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Feuerwehr Pfusch am Wedringer Neubau

Der Neubau der Ortswehr Wedringen entwickelt sich zum Sorgenkind der Stadt Haldensleben.

Von Juliane Just 28.07.2020, 01:01

Wedringen l Das alte Feuerwehrhaus mitten in Wedringen ist zu klein. Im Hauptraum ziehen sich alle Kameraden auf engstem Raum um – gerade für die eine Feuerwehrfrau unter den 16 Männern ist das eigentlich unzumutbar. Die Kameraden brauchen mehr Platz. Deswegen gab die Stadt 2017 einen Neubau in der Straße „Zum Kanal“ in Auftrag. Doch die Bauarbeiten stehen unter keinem guten Stern.

Am 14. September 2019 war der Einzug der Kameraden in ihr neues Domizil geplant – passend zum 90. Geburtstag der Ortswehr. Bis dahin sollte das Gebäude von innen fit sein, lediglich die Außenanlagen sollten später fertiggestellt werden. Inzwischen ist der Außenbereich bis auf den letzten Stein fertig, doch das Gebäude ist unvollendet. Neun Monate nach dem geplanten Einzugstermin sind die Wedringer immer noch nicht umgezogen.

Der Grund: Baupfusch. „Wir haben an dem Gebäude verdeckte Mängel festgestellt“, sagt Sven Brack, Abteilungsleiter für Hoch- und Tiefbau in der Stadtverwaltung. Diese Mängel sind erheblich, denn an der Außenfassade wurden Fallrohre nicht richtig angeschlossen. Deshalb sind sowohl die Fassade als auch die Dämmung feucht geworden – und zwar von innen und außen. An der Rückseite des Neubaus macht sich das an Rissen deutlich, im Innenraum durch Flecken an der Wand.

Nun muss ein Gutachter entscheiden, wie die schlimm die Schäden sind und wie sie beseitigt werden können. „Wenn alles schiefgeht, muss die Fassade abgerissen und neu gemacht werden“, sagt Sven Brack. Den Schaden bezahlt die verursachende Firma.

Für die Wedringer Einsatzkräfte, die seit neun Monaten auf den Umzug warten, ist das bitter. „Die Kameraden haben sich damit abgefunden, dass es länger dauert“, sagt Ortsbürgermeister André Wiklinksi, seinerseits ebenfalls Kamerad bei der Feuerwehr. „Wir würden uns freuen, wenn das Feuerwehrhaus noch vor der Fertigstellung der Ortsumgehung Wedringen fertig wird“, sagt Wiklinski und schmunzelt. Diese ist für August 2021 geplant.

Theoretisch würde die mangelhafte Fassade die Wedringer bei ihren Trainingseinheiten und Einsätzen nicht stören, doch wenn erneut ein Gerüst aufgestellt werden muss, kann das zu einer Unfallquelle werden. Deswegen verweilen die 17 aktiven Kameraden als auch 13 kleinen Kameraden der Kinderwehr geduldig im alten Domizil.

Mit 600.000 Euro schlägt der Neubau des Feuerwehrhauses zu Buche, weitere 127.000 Euro kommen für die Bauarbeiten an den Außenanlagen hinzu. Die Kosten dafür trägt die Stadt allein. Denn: Sowohl für die geplante Neuanschaffung eines Einsatzfahrzeuges als auch für den Neubau des Gerätehauses für die Wehr klaffte bereits 2018 eine Finanzierungslücke. Die Stadt hatte für beide Vorhaben Fördermittelanträge gestellt – und beide sind abgelehnt worden.

Doch nicht nur auf ein neues Gebäude warten die Wedringer, auch ein neuen Fahrzeug wird im kommenden Jahr in dem Neubau Platz finden. Dieser Auftrag wird laut Sven Brack demnächst vergeben. In gut einem Jahr könnte das Feuerwehr-Auto – der Fahrzeugtyp ist noch unklar – dann zur Verfügung stehen. Diese Fahrzeuge sind Einzelanfertigungen, deswegen ist ein Jahr Wartezeit das Minimum. Das alte Tragkraftspritzenfahrzeug ist über 20 Jahre alt.

Auch wenn die Verzögerungen für die Kameraden bitter sind, können die Wedringer nun nur abwarten, welche Entscheidung die Gutachter fällen. Doch egal wie die Entscheidung ausfällt, für André Wiklinski ist klar: „Wir feiern zwei Mal.“