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Calvörde Ärger über Raser in der 30er-Zone

Die Liste mit Beschwerden von Klaus Schulz ist lang. Erste Maßnahmen haben Polizei und Gemeinde bereits getroffen.

Von Anett Roisch 20.11.2020, 04:00

Calvörde l „Teilweise fahren die Autos in der 30er-Zone etwa 70 bis 100 Kilometer pro Stunde. Was hier abgeht, ist eine Zumutung. Es wird keine Rücksicht genommen“, schimpfte Klaus Schulz, Bewohner von Calvörde und zeigt auf das Geschehen direkt vor seiner Haustür an der Geschwister-Scholl-Straße.

Klaus Schulz und seine Lebensgefährtin Katrin Krüger sind im August diesen Jahres nach Calvörde gezogen. „Wir fühlen uns hier sehr wohl. Aber uns stört, dass die Autofahrer so rasen, obwohl die Ortsmitte fast überall aus einer 30er-Zone besteht. Die fahren hier wie die besengten Säue“, schilderte Katrin Krüger. „Wir haben selbst Enkelkinder, die an der Geschwister-Scholl-Straße ins Auto ein- oder aussteigen müssen, da geht niemand vom Gas“, sagte Schulz.

Nach den Ausführungen von Katrin Krüger herrscht ab 4 Uhr morgens reger Verkehr, der bis zum Abend andauert. „Da fährt niemand 30 Kilometer pro Stunde“, betonte sie. „Auch die Vorfahrtsregeln der 30er-Zone, rechts vor links, werden komplett ignoriert – selbst von den Schulbussen, die oft auch über 30 Kilometer pro Stunde fahren“, erklärte Schulz.

Im Besonderen machen sich die beiden Neu-Calvörder Sorgen um das Wohl der Kinder im Flecken. Schließlich habe Calvörde eine Schule, einen Hort und einen Kindergarten. Auch in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wohne eine junge Frau, die Angst um ihre Kinder habe. „Wie schnell kann es passieren, dass ein Kind auf die Straße läuft. Und die Raser können nicht so schnell stoppen“, prophezeite Katrin Krüger. Sie berichtete, dass sie zuvor in Niedersachsen in einem Ort wohnte, indem ein Kind tot gefahren wurde. „Muss denn erst etwas Schlimmes passieren?“, fragte die Anwohnerin.

Das Paar appellierte an die Vernunft der Kraftfahrer, langsamer zu fahren. Katrin Krüger und Klaus Schulz schlugen vor, Poller oder andere Hindernisse – wie Blumenrabatten oder Pflanzkübel – aufzubauen, um die Kraftfahrer zu zwingen, den Fuß vom Gas zu nehmen.

„Man kommt hier manchmal gar nicht über die Straße“, schilderte Katrin Krüger. Beinah hätten Raser schon ihre Hunde, die sie beim Spazierengehen natürlich an der Leine führe, tot gefahren.

Schulz machte außerdem darauf aufmerksam, dass die 30er-Zonen-Schilder an der Geschwister-Scholl-Straße und auch am Kindergarten viel zu klein und zu hoch angebracht seien. Außerdem sind die Schilder verblasst und kaum noch zu erkennen.

Voller Sorge – vor allem um Kinder und auch um die älteren Menschen – wandte sich Schulz an das Polizeirevier Börde, an Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake und an das Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Flechtingen. „Das Ordnungsamt hat mir daraufhin geschrieben, dass sie meine Beschwerde auch an den Bürgermeister, an die Polizei und an das Straßenverkehrsamt des Landkreises weiter geleitet habe“, erklärte er. Trotz seiner Bemühungen sei aber noch nichts passiert.

„Es ist in der Tat so. Die Schilder für die 30er-Zone sind verblasst. Das werden wir in Ordnung bringen“, versprach Calvördes Bürgermeister Volkmar Schliephake (CDU). Der Auftrag dafür sei – nach seinen Ausführungen – schon erteilt. Die alten Schilder werden demnächst durch neue ersetzt.

In Sachen Geschwindigkeit werde die Präsens der Polizei erhöht. „In der vorherigen Woche hat es schon mehrere Geschwindigkeitskontrollen gegeben. Das ist eine Maßnahme, die sicherlich auch wirksam ist“, erklärte Schliephake.

In Absprache mit den Ordnungsamtsmitarbeitern sei die Idee mit den Hindernissen – seiner Ansicht nach – nicht umsetzbar. „Die 30er-Zone geht ja von der Haldensleber Straße entlang der Geschwister-Scholl-Straße und der Neustadtstraße bis zur Landesstraße 25. Wenn man da konsequent sein will, müsste man da eine Vielzahl von Hindernisse einbauen“, erklärte der Bürgermeister. Das sei völlig unverhältnismäßig und nicht so angedacht. „Die Straße ist ohnehin schon auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert. Wir nehmen die Anliegen der Bürger ernst, aber wir können nicht auf jeden Wunsch eingehen“, sagte der Gemeindechef.

Auf lange Sicht könne noch mal über eine Kennzeichnung der 30er-Zone direkt auf dem Pflaster der Straße oder auch über Barrieren nachgedacht werden. Das müsste dann aber im Gemeinderat besprochen werden.