Dirk Kuthe Mr. Handball Weferlingen

Der Weferlinger Dirk Kuthe hat zwei Auszeichnungen verliehen bekommen. Nach mehr als 40 Jahren legt er seine Ämter für den Handball nieder.

Von Carina Bosse 02.10.2019, 01:01

Weferlingen l Dass etwas im sprichwörtlichen Busch war, schwante Dirk Kuthe erst, als er im Eingangsbereich der Allertalhalle auf Achim Bornkampf traf. Lange hatten sich die beiden Handballkollegen nicht gesehen. Doch er dachte sich noch nichts dabei, hatte ihn doch ein Anruf wegen technischer Probleme in die Halle gerufen. Als dann aber auch noch seine Frau Heike auf der Bildfläche erschien, kam es ihm doch etwas komisch vor.

So nahm der Handballnachmittag seinen Lauf. Die Mädchen der D-Jugend gewannen knapp ihr Spiel mit 14:13 gegen Oebisfelde. Die erste Männermannschaft fing bereits an, sich für ihr Spiel gegen Wolmirstedt aufzuwärmen, als es noch einmal ganz still in der Halle wurde. Dirk Kuthe wurde auf das Parkett gerufen. Seit mehr als 40 Jahren hieß Handball in Weferlingen für ihn nicht nur spielen - oder mit seinen Worten „das Tor vernageln“ - sondern auch Engagement für den Spielbetrieb.

Als er Anfang September den Vorstand über seine Rücktrittsabsicht zum 30. September informierte, konnte das gar keiner so richtig glauben. Dirk Kuthe, der Mann für alle Fälle: Vereinsvorsitzender, Abteilungsleiter, Spielwart, Schiedsrichter, Veranstaltungsmanager, Lagerist - immer da, wenn man ihn braucht, soll nun nicht mehr immer da sein.

„Ich bin ja nicht aus der Welt“, beschwichtigte Dirk Kuthe. Er ist als Ortsbürgermeister und Hallenverantwortlicher ohnehin nicht wegzudenken aus dem Weferlinger Sport. Sein Herz hängt am Handball, er will gar nicht ausschließen, das eine oder andere Mal noch im Tor zu stehen. Doch dass seine geliebte zweite Mannschaft nach einem tollen Auftakt in der vergangenen Saison - verletzungsbedingt - unterging, habe ihn schon getroffen. „Wenn die Jungs sich nochmal zusammenfinden...“, könnte etwas möglich werden.

Bereits mit 14 Jahren kam Dirk Kuthe über den Schulsport zum Handball - unsportlich wie er war, wie er selbst einschätzte. Mit Horst Tober als Lehrer hätte er erst einmal richtig das Laufen gelernt.

Dabei war sein Vater so gar nicht begeistert von der Wahl seines Sohnes. Fußball sollte es sein. Doch seine Mutter stärkte ihm den Rücken. Wenn es am Wochenende zum Spiel gehen sollte, stand die Tasche gepackt vor der Tür, und Mutter lenkte Vater ab, damit Dirk loskonnte.

Mit seinen 15 Jahren stand er im Tor, vor sich eine Mannschaft von um die 30-Jährigen, mit gestanden Sportlern wie Achim Bornkampf, Werner Ehlers oder Lutz-Otto Westphal.

Heimspielstätten hatten die Weferlinger in Hillersleben, in Haldensleben, in Erxleben, Helmstedt und Grasleben, bis schließlich 1998 die Allertalhalle in Weferlingen entstand.

Aus Empor Weferlingen zu DDR-Zeiten wurde nach der Wende MTV. Für den Handballsport wurde die Wendezeit eine schwierige. Daher entschloss sich Dirk Kuthe, unter anderem mit Erika Klische, den Handballclub (HC) Weferlingen zu gründen.

Dank eines Tricks konnten Kinder, Jugend und Frauen zum Ligabetrieb in Niedersachsen angemeldet werden. Zeitweise spielten 18 aktive Mannschaften für den HC. Dazu war es Dirk Kuthe gelungen, in Spitzenzeiten 19 Schiedsrichter vorzuhalten. Denn auch als Schiedsrichter ist er im Handball engagiert.

„Ohne dich, Dirk, stünden wir heute hier nicht so zusammen. Ohne dich hätten wir heute wohl keinen Frauenhandball so etabliert. Ohne dich würde es den Ruf des Weferlinger Handballs in der Handballwelt so nicht geben“, sagte eine sichtlich bewegte Sabine Müller. Auf sie, Frank Rohländer und einige andere Ehrenamtler baut Dirk Kuthe mit seiner Entscheidung: „Ich weiß den Weferlinger Handball in guten Händen.“

Sabine Müller sprach von Dirk Kuthe unter dem Applaus der ganzen Halle von „Mr. Handball Weferlingen“. An seiner Seite seine Frau Heike, die ihm in all den Jahren immer die Freiheiten gab, für den Handball Zeit zu haben. Darum gab es auch für Heike Kuthe einen Blumenstrauß.

Nicht nur zum Dank und zur Verabschiedung hatten die Handballer Dirk Kuthe in die Halle gelockt. Für seine faire und immer beispielhafte regelkonforme Schiedsrichterleistung erhielt er die Schiedsrichter-Ehrennadel des Landeshandballverbandes in Silber. Als Spieler und Macher des Weferlinger Handball gab es für ihn auch die Ehrennadel in Gold des Handballverbandes Sachsen-Anhalt aus den Händen von Denis Engel vom Verband.