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Bauvorhaben Blockheizkraftwerk erhitzt die Gemüter

Der Betreiber der Biogasraffinerie in Rätzlingen möchte ein neues Blockheizkraftwerk bauen. Der Rätzlinger Ortschaftsrat ist skeptisch.

Von Anett Roisch 25.06.2020, 01:01

Rätzlingen l Am Ortsrand von Rätzlingen soll ein neues Blockheizkraftwerk (BHKW) gebaut werden. Es soll das bisherige zehn Jahre alte Kraftwerk der Biogasraffinerie Rätzlingen GmbH ersetzen. Der Bauantrag zur Änderung der Anlage von Jürgen Roland, Landwirt und Betreiber der Biogasraffinerie, sorgte bereits in der Vergangenheit in Sitzungen der Einheitsgemeinde für reichlich Zündstoff.  Die Rätzlinger Ortschaftsräte sollten eine klare Position zum Vorhaben beziehen, bevor der Antrag mit einem 154 Seiten langen Anhang wieder auf der Tagesordnung des Bauausschusses der Einheitsgemeinde kommt.

Rückblick: Bewohner angrenzender Wohnhäuser hatten sich über Lärm beschwert und fühlten sich an manchen Tagen auch vom Geruch belästigt. Bereits im Herbst 2015 hatte es daraufhin eine Zusammenkunft mit Anwohnern und dem Betreiber gegeben. Nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz wurden schon damals Maßnahmen zur Herabsetzung der Immissionen gefordert.

Rätzlingens Ortsbürgermeister Udo Müller (CDU) sagte: „Eine Auflage aus der alten Zulassung war eine Bepflanzung im Rahmen des Lärmschutzes, die bisher noch nicht funktioniert.“ Roland erklärte, dass es Probleme mit der Anpflanzung gab. „Dort haben wir mit Vandalismus zu tun. Die Bäume wurden abgeknickt. Wir haben zum dritten Mal nachgepflanzt“, schilderte der Betreiber. Mittlerweile habe er – nach seinen Ausführungen – einen Landschaftsgärtner als Mitarbeiter. „Die Maßnahmen setzen wir um, wie sie vorgeschrieben sind“, versicherte Roland. Außerdem schlug er vor, ein verschlossenes Tor vor dem schmalen Weg zwischen dem Gelände der Biogasraffinerie und der benachbarten Solaranlage zu setzen, um dem Vandalismus zu stoppen.

Edwin Wietig (UWG Feuerwehr) fragte nach, ob es dann nicht Probleme mit der Bewirtschaftung der dahinter liegenden Ackerfläche gibt. Roland sagte, dass er diese Fläche selbst bewirtschaften würde. „Es wird also kein Flächennutzer abgeschnitten? Sollte sich natürlich die Nutzersituation ändern, muss der Weg wieder geöffnet werden. Aber bis dahin sollten die Bäume groß sein“, blickte Müller voraus. Uwe Rothmann (UWG Feuerwehr) drängte auf einen Termin der Umsetzung der Auflagen. Roland versprach, dass die Pflanzungen noch in diesem Jahr realisiert werden.

Roland stellte in Frage, ob die angesprochene Geruchsbelästigung nur von seiner Anlage kommt. Er verwies auf die benachbarte Tierhaltung. Der Unternehmer erläuterte die technischen Veränderungen. „Wir werden nicht mehr als zuvor produzieren. Das alte BHKW läuft im nächsten Jahr aus. Und das neue mit einer höheren Leistung wird nur stundenweise laufen“, erklärte Roland. Das neue BHKW sei gutachtlich geprüft worden und deutlich leiser.

„Das sind alles technische Sachen, aber wie viele LKW werden in der Praxis durch den Ort fahren?“, fragte Sven-Uwe Hecker (WG Sport). „Es werden nicht mehr Transporter. Das ist Fakt“, so Roland. „Aber auch nicht weniger“, ergänzte Hecker und verwies auf die Belastung für die Einwohner. „Was können Sie in ihrer unternehmerischen Verantwortung den Bürgern vor Ort anbieten?“, wollte Hecker wissen. Roland betonte, dass längst nicht alle Lkw im Ort sein Unternehmen anfahren. Er verwies darauf, dass er in der Vergangenheit immer etwas für die Gemeinde getan habe. „Zum Beispiel habe ich den Osterfeuerplatz gebaut und erweitert. Ich habe in den ganzen Jahren diverse Male für Hort, Schule und Kindergarten gespendet. Wenn es im Dorf ein Anliegen gab, habe ich nie nein gesagt“, betonte Roland. Außerdem habe er – auf Bitten des einstigen Bürgermeisters Wilhelm Behrens – Straßen des Dorfes zwei Mal reinigen lassen. „Obwohl wir das mit dem Schmutz auf der Straße nicht waren, haben wir die Maisreste und was da sonst noch so lag, weg fegen lassen“, erklärte Roland. Er sei nach wie vor bereit, die Gemeinde mit seiner Technik zu unterstützen.

„Die Leute können manchmal gar kein Fenster aufmachen. Das ist nicht immer so, aber es passiert. Wenn die Anwohner sehen, dass sich etwas tut und da ein Schutzwall mit Bäumen entsteht, tritt vielleicht Ruhe ein“, sagte Janett Segeler (WG Sport). Der Ortsbürgermeister fasste zusammen: „Es muss Wort gehalten werden! Herr Roland hat ein offenes Ohr für uns, wenn wir Probleme haben. Wir wollen gemeinsam Lösungen finden und nicht aufeinander rumhacken.“