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Folkloreabend Die Kultur eines Volkes in Tänzen

Kinder des Minsker Kulturensemble haben Gäste in Bülstringen mit Musik und Tanz begeistert. Der Folkloreabend war voller bunter Poesie.

Von Carina Bosse 15.06.2018, 01:01

Bülstringen l Mit einem Programm der besonderen Klasse begeisterte das Kinderensemble des Minsker Kulturpalastes am Mittwochabend die Besucher in der Bülstringer Dreifaltigkeitskirche. Leider blieben sicher aufgrund der frühen Abendstunde mitten in der Woche viele Sitzplätze leer. Doch wer nicht da war, der hat etwas verpasst.

Gerade erst zwei Stunden zuvor mit einem großen Reisebus angereist, leisteten die Mädchen ganze Arbeit, als sie bei ihrem Auftritt nicht nur Tänze ihrer Heimat, sondern auch deutsche Volks- und Tanzlieder umsetzten.

In zwei größeren Gruppen und mit solistischen Tanzeinlagen ist jede Tänzerin für sich genommen eine Könnerin. Dabei ist die Jüngste gerade mal fünf Jahre alt, verriet Reinhild Besecke von der Geschichts- und Traditions-Interessengemeinschaft aus Irxleben. Auf deren Einladung gastieret das Ensemble aus der Hauptstadt Weißrusslands bis kommenden Dienstag vor Ort.

Neben dem Tänzerischen sind die prachtvollen Kostüme zweifellos der Höhepunkt der Auftritte. Denn: Jeder Tanz wird in einem neuen Kleid, einer neuen Tracht vorgeführt.

Die Mädchen mussten unheimlich konzentriert und diszipliniert sein, um die kurze Zeit eines Tanzes zu nutzen, um in das nächste Kostüm zu schlüpfen. Dazu gehörten häufig nicht nur Rock und Bluse, Weste oder Kleid, sondern auch eine Kopfbedeckung. All das wird liebevoll ausgewählt und mit den Eltern der Kinder angeschafft, die im Übrigen auch die Reise nach Deutschland für ihre Töchter selbst tragen. Darum bitten die Mädchen am Ende auch immer um eine kleine Spende zugunsten ihrer kulturellen Arbeit.

„Tanz ist schweigende Poesie, die Poesie schweigender Tanz“, zitierte die Kirchenälteste Anne-Marie Krause zur Begrüßung den griechischen Dichter der Antike Simonides. Sie versprach eine Stunde Nahrung für die Seele, und wer sich darauf einließ, erlebte den ganzen Schwung weißrussischer Folklore, das Temperament eines Volkes voller Gastfreundschaft und Fröhlichkeit, dem auch Zeiten voller Trauer und Traurigkeit nichts anhaben können.

Auch wenn rund 1200 Kilometer zwischen Minsk und Magdeburg liegen, hatten sich die Kinder unbändig auf ihre Reise nach Deutschland gefreut, wie Reinhild Besecke berichtete. Erst kürzlich war sie nämlich in einer Delegation von der Interessengemeinschaft Geschichte und Tradition aus Irxleben in Minsk zu Gast. Das dortige Kulturensemble hatte die Gäste anlässlich eines Tanzgruppenjubiläums eingeladen.

„Wir suchen für unsere Gäste hier auch immer Auftrittsorte“, sagte die Irxleberin in Bülstringen. Wer sich also vorstellen könnte, die Kinder bei sich auftreten zu lassen, der kann sich bei ihr melden. Einmal im Jahr sind die Kinder auf jeden Fall auf Reisen zu ihren deutschen Freunden.