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Demonstration Pedalritter kämpfen weiter

Das Ziel der Bürgerinitiative "Pro Radweg" ist der Radweg von Wegenstedt nach Oebisfelde. Jetzt wurde wieder demonstriert.

Von Anett Roisch 01.10.2019, 01:01

Rätzlingen l „Unzählige Male war ich schon bei den Radtouren dabei. Wir müssen weiter Druck machen, denn den Radweg brauchen wir unbedingt“, sagt Volker Einbrodt. Der Oebisfelder gehört zu den 47 Teilnehmern der ersten Fahrrad-Demo nach der Sommerpause. Frauen und Männer aus Orten an der Landesstraße (L) 24 Wegenstedt, Etingen, Kathendorf, Rätzlingen, Bösdorf und Oebisfelde sind vertreten.

Jörg Lauenroth-Mago (Bündnis90/Die Grünen), Sprecher der Bürgerinitiative und Mitglied im Stadtrat, hob die weltweite Bewegung „Fridays for Future“ und die Aktionen der „Critical mass“ hervor. „Auch wir sagen, dass wir alternative Fortbewegungsmöglichkeiten brauchen. Das Thema Radwege muss auch im Stadtrat stärker präsent werden“, so Lauenroth-Mago. Der Rätzlinger gesteht, dass er froh ist, dass auch die Polizei die Tour begleitet. „Es fühlt sich viel besser an, wenn die Polizei uns bei den Touren schützt, damit kein Fahrzeug uns von hinten reinrauscht“, beschreibt der Sprecher.

„Ich würde gern auf dem Radweg dann in Richtung Flechtingen fahren, um mit meiner Frau im Kurort Kaffee zu trinken. Aber hier auf der Landesstraße zu fahren, das ist fast unmöglich und sogar lebensgefährlich“, sagt Einbrodt. Der 80-Jährige beschreibt, dass er beim Fahrradfahren sinnbildlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. „Ich mache etwas für meine Gesundheit, indem ich mich bewege und radele für einen guten Zweck“, so der rüstige Senior.

Ebenfalls aus Oebisfelde ist Monika Hieronimus zum Start der Tour nach Rätzlingen gekommen. Sie radelt schon seit zwei Jahren mit, um auf die Notwendigkeit des Radweges aufmerksam zu machen. „Wir wollen etwas bewegen. Ich möchte versuchen, die Leute, die nicht mitradeln, wachzurütteln“, beschreibt Monika Hieronimus. Wichtig sei ihr das Fahrradfahren im Allgemeinen. „Mein Mann und ich - wir sind schon immer viel Rad gefahren, aber hier auf der Landstraße ist es nicht angenehm, wenn man den Fahrtwind der Laster spürt. Gern würden wir mit unseren Enkeln radeln, aber da ist uns diese Straße viel zu gefährlich“, erklärt die Oebisfelderin.

Elona und Friedrich Widdecke aus Etingen zählen seit der Gründung der Initiative zu den Mitwirkenden. „Wir wollen den Radweg für uns und für unsere Enkelkinder“, betont Elona Widdecke. „Wichtig ist für uns der Radweg nach Wegenstedt. Von dort aus haben wir dann die Zugverbindung“, ergänzt Friedrich Widdecke.

Als die Gruppe in Oebisfelde am Dämmchen ankommt, duftet es schon nach einer leckeren Rindfleisch-Gemüsesuppe, die Stadträtin Christiane Schütrumpf (UWG) gekocht hatte. „Der Ortschaftsrat Oebisfelde hat die Abschlusskundgebung vorbereitet. Neben der Suppe gibt es noch kostenlos Getränke. Dass wir fast von dem gesamten Ortschaftsrat empfangen werden, ist schon etwas Besonderes“, freut sich Lauenroth-Mago. Oebisfeldes Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch (UWG) begrüßt die Demo-Teilnehmer. Stadtrat Sven Groneberg (SPD) hebt besonders den langen Atem aller Beteiligten der Initiative hervor. Er kritisiert, dass Radfahrer nicht als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer behandelt werden. Nach wie vor werde dem motorisierten Straßenverkehr eine stärkere Gewichtung beigemessen. „Nur wenn es vernünftige Radfahrwege gibt, wird der Umstieg auf diese umweltfreundliche Fortbewegungsform sich weiter entwickeln“, so Groneberg.

Lauenroth-Mago liest aus einem Sachstandsbericht vom Bauamt der Stadt vor. Darin steht, dass für den Bau der Radwege auch Grunderwerb erforderlich ist. Hierzu seien mit den Grundstückseigentümern Bauerlaubnisverträge zu schließen. Dies sei im Bereich Rätzlingen-Kathendorf bereits im Zuge des Breitbandausbaus erfolgt. Hier seien sogenannte Synergieeffekte genutzt worden. Im Vorfeld seien die Entwürfe der Verträge an die Eigentümer versendet worden. In der Folge fänden auch noch Gespräche mit allen Betroffenen statt. Diese Maßnahmen seien zur Vertragsgestaltung mit der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) notwendig.

„Weitere Voraussetzung ist die Aufnahme nicht unerheblicher zusätzlicher finanzieller Mittel in den städtischen Haushalt 2020. Auch wenn diese Maßnahme zu 100 Prozent durch das Land finanziert wird, muss eine Vorfinanzierung durch die Kommune erfolgen. Seitens der Stadt sind diese Gelder geplant und werden wohl auch die einzelnen Gremien zustimmend passieren“, heißt es im Schreiben. Außerdem würde der Hauptschwerpunkt bei der Arbeit der Verwaltung derzeit der Breitbandausbau sein.

Ingolf Kollmeyer, der in der Stadt für Straßen- und Tiefbauangelegenheiten zuständig ist, blickt in Sachen Radwegebau voraus: „Ich gehe zum momentanen Zeitpunkt davon aus, dass wir noch 2019 spätestens im Januar/Februar 2020 die entsprechenden Beschlüsse zur Vertragsunterzeichnung mit der LSBB und dem Planungsbüro fassen können. Somit wäre eine geplante Bauausführung im zweiten Halbjahr 2020 möglich.“

Widdecke erklärt, dass ihm dieses Prozedere viel zu langsam geht. „Ich weiß, dass noch nicht einmal alle betroffenen Landeigentümer vom Abschnitt Etingen und Wegenstedt angesprochen wurden.“ Thomas Lange (Die Grünen), Mitglied im Calvörder Gemeinderat informiert, dass für den Abschnitt Wegenstedt-Etingen, die entsprechenden Beschlüsse gefasst und auch die Mittel zur Vorfinanzierung des Radweges in den Haushalt 2020 eingeplant sind.

Am Ende sind sich die Radler einig, sich am Freitag, 25. Oktober, mit der nächsten Rad-Demo an der Cricital-mass-Aktion zu beteiligen. Treffpunkt ist um 18 Uhr dann am Dämmchen in Oebisfelde. „Wir wollen so einerseits die Unzufriedenheit über den aktuellen Planungsstand ausdrücken und andererseits deutlich machen, dass diese zwei Abschnitte nur der Anfang sein können“, erklärt Lauenroth-Mago.