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Coronavirus Wenn es für die Miete nicht reicht

Haldensleber Wohnungsunternehmen und die Stadtwerke zeigen Kulanz. Wegen der Corona-Krise soll niemand Wohnung oder Strom verlieren.

30.03.2020, 23:01

Haldensleben l Die Corona-Krise trifft einige Haushalte hart, ebenso stehen einige Geschäftsmieter plötzlich unverschuldet vor dem Ruin. Eine Situation, die auch die Haldensleber Wohnungsbaugesellschaft Wobau vor Probleme stellt. Was soll das kommunale Wohnungsunternehmen tun, wenn etwa dem langjährigen Geschäftsmieter plötzlich das Geschäft wegbricht? Ihm die Miete erlassen? Es gibt kommunale Wohnungsunternehmen, die tun genau das. In Frankfurt am Main beispielsweise. Und auch in Haldensleben gibt es laut Wobau-Chef Dieter Naumann Geschäftsmieter, die eben das fordern. Bislang vergeblich. „Wir lehnen das zunächst ab“, sagt Naumann.

Rausgeworfen werden soll allerdings vorerst niemand wegen der Corona-Krise. Das hat der Bundestag in der vergangenen Woche mit seinem Rekord-Hilfspaket beschlossen. Wer seine Miete aufgrund der Pandemie nicht zahlen kann, bekommt bis zu sechs Monate Aufschub. Erst im Oktober droht dann die Kündigung. Normalerweise kann der Wohnungsvermieter das Mietverhältnis kündigen, wenn zwei Monate in Folge keine Miete gezahlt wird.

Einige Wohnungsunternehmen hatten schon vor diesem Beschluss im Bundestag angekündigt, vorerst von Kündigungen und Räumungsklagen abzusehen (wenngleich der Beschluss sich da schon abzeichnete). Dazu gehörte die Wohnungsbaugenossenschaft „Roland“ (WBG), die in Haldensleben rund 1150 Wohnungen vermietet. WBG-Vorstand Wolfgang Kaiser hatte bereits am Mittwoch mitgeteilt, dass „selbstverständlich von einer Kündigung abgesehen“ werde, sollte ein Mieter während der Corona-Pandemie „unverschuldet durch Wegfall des Arbeitsplatzes oder durch Kurzarbeit Einkommenseinbußen erleiden“ und deshalb nicht mehr die Miete zahlen können. Es könne dann eine Ratenzahlung oder Stundung vereinbart werden. Kaiser betont aber: „Der Nutzer muss zuvor der Genossenschaft die Unverschuldung glaubhaft machen.“ Zugleich warnt Kaiser vor möglichen Liquiditätsproblemen auf Vermieterseite. Dies könne eine „Kettenreaktion“ auslösen und zu weniger Investitionen und Sanierungen führen.

Wobau-Chef Dieter Naumann betont, das Paket der Bundesregierung sehe auch Sofortzuschüsse und andere finanzielle Hilfen vor, damit Menschen nun nicht ohne Geld dastehen und die Miete nicht zahlen können. Mit diesen Regelungen werde „Sicherheit für alle Beteiligten“ geschaffen, sagt Naumann. Auch die Wobau wolle für ihre Wohnungs- und Gechäftsmieter gesprächsbereit sein in der Krise. Das Unternehmen sei sich seiner „sozialen Verantwortung“ bewusst. Naumann sagt: „Selbstverständlich ist in diesen Zeiten Solidarität mit den Mietern notwendig.“

Über einen Mietnachlass wird derzeit auch am Schloss Hundisburg nachgedacht. Nils Todtenhaupt, der Betreiber des Schlossrestaurants, habe um einen Mietnachlass gebeten, sagt Harald Blanke vom Verein Kultur-Landschaft. Der Verein, der sich zu etwa 80 Prozent aus Mitteln der Stadt finanziert, verpachtet die Räume. Unternehmer Todtenhaupt ist mit seinen zwei Eventfirmen und dem durch die Corona-Pandemie zur Schließung gezwungenen Schlossrestaurant außerordentlich hart von der Krise betroffen. Eine Entscheidung, ob der Verein ihm die Miete erlässt, soll in diesen Tagen fallen.

Auch die Stadtwerke wollen in den kommenden Monaten Rücksicht auf von der Corona-Krise finanziell betroffene Kunden nehmen. „Sperrungen von Strom- und Gaszählern werden bei den betroffenen Haushalten bis zum 30. Juni ausgesetzt“, teilt Detlef Koch mit, der Geschäftsführer der Stadtwerke. Auch diese Maßnahme geht auf den Beschluss der Bundes in der vergangenen Woche zurück.

Allerdings müssten die Kunden nachweisen, dass sie aufgrund der Corona-Krise in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind, heißt es von den Stadtwerke. „Wir empfehlen unseren Kunden, sich direkt mit uns in Verbindung zu setzen, um über gemeinsame Lösungen zu sprechen“, sagt Melanie Offelmann, Bereichsleiterin des Kundencenters.