Freizeit Die Tierflüsterin

Es ist ein Mammutprojekt, das Cindy Berensmann am Rande Hundisburgs vorhat. Dort soll eine Pferdepension entstehen.

Von Juliane Just 03.09.2019, 01:01

Hundisburg l Wenn die Hündin Delmira Maharani auf einen zukommt, weicht man kurz zurück. Die Irische Wolfshündin ist ein riesiges Tier, mit einer Schulterhöhe von 58 Zentimetern reicht sie ihrem Frauchen bis zur Taille. Wenn alles nach Plan verläuft, wird die Hündin im kommenden Jahr auf einem neuen Hof herumtollen – und Frauchen Cindy Berensmann beim Schuften zusehen. Am Rande von Hundisburg möchte die 39-Jährige ein besonderes Projekt anpacken.

Auf einem 2,8 Hektar großen Gelände, auf dem vier Gebäude stehen, will Cindy Berensmann ein Rundumpaket für Reiter und Besucher entstehen lassen. „Ich möchte eine Pferdepension aufbauen. Später werden auch Hunde und Katzen aufgenommen werden“, umreißt sie grob ihre Pläne. Doch dazu gehört noch mehr: Zimmervermietung, Hundewiese, eine Reithalle, eine Longierhalle, eine Werkstatt, eine Schankwirtschaft, eine Grill­ecke. Die Pension soll „Merlins Hof“ heißen.

Wenn Cindy Berensmann von ihren Plänen spricht, sieht man die Begeisterung in ihren Augen. „Ich habe mir schon immer einen Pferdehof gewünscht“, sagt sie. Ihr Lebenslauf ist geprägt von der Arbeit mit Tieren – gerade Pferde haben es ihr angetan. In mehreren Gestüten arbeitete sie, hat Erfahrung in der Hengstaufzucht, war Turnierbegleiterin. Sie habe einen besonderen Draht zu Tieren, sagt sie selbst. „Als Jugendliche habe ich mich um unsere Pferde gekümmert und ich bin immer weit ausgeritten, ganz ohne Sattel. Das war besser als jeder Urlaub“, erinnert sie sich an ihre Jugendtage.

Nach Hundisburg verschlug es Cindy Berensmann im Jahr 2013 – der Liebe wegen. Seither wohnt die gebürtige Thüringerin dort mit ihrem Mann und den zwei Kindern, der Hündin und einer Katze. Vor einem Jahr wurde sie auf große Gelände am Rande des Orts aufmerksam. Bei einem Spaziergang sah sie das Schild „Zu verkaufen“ und begann, ihre Pläne zu schmieden. „Ich bin jetzt ein Jahr lang um das Gelände geschlichen, nun soll es losgehen“, sagt sie. Die Lage sei perfekt– es ist per Auto, Rad und zu Pferd gut zu erreichen, aber trotzdem ruhig gelegen.

Nun ist der erste Stein ins Rollen gebracht, denn derzeit geht ihr Plan durch die Ortschaftsräte und Ausschüsse. Das letzte Wort hat der Stadtrat, anschließend hat der Landkreis noch ein Wörtchen mitzureden. „Ich würde gern im Frühjahr 2020 mit der Sanierung der Gebäude starten“, sagt sie. Die Mitglieder des Ortschaftsrates Hundisburg wünschten ihr mit ihrem Vorhaben Glück, betonten aber auch, dass sie für ihr Projekt einen langen Atem brauche. „Ich bin schon realistisch, es soll kein rosa Ponyhof entstehen“, antworte sie darauf.

Ihr Plan: 20 Pferde finden Platz in ihrer Pension. Um den Auslauf der Tiere zu gewährleisten, sollen sie in Laufställen gehalten werden, nicht in Boxen. Selbst über den Untergrund hat sich die Tierflüsterin Gedanken gemacht: „Ich möchte zertifizierte Matten auflegen, die mit Turniersand bestreut werden. So werden die Hufe der Tiere geschont.“ Damit könnten auch Allergiepferde bei ihr unterkommen. Reiter können ihr Pferd in der Pension unterbringen, wenn sie im Urlaub sind, aber auch gemeinsam mit dem Pferd Urlaub machen.

Neben dem Hegen und Pflegen der Pensionspferde möchte Cindy Berensmann zwei eigene Pferde halten, die sie für therapeutische Zwecke ausbilden möchte. „Doch das ist alles noch Zukunftsmusik. Erst einmal muss ich das Grundstück kaufen“, sagt sie. Und auch wenn sie auf heißen Kohlen sitzt, geht es nicht ohne das behördliche Ja.

Die Motivation der 39-Jährigen besteht nicht nur darin, ihren Kindheitstraum zu realisieren, sondern sie wünscht sich mehr Miteinander. „Auf der Hundewiese können Menschen aus der Umgebung zusammenkommen und Kinder wieder mehr Natur erleben“, betont sie. Ihre Pension soll ein Treffpunkt werden, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Dies befürworteten die Ortschaftsräte in der vergangenen Woche, stellten jedoch auch die Frage, ob sie eine Konkurrenz für die anderen Pferdehöfe darstelle. Es gibt bereits zwei: den Reiterhof König und das Ponygut zwischen den Wäldern der Familie Braumann, beide in Haldensleben. „Ich sehe mich nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung des Angebots“, antwortete Cindy Berensmann darauf. So wolle sie keinen Reitunterricht anbieten, sondern den Pferden sowie Reitern lediglich einen Dach über den Kopf bieten. Einige Reiter aus der Umgebung hätten ihr Projekt befürwortet.

„Die Pferdepension ist ein Lebensprojekt, aber ich wollte das von Klein auf“, sagt Cindy Berensmann. Ihr Mann und ihre Kinder stehen hinter ihr, ihre Familie hält ihr den Rücken frei und will mit anpacken. Nun hoffe sie auf die Zustimmung aller Gremien der Stadt und des Landkreises. Doch genug geredet, Hündin Maharani stupst ihr Frauchen von der Seite an. Sie hat genug Geduld gezeigt, nun will sie hinaus ins Grüne. Und vielleicht spazieren sie heute wieder zu dem Objekt, an dem Frauchens Herzen so hängt.