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Bienen Weniger Honig in Haldensleben

Die Imkersaison in Haldensleben ist vorbei. Die Erträge sind bei vielen Imkern schlecht.

29.09.2019, 23:01

Haldensleben l Die Haldensleber Imker haben im Schnitt deutlich weniger Honig gewonnen als ihre Kollegen in anderen Landesteilen Sachsen-Anhalts. Etwa 20 Kilogramm pro Volk hätten die Mitglieder des Imkervereins im Sommer 2019 durchschnittlich heraus bekommen, sagt Ralf Bertram, der Vereinsvorsitzende. Landesweit liegt der Wert deutlich höher.

Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums haben die Imker in diesem Jahr einen Honigertrag zwischen 32 und 35 Kilogramm pro Bienenvolk erzielt. Allerdings sei die Ernte des Heidehonigs noch nicht mitgerechnet, erläutert Jenny Schwarz, Sprecherin des Ministeriums. Außerdem bestünden große regionale Unterschiede. „Im Süden wurden durchschnittlich 42 Kilo Honig pro Bienenvolk geerntet, in der Mitte des Landes 41 Kilo und in der Region im Nordwesten des Landes, angrenzend an die Lüneburger Heide 30 Kilo.“

Bertram hat sogar weniger als die Hälfte an Honig gewonnen, wie laut Ministerium in der Landesmitte üblich ist. Sein Schnitt liege in diesem Jahr bei etwa 15 Kilo pro Volk, berichtet der Berufsimker. Für ihn sei es das schlechteste Jahr seit 1982. „Es gibt aber auch Imkerkollegen, die haben gar nichts geerntet.“

Bertram ist seit 1973 Imker. „In sechster Generation“, wie er betont. Der 54-Jährige besitzt mit seiner Familie insgesamt rund 200 Bienenvölker. Die 107 Mitglieder des Haldensleber Imkervereins besitzen nach Angeben des Vorsitzenden insgesamt etwa 900 Völker.

Und es werden mehr. Allein in den vergangenen vier Jahren hat der Verein laut Bertram 24 neue Mitglieder hinzu gewonnen. Der Vereinsvorsitzende bestätigt, Imkern liege weiterhin im Trend.

Deswegen ist Bertram nicht mehr allein auf den Honigverkauf angewiesen. Seit 2007 bringt er Interessierten das Imkern bei. Allein in diesem Jahr habe er an 55 Kurstagen insgesamt rund 880 Teilnehmer gezählt. Und dann hat er noch seine Bienenzucht. Bertram verkauft Völker und Bienenköniginnen an Imker.

Uwe Schumann hat zwölf Bienenvölker. Sie stehen in Bebertal. Kein schlechter Standort, wie seine diesjährige Honigernte beweist. Zwischen 40 und 50 Kilo pro Volk habe er gewonnen, berichtet der 55-Jährige, der erst vor sechs Jahren wieder mit dem Imkern angefangen hat. Wie viele hatte auch Schumann nach der Wende aufgehört, als die Preise für Honig einbrachen. Wichtig seien ihm heute auch Umweltschutzaspekte. „Wenn die Biene schwächelt, ist irgendetwas mit dem Ökosystem nicht in Ordnung“, betont er. 2019 sei für ihn das bisher schlechteste Jahr gewesen.

Die Gründe für die schlechten Erträge vieler Imker in Haldensleben sind vielfältig. Einigen hat die Varroamilbe zu schaffen gemacht, der Bienenschädling Nummer eins. Andere verweisen auf die Trockenheit. Mehrere Imker des Vereins geben der Landwirtschaft die Schuld.

Hartmut Trautvetter etwa. Der 74-Jährige Wedringer ist Wanderimker. Das heißt, er wandert mit seinen etwa 50 Bienen in die Blütentrachten der Region. Trautvetter sagt: „Die Hauptmisere der Bienen sehe ich im Spritzmitteleinsatz der Landwirtschaft.“ Speziell den Einsatz des Unkrautbekämpfungsmittels Glyphosat sieht er kritisch. „Wir haben da ein Problem mit“, sagt der Imker.

Diese Meinung kennt Christian Apprecht, der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Börde, natürlich auch. Er setzt auf Kooperation. Zum Beispiel darauf, dass Landwirte die Imker informieren, ehe sie mit Insektiziden auf die Felder gehen. Und umgekehrt, dass Imker Bescheid sagen, wenn sie sich mit ihren Bienenvölkern in der Nähe bewirtschafteter Äcker niederlassen. In vielen Fällen klappt das, manchmal auch nicht. Auf Verbandsebene seien solche Absprachen nicht festgelegt, etwa als Meldepflicht. „Das läuft immer nur auf betrieblicher Ebene“, sagt Apprecht. Auch deshalb wirbt er dafür, dass Bauern und Imker sich gegenseitig auf ihre Veranstaltungen einladen, um solche Themen besprechen und abstimmen zu können.

Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat hält Apprecht nicht so schädlich für Bienen, wie Imker und Wissenschaftler das tun. Teilweise sei sein Einsatz bereits verboten, teilweise aber unverzichtbar. Doch gerade auf den großen Feldern, auf denen Glyphosat eingesetzt werde, seien ohnehin keine Bienen unterwegs, weil sie dort keine Nahrung finden.