Coronavirus Die Türsteher vom Haldensleber Supermarkt
Die Politik macht die Corona-Regeln. Dass sie auch befolgt werden, darauf achten Rolf und Marina Krause, Türsteher im Haldensleber Edeka.
Haldensleben l Das Leben ist kein Ponyhof. So sieht Rolf Krause das. So sagt er es immer wieder. Und so erlebt er es auch als Sicherheitsmann im Supermarkt in den vergangenen Wochen. Als „bescheuert“ und „asozial“ sei er beschimpft worden, berichtet er. Einer habe einen ehemaligen Stasi-Mitarbeiter in ihm sehen wollen. Ein anderer habe ihm geraten, „etwas Vernünftiges zu lernen“. Doch Krause ist gerne Sicherheitsmann. Trotz allem.
Seit einigen Wochen steht der 56-Jährige gemeinsam mit seiner Frau Marina tagsüber am Eingang des Edeka-Marktes am Gänseanger. Die Maskenpflicht, das Abstandsgebot, die Korbpflicht, all das soll eingehalten werden. Viele Supermärkte haben eigens dafür Sicherheitsleute engagiert. Der Edeka-Markt am Gänseanger hatte schon vorher einen Sicherheitsdienst, allerdings nur in den Abendstunden. Krause arbeitet seit Dezember dort. Durch die Corona-Krise ist er nun den ganzen Tag da, mit Unterstützung seiner Frau.
Viele Kunden kennen die Krauses mittlerweile. Viele seien auch froh über ihre Anwesenheit, sagt der Sicherheitsmann. Er betont: „Die Regeln werden zu 99 Prozent von den Kunden angenommen.“ Aber eben nicht von allen. „Manche wollen sich einfach nichts sagen lassen“, berichtet Krause.
Das weiß auch die Marktleiterin Heidemarie Maaß. Die Sicherheitsleute werden teils „massiv angefeindet“, sagt sie, „dabei machen sie einfach nur ihren Job.“ Sie sei froh, die beiden zu haben.
Nicht immer genügt der Sicherheitsdienst. Kürzlich mussten die Mitarbeiter die Polizei hinzurufen, weil ein Mann auf Krause losgehen wollte. Krause berichtet, die Frau des Mannes habe ihm unterstellt, sie angegriffen zu haben. Eine Unterstellung, für die sich die beiden nach Ankunft der Polizei entschuldigt hätten. In anderen Streifällen seien Kunden ihm beigesprungen, berichtet er.
Angst bei der Arbeit? Das sei ihm fremd, sagt Krause. Allerdings habe er Respekt vor den Menschen. Etwas mehr Respekt von den Kunden zurückzubekommen, das wünsche er sich. „Einige laden ihren Frust bei uns ab“, sagt er. Ihm sei wichtig, vernünftig miteinander zu reden. „Ich versuche immer, das Positive im Menschen zu sehen“, betont Krause. Wenn er über seinen Umgang mit Kunden spricht, redet er von „betreuen“.
Krause ist nicht erst seit gestern Sicherheitsmann. Er berichtet von 17-Stunden-Schichten auf dem Oktoberfest, von Festivals, von einem Einsatz beim G7-Gipfel in Bayern. Seit 2013 ist der gebürtige Berliner an wechselnden Orten für die Sicherheit zuständig. Er habe schon schwierigere Jobs gemacht als nun in Haldensleben, betont er. Das Leben ist kein Ponyhof.
Wenn Kunden ohne Mundschutz in den Supermarkt rennen, deutet Krause erst einmal mit einem Finger auf den eigenen. Die meisten würden dann umgehend reagieren und ihren Mundschutz herausholen. Für diejenigen, die keinen dabei haben, habe er auch schon mal einige Masken eingekauft, berichtet Krause.
Seit der Maskenpflicht beobachtet der Sicherheitsmann zudem einige Veränderungen im Verhalten der Menschen, die in den Supermarkt kommen. So würden viele mit Maske weniger auf die Abstandsregeln achten. Krause berichtet außerdem: „Mit der Maskenpflicht sind die Leute aggressiver geworden.“ Darauf angesprochen reagierten einige sehr gereizt, sagt er.
Krause betont, es sei nicht immer der richtige Weg, starr auf das Einhalten der Regeln zu pochen. Auch er mache Ausnahmen. So zuletzt etwa bei einem Kind mit großer Angst vor dem Tragen der Maske. Oder einer Frau, die sich weigerte, einen Einkaufskorb anzufassen und nur schnell etwas vom Bäcker holen wollte. „Man muss auch mal ein Auge zudrücken“, betont er.