. Bei seinen beruflichen Zukunftsplänen kommt ihm der Judosport zugute, denn auch im Verein ist es so, dass die älteren für die jüngeren Sportler Verantwortung übernehmen und sie beim Training unterstützen.

So ist es auch beim jetzigen Training. Geübt werden auf den Matten in der Calvörder Mehrzweckhalle die Würfe für die Kyu-Prüfungen. Aber auch für die Landesmeisterschaften der U 13 im April wird geübt. Im Monat April stehen auch die Kinder- und Jugendspiele in Gardelegen an.

Obwohl das Wettkampfjahr erst begonnen hat, gibt es schon Erfolge bei Turnieren in Wanzleben und in Klietz. Jessica Mathiscig aus Elsebeck ist zweimalige Landesmeisterin. „Wenn Jessica es schafft, wird sie zum dritten Mal hintereinander Landesmeisterin“, sagt Zajons mit Stolz.

Und auch beim Mühlenturnier in Klietz waren die jüngsten Calvörder Judokas siegreich. „Lotta und Sarah hatten frühzeitig ihre Kämpfe gewonnen. Beide Mädchen wurden als beste Technikerinnen ausgezeichnet“, zählt der Trainer auf.

„Johannes muss heute für sich trainieren. Wir haben ihn ja nur an Leipzig verliehen“, betont der Trainer. Johannes gesteht, dass er es nur mit der Hilfe seiner Eltern in Sachen Sport so weit gebracht hat. „Sie haben mich bei all meinen Plänen unterstützt und sind sehr viele Kilometer gefahren“, denkt Johannes zurück.

In der zweiten Bundesliga zu kämpfen, ist schon etwas ganz Besonderes. Viele Judokas träumen davon. „Ich werde alles tun, um auf der Matte weiter gute Leistungen zu bringen. Natürlich möchte ich probieren, in die erste Bundesliga zu kommen. Richtig viel Geld verdienen kann man mit dem Judosport aber nicht. Deshalb werde ich eine Ausbildung absolvieren und mir einen Job suchen, bei dem ich Sport und Dienst miteinander verbinden kann“, blickt Johannes optimistisch voraus.