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Bühnenshow Rammstein-Coverband legt Feuer

Eine gigantische Bühnenshow haben Besucher in Calvörde erlebt: Die Rammstein-Coverband "Völkerball" heizte ihnen ein.

Von Anett Roisch 28.07.2019, 18:56

Calvörde l Die Countdown-Uhren links und rechts der Bühne zählen die Sekunden runter. Drei, zwei, eins Knall und „Völkerball“ startet. „Hallo, Hallo, könnt ihr uns hören? Wir wollen die Ruhe stören. Auferstanden aus Ruinen, Glück für Menschen und Maschinen, Eilt herbei von fern und nah. Calvörde – wir sind wieder da!“, ruft René Anlauff. Der Frontmann der Coverband „Völkerball“ singt und schauspielert fast so wie Till Lindemann von Rammstein. Bereits vor zwei Jahren begeisterten die Musiker ihre Fans in Calvörde. Jetzt sind sie wieder da.

Mit Flammen aus Gaslampen, mit funkensprühenden Instrumenten und brennenden Mikrofonen sorgen die Musiker für eine heiße Show und verwandeln das Waldstadion am Rand des Reitturniers in eine einzigartige Rock-Arena.

„Wer Karten für die echte Rammstein-Band ergattern konnte, hat Schwein gehabt. Wir hatten kein Glück. Für uns gibt es ein Trostpflaster namens Völkerball“, sagt Tilo Liebwald, der mit seinen Freunden extra aus Hannover angereist ist.

René Anlauff geht total in der Rolle des Till Lindemann auf. „Der Sänger ist kein Double. Er könnte geklont sein, so ähnlich ist er dem Original“, schwärmt Ramona Krone aus Wolfsburg. Scheinbar desinteressiert am ganzen Drumher-um, mit toten Augen und keine Mine verziehend, versetzen die Akteure die Fans in die Illusion, Rammstein würde höchstpersönlich auf der Bühne stehen.

„99 Prozent Rammstein, 100 Prozent Völkerball“, so nennen sie es selbst. Und sie haben Recht. Die sechs Herren bieten alles, was eine Rammstein-Show auszeichnet: ölverschmierte Körper, Funken, Feuer und Flammen.

Beim Stück „Mein Teil“ flambiert der Sänger den Keyboarder Andreas Schanows- ki in einem überdimensionalen Kochtopf. Und bei „Ich tu dir weh“ übergießt er ihn in der Badewanne mit Funken. „Einfach nur geil“, jubelt ein Fan aus Klüden.

Die Zuschauer genießen einen schweißtreibenden Abend. Völkerball spricht alle Generationen an, da sind Besucher von zehn bis 60 Jahren vertreten. Textsicher wird die Band unterstützt, möglicherweise ist das der größte Chor, der je im Grieps aufgetreten ist.

Musikalisch bieten Völkerball einen tiefen, brutalen Sound. Die Texte sind direkt, aber niemals plump. Bekannte Songs wie „Keine Lust“, „Du hast“ und „Sonne“ finden ihren Weg auf die Bühne. Die Gestiken des Frontmannes Till Lindemann, wie die Oberschenkelschläge, das fratzenhafte Aufreißen des Mundes und das Verschränken der Arme auf dem Rücken kopiert Anlauff so täuschend echt. Bei dem Lied „Bück dich“ geben die Rocker ein politisches Statement ab. Anlauff führt Schanowski, der eine Donald-Trump-Maske trägt, an einer Stahlkette wie einen Hund beim Gassigehen über die Bühne.

In der Mimik steht dem Andreas Schanowski in Nichts nach. Schräg und durchgeknallt schwebt er im schwarzen Schlauchboot sitzend über die Menge und lässt außerdem alle bekannten Foltereien über sich ergehen.

Explosionen am laufenden Band und das Geruchsgemisch aus Brennpaste, Schießpulver, Nebelmaschine und verbrannten Haaren – der Rammstein-Fan bekommt, was dazu gehört. Zwei Stunden dauert das Spektakel bis zum finalen „Engel“.

Nach der Show zeigen die Musiker auch eine große Portion Gefühle, sie scherzen und machen mit ihren glücklichen Fans Selfies. „Auch für uns ist ein Auftritt hier mitten auf einer Waldlichtung etwas ganz besonderes. Gern kommen wir wieder“, verspricht Gitarrist Tobias Kaiser. „Ein besseres Trostpflaster für verpasste Rammstein-Konzerte kann es nicht geben“, gestehen Liebwald und seine Freunde.