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Coronavirus Haldensleberinnen nähen Mundschutze

Eine Gruppe Näherinnen aus Haldensleben wollen helfen. Sie nähen Mundschutze. Mehr als 3000 sind es bisher geworden.

Von Juliane Just 01.04.2020, 01:01

Haldensleben l Der Mundschutz ist inzwischen das Symbol der Corona-Krise geworden. Die bundesweite Knappheit macht sich jedoch nicht nur im medizinischen Bereich bemerkbar , sondern auch bei Einzelhändlern, bei engagierten Helfern und im privaten Bereich. Als die Hilferufe immer lauter wurden, ließ sich das Team des Haldensleber Stoffladens Nähvada eine Aktion einfallen. Sie riefen Menschen dazu auf, Mund- und Nasenmasken für einen guten Zweck zu nähen – eine farbenfrohe Hilfsaktion.

„Uns war schnell klar, dass wir Nähvada-Mädels das nicht allein stemmen können“, sagt Andrea Oelze, Inhaberin des Stoffladens in der Hagenstraße. Deswegen wendeten sie sich an ihre Nähfreunde sowie Kunden. Eine Woche Planung und Vorbereitung, dann war es soweit: Die drei Mitarbeiterinnen gingen mit ihrer Idee unter dem Motto „Wir nähen Geschichte“ online.

Auf der Internetseite www.naehvada.de haben die Näh-Expertinnen ein eigens kreiertes Schnittmuster für den Mundschutz mit integrierten Filterfach und zwei Tunnelzügen zur Verfügung gestellt. Diese Schnittmuster können Interessierte sich kostenlos herunterladen. Außerdem haben die Nähvada-Damen bei der Videoplattform Youtube noch eine Anleitung per Video erstellt, die zusätzliche Hilfe beim Schneidern bietet. Im sozialen Netzwerk Facebook erstellten die Helferinnen außerdem eine Gruppe, in der sowohl Mundschutz-Näher als auch Mundschutz-Sucher angesprochen wurden. „Der Mundschutz ist kinderleicht genäht“, versichert Oelze.

Inzwischen haben sich 300 Näh-Freunde zusammengetan und konnten mehr als 3000 Mundschutze schneidern. „Wichtig war uns der Landkreis Börde, wir haben aber inzwischen auch helfende Hände aus ganz Deutschland“, freut sich Andrea Oelze über den Erfolg der Aktion. Diese werden vorrangig an medizinische Einrichtungen, Physio- und Ergotherapien, Augenoptiker, Hörgeräteakustiker, Einkaufsmärkte, Pflegedienste und Krankenhäuser verschickt.

Zahlreiche Fotos haben das Team bereits erreicht, auf denen die Beschenkten ihren Dank ausdrücken. Dabei wird vor allem deutlich: Die Aktion der Haldensleber Nähfreundinnen bringt viel Farbe in den Alltag der Menschen im Landkreis Börde. Ob Sternchen, Bambi oder wilde Muster – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

„Wir brauchen jedes tapfere Schneiderlein da draußen, um uns und andere gegen die Corona-Pandemie zu schützen“, sagt Andrea Oelze. Und für alle, die des Nähens nicht fähig sind, aber trotzdem helfen wollen: „Wir benötigen Baumwollstoffe. Alte Bettwäsche und -laken eignen sich bestens.“ Diese werden vorher ausgekocht.

Auch in der Sekundarschule Marie Gerike haben zwei Lehrerinnen den Hilferuf gehört und nähen derzeit im Akkord. Hauswirtschaftslehrerin Juliane Püschel und Beatrix Scholz, für gewöhnlich zuständig für Mathe und Physik, nähen in Heimarbeit. „Ich habe von der Aktion gehört und weitere Kolleginnen angefragt“, sagt Schulleiterin Claudia Grünberg. „Jeder kann etwas tun. Wir wollen das gern unterstützen.“ Auch Spendengelder der Schule sollen in die Aktion fließen.

Ob Stoffspenden oder das nötige Feingefühl fürs Nähen – wichtig ist die Hilfe für andere. Insgesamt 200 Mundschutze haben die Lehrerinnen bereits genäht, die an die Plasmaspendestation in Magdeburg, ein Frauenhaus sowie Pflegeeinrichtungen des Wohlfahrtspflegeverbandes des Paritätischen gespendet wurden. Das Schnittmuster ist vom Bundesministerium für Gesundheit.

Doch bevor es an die Nähmaschine geht, waschen und bügeln die Lehrerinnen die Stoffe. Die reine Nähzeit beträgt etwa 30 Minuten. „Natürlich haben die Kolleginnen auch Aufgaben für den schulischen Betrieb. Sie erstellen beispielsweise Aufgaben für die Schüler im Homeoffice“, berichtet Claudia Grünberg. Trotzdem seien Kollegen bereit, sich neben ihrer Arbeit zu engagieren.

Und so kramen viele Helfer derzeit ihre Nähmaschinen hervor und tun Gutes, indem sie bunte Mundschutze nähen. Das soll vor allem eins bringen: Andere Menschen zu schützen.