Bauhaus Moderne Schule und Glas-Wohnhaus
Zehntklässler des Haldensleber Förster-Gymnasiums haben an einem Wettbewerb der Architektenkammer zu 100 Jahren Bauhaus teilgenommen.
Haldensleben l „Eine moderne Schule müsste schön grün sein“, sagt eine Zehntklässlerin des Haldensleber Professor-Friedrich-Förster-Gymnasiums. Sie zeigt auf ein Foto: darauf ist ein Modell von einem modernen Schulgebäude zu sehen, dessen Dach komplett mit Bäumen und Gras bewachsen ist und das auch einen bepflanzten, grünen Schulhof besitzt. Die Idee zu diesem neuen Schulhaus stammt von einigen Schülerinnen und Schülern des Kunstkurses der 10. Klasse. Die Jugendlichen haben sich allein erarbeitet, welche Kriterien ein modernes Gymnasium für sie mitbringen müsste, haben mit einem selbst organisierten Basar Geld gesammelt, um Materialien zu kaufen und haben daraus schlussendlich ein Modell angefertigt.
Dazu schrieben sie eine Erklärung: „Unser Schulhaus sollte auch einen Jugendclub haben, damit man nach dem Unterricht nicht sofort nach Hause gehen muss, sondern sich auch danach noch mit seinen Freunden treffen und quatschen kann, gemeinsam Hausaufgaben machen oder andere Sachen“, erklärt eine Zehntklässlerin. Auch einen Schulgarten und eine Schulküche könnte ein modernes Gymnasium den Schülern zufolge erhalten, „damit jeder den Umgang mit gesunder Ernährung lernt“, sagen sie. Hinzu komme eine Turnhalle mit Sportplatz und Schwimmbad.
Dass die Schüler sich mit moderner Architektur beschäftigt haben, kommt nicht von ungefähr. So war ihre Kunstlehrerin Herdis Rudolf auf einen Wettbewerb der Architektenkammer Sachsen-Anhalt im Rahmen des Jubiläums „100 Jahre Bauhaus“ aufmerksam geworden. Einige Schüler aus dem Kunstkurs waren sofort Feuer und Flamme und wollten an dem Ausscheid teilnehmen. Das Thema hatte die Architektenkammer in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sowie dem Fachbereich Architektur, Facility Management und Geoinformation der Hochschule Anhalt relativ offen gewählt. Unter dem Motto „Mein Bauhaus – Meine Moderne“ konnten Beiträge eingereicht werden, die in die verschiedensten Richtungen gingen. Von Scherenschnitten über Memoryspiele, Vasen, Teekannen bis hin zu Lebkuchenhäusern im Bauhaus-Stil waren vielfältige Ergebnisse vertreten.
Vor allem sollten sich die Grund- und Oberschüler in deren Entstehungsprozess mit der Geschichte des Bauhauses auseinandersetzen, deren Zeugnisse des Städtebaus, der Architektur, Kunst und des Designs studieren und daraus selbst moderne Ideen erschaffen.
Die Haldensleber Gymnasiasten taten das auf so innovative Weise, dass sie in ihrer Altersklasse den zweiten Preis erhielten, der nicht nur Urkunden für alle Teilnehmer, sondern auch eine Prämie von 1000 Euro beinhaltete. 14 Schüler aus Herdis Rudolfs Kunstkurs nahmen an dem Wettbewerb teil. Sie teilten sich in zwei Gruppen auf und trafen sich wochenlang nach dem Unterricht, um an ihren Projekten zu arbeiten. Während eine Gruppe unter dem Motto „Ein neues Gymnasium für Haldensleben“ besagtes Modell des Schulhauses gestaltete, arbeitete die andere zum Thema „Leben im Glashaus“. So entstand das Modell eines modernen Wohnhauses, das ringsum aus Glas besteht und sogar eine gläserne Garage besitzt.
„Wir haben uns Gedanken zum modernen Wohnen gemacht und uns mit sozialem Wohnungsbau, mit dem modernen Penthouse und Ähnlichem befasst. Am Ende waren wir uns einig, dass das Haus viel Licht bräuchte. Aber große Fenster waren uns einfach zu wenig, deshalb haben wir das Haus komplett aus Glas gebaut“, erläutert ein Projektteilnehmer. Die Schüler machten sich auch Gedanken zu moderner Energieversorgung und installierten unter anderem Solarmodule auf dem Hausdach.
Die Modelle wurden im vergangenen Jahr der Architektenkammer übergeben, wo eine neunköpfige Jury aus echten Profis, darunter Architekten, Denkmalpfleger und Staatssekretäre, sie bewertete. Insgesamt nahmen 16 Schulen aus 9 Orten in Sachsen-Anhalt mit 300 Schülern an dem Wettbewerb teil. Eingereicht wurden 30 Beiträge, in die engere Wahl waren 13 Beiträge von Schülern aus Gommern, Halle, Magdeburg, Möser, Zerbst und eben Haldensleben gekommen.
Dass die Haldensleber Gymnasiasten, die die einzigen Teilnehmer aus dem Landkreis Börde waren, so erfolgreich waren, freut Herdis Rudolf ganz besonders. „Sie haben sich alles ganz allein erarbeitet, ich hatte damit nicht viel zu tun“, bestätigt die Lehrerin. Ihre Informationen zum Thema Bauhaus und dessen moderner Architektur bezogen die Gymnasiasten teils aus Fachbüchern und teils aus dem Internet.
Zur Preisverleihung wurden die Schüler in die Magdeburger Johanniskirche eingeladen, wo der Neujahrsempfang der Architektenkammer mit prominenten Gästen stattfand. In dessen Rahmen wurden die Preise übergeben, auch die ausgezeichneten Beiträge wurden in einer Ausstellung präsentiert. Demnächst sollen alle Preisträgerarbeiten auf der Landes-Bau-Ausstellung in Magdeburg und der SaaleBAU in Halle und im September 2019 zum Deutschen Architektentag in Berlin ausgestellt werden.
Die Haldensleber Schüler, ihre Lehrerin, Schulleiter Marco Ladewig und auch Eltern und Mitschüler sind stolz auf die Leistung der Zehntklässler. Viele von ihnen haben Gefallen an der Architektur gefunden und würden glatt noch einmal an einem solchen Wettbewerb teilnehmen. „Einige unserer Schüler lassen sich ihren Gewinn auszahlen, eine kleine Gruppe wird davon mit mir zusammen zur Museumsinsel in Berlin fahren“, verrät Lehrerin Herdis Rudolf.